Komfort-Zonen sind dazu da, verlassen zu werden. Nun ist für mich klar, dass es sich dabei eher um eine geistige Haltung (Stichwort: Flexibilität) als um einen tatsächlichen Ortswechsel handelt. Aber eben auch; weil, wer sein Leben nur in, sagen wir mal, „Hintertupfing“ verbringt (gibt es nur fiktiv, habs gegoogelt, da braucht sich jetzt niemand auf die Zehen gestiegen zu fühlen), wird vermutlich einen eher beschränkten Horizont erleben … Da tut man gut daran, auch mal in die Nachbar-Metropole zu wandern – oder eben weiter. Für „viel weiter“ braucht es dann Transportmittel – je nachdem, wie viel Zeit man hat für so eine Reise. Man kommt ja auch mit dem Rad ans andere Ende der Welt. Gut, früher oder später benötigt es dann doch auch einen schwimmenden Untergrund, aber wenn man die Zeit hat und sie sich nimmt, kommt man ganz schön weit … Sollte man gar nicht für möglich halten.
„Das Reisen lehrt Toleranz“, sagte Benjamin Disraeli, ein konservativer britischer Staatsmann und 1874 bis 1880 einmal britischer Premierminister. Vermutlich wird seine Motivation zu reisen eine jedoch andere gewesen sein als meine. Anmerkung dazu: Das Ende der Kolonialzeit lag zwischen den ersten Souveränitätserklärungen nach der Französischen Revolution und dem Ende des Zweiten Weltkriegs sowie der Gründung der UNO als Konzept gleichwertiger Nationen weltweit. Da war der Herr Disraeli mittendrin, daher meine Zweifel an seinem rein humanistischen Reiseansatz. Auch sich selbst an die harte Realität des Straßenasphalts super-klebende Klima-Aktivisten entfliegen ja mitunter dem grauen Alltag des Klassenkampfes, was man so hört … Nicht gerade die beste Werbung für die Sache der Bewegung – aber der Horizont will halt dann doch erweitert werden … Und: „Reisende soll man nicht aufhalten!“ heißt es ja schließlich auch. Der Geistliche Augustinus Aurelius formulierte die Motivation zur physischen wie psychischen Beweglichkeit folgendermaßen: „Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“ Dies stellt für mich geradezu eine Handlungsanweisung dar. Bleibt immer noch die Frage, wie man reist.
Redaktionsintern müssen wir unsere Reisebereitschaft ein wenig aufteilen – sei es auf Grund der begrenzten Größe des Teams, der zu erledigenden Büroarbeit oder der Fülle an Terminen; sei es auf Grund eines ökonomischen Denkansatzes oder um irgendwie einen Flug in den Sommerurlaub noch rechtfertigen zu können – eh nur vor sich selbst, aber dennoch. Man stellt Überlegungen an, was „g‘scheit“ ist und was sich einfach nicht ausgeht; eine Reise zur WeBuild nach Wels ist mit der Bahn zu bewerkstelligen – eine Reise nach Frankfurt zur ISH wird schon schwieriger mit der Bahn, auf Grund von Distanz und Zeitrahmen … Mit dabei sind wir selbstverständlich und alleine schon aus Interesse – und weil die persönlichen Treffen dann doch die wertvollsten sind. Schließlich hat schon Johann Wolfgang von Goethe es einst folgendermaßen formuliert: „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ Insofern freuen wir uns als Team des Gelben auf viele neue Erkenntnisse nach einem intensiven Messebesuch.
Und Ihnen, liebe Leser, wünsche ich nun ebenso eine komfortable wie erkenntnisreiche Lektüre der vorliegenden Ausgabe 3/2023 im Namen des gesamten Teams!