Österreich will bis 2040 klimaneutral sein und kein Öl & Gas mehr beim Heizen verbrennen. Der Krieg in der Ukraine hat die Dringlichkeit des Ausstiegs aus den Fossilen akut erhöht – zudem wollen viele Privathaushalte von den staatlichen Fördersummen beim Wechsel auf Wärmepumpenheizungen profitieren. Schon jetzt zeigt sich jedoch ein Engpass für die Wärmewende: Das Handwerk braucht kurzfristig 10.000 Energieplaner und Installateure, um in den Heizungskellern die neue Technik einzubauen. Darauf verweist Thomas Mader, Geschäftsführer von Stiebel Eltron Österreich.
Bis 2040 gilt es, rund 900.000 Gasheizungen und 600.000 Ölheizungen zu ersetzen. Dazu kommen fossil betriebene Fernwärmenetze, die beispielsweise in Wien weit mehr als 400.000 Haushalte versorgen. Für diese Aufgabe hat die Heizungsbranche nach den Vorgaben der Klimaschutzziele 18 Jahre Zeit. Gemessen an den aktuell erreichten Verkaufszahlen grüner Wärmepumpenheizungen zeigt sich, wie ambitioniert dieses Szenario ist: 2021 wurden rund 31.000 Stück im Inland verkauft. Wenn sämtliche fossile Heizungen durch eine Wärmepumpe ersetzt würden, bräuchte man beim derzeitigen Tempo mehr als 38 Jahre Zeit. Dennoch zeigt sich Thomas Mader, Geschäftsführer des Haus- und Systemtechnikherstellers Stiebel Eltron in Österreich, optimistisch: „Grundsätzlich sind wir in der Lage, den klimafreundlichen Umbau in den Heizungskellern in 15 Jahren zu stemmen. In Österreich werden derzeit mit Neubau aber nur 100.000 Wärmeerzeuger installiert. Dies ist zwar eine Steigerung von ca. 10 % gegenüber dem Vorjahr, aber leider eindeutig zu wenig“, so der Branchenexperte. Für die Planer und Installateure hieße das mehr als eine Verdoppelung der Einbauzahlen. „Dabei sind die bisherigen Neuinstallationen weit weniger aufwändig als das, was noch bevorsteht: echte Austauscharbeiten, im Zuge derer alte Heizungssysteme rundum erneuert werden müssten. Um diese Mammutaufgabe zu stemmen, braucht die Heizungsbranche Unterstützung von der Politik. Wichtig sind konkrete Ausbaupfade sowie eine Ausbildungsinitiative für Green-Tech im Handwerk,“ sagt Thomas Mader.
Engpässe auflösen
Stiebel Eltron Österreich hilft dem Handwerk als Hersteller von Wärmepumpenheizungen bereits mit einer „Erstinstallationsunterstützung“: „Wir begleiten Installateure in der Praxis und vermitteln ihnen beim Kunden vor Ort, wie der Wechsel auf klimafreundliche Wärmetechnik funktioniert. Diese Maßnahme ist jedoch nur ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen“, sagt Mader. Stiebel Eltron plant derzeit, das Ausbildungsangebot zügig auszubauen und noch in diesem Jahr eine Online-Umschulung für die Wärmepumpenheizungen anzubieten. Wie das Beispiel vom Energy-Campus in Deutschland zeigt, lässt sich so die Teilnehmerzahl aus dem Handwerk deutlich erhöhen. Gleichzeitig gilt es, den Nachwuchs mit zukunftsfähigen Kompetenzen auszustatten. Stiebel Eltron Österreich engagiert sich dazu bereits in Zusammenarbeit mit der Höheren Technischen Lehranstalt HTL Mödling. Klimafreundliche Wärmepumpenheizungen werden künftig von Anfang an in moderne Gebäudetechnik integriert sein – die notwendigen Kompetenzen sollen in der Ausbildung verankert werden.
Über die Wärmepumpenheizung
Die Wärmepumpenheizung ist klimafreundlich und nutzt Energie aus der Umgebungsluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser. Die Systeme arbeiten nach dem Funktionsprinzip eines Kühlschranks. Für den Antrieb ist Strom erforderlich. Der Staat fördert den Einbau mit dem Programm „Raus aus Öl und Gas“ mit bis zu 7.500 Euro. Wer den Wechsel plant, sollte sich frühzeitig informieren.