Das fünfte Gespräch unserer Interview-Serie mit den Landesinnungsmeistern 2022 führt uns in die Steiermark:
Ein Rückblick, ein Ausblick – wie hat die Branche die vergangenen zwei (Pandemie-)Jahre gemeistert? Was kommt auf sie zu?
Anton Berger: Die vergangenen zwei Jahre waren sehr herausfordernd. Rahmenbedingungen, unter welchen keiner Erfahrung hatte, Auflagen in puncto Hygiene, die scheinbar im Stundentakt geändert wurden, die Unberechenbarkeit, wenn Personal ausfällt, ob als K1 oder selbst infiziert ... Aber wir hatten auch wirklich Glück, in einer äußerst krisensicheren Branche zu arbeiten; an Arbeitsaufträgen mangelt es jetzt bestimmt nicht. Dieser Trend dürfte auch so weitergehen, auch wenn Geschäftsfelder unterschiedliche Entwicklungen zeigen werden. Breit aufgestellt zu sein, lautet die Devise, würde ich sagen.
Wie sind die Berufsschüler durch die letzten beiden Jahre gekommen?
Berger: Die Jungen passen sich schnell an. Da hatte das Personal teilweise größere Hürden zu nehmen – der Slogan „Das haben wir immer schon so gemacht“ musste aus dem Gedächtnis verschwinden. Die ersten Zeugnisse in der Pandemie waren noch etwas „schwankend“ – das hat sich aber mittlerweilen eingependelt und hatte auch positive Seiten. Man kann nun z. B. auch aus der Ferne am Unterricht teilnehmen, wenn Präsenz (aus welchem Grund auch immer) nicht möglich ist.
Was für ein Bild zeichnet sich in Bezug auf die Lehrlingssituation generell ab?
Berger: Lehrlinge zu bekommen und dann nachhaltig für den Beruf zu begeistern, ist wohl die große Kunst. Die Lehrlingszahlen sind im Vergleich zu anderen Branchen nicht schlecht, aber absolut gesehen viel zu wenig. Durch den Schwund am Ende der Ausbildung brauchen wir in der Lehrlingsphase noch mehr an jungen Talenten, damit genügend topausgebildete Mitarbeiter in der Branche bleiben.
Wie steht Ihr Bundesland – in Sachen Ausbildung und Lehrlingserfolgen – im Vergleich zu den anderen da? Wie hat sich das in den letzten Jahren verändert?
Berger: Hier haben wir als Steirer wohl die steilste Formkurve zu verzeichnen. Mit dem Trainingslager vor ca. fünf Jahren haben sich die Erfolge ständig gesteigert. Beim letzten Bundeslehrlingswettbewerb haben wir schließlich mit zwei Kandidaten einen Stockerlplatz und eine Medaillance of Excellence erhalten. Mittlerweile haben wir es auch geschafft, dank der großartigen Unterstützung von Ing. Gerald Winkelbauer (Berufsschuldirektor) und Ing. Peter Bauer (Berufsschuldirektor-Stv.) ein neues Trainingszentrum inmitten des Schulgeländes anzumieten. Das motiviert auch unser tolles Trainerteam mit Martin Prassl und Matthias Ettl.
Es dürfte bei ein bisschen Glück nur eine Frage der Zeit sein, bis sich der erste Steirer international bei Euroskills oder Worldskills beweisen wird.
In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen für die Branchen in den kommenden Jahren?
Berger: Fachkräfte, Fachkräfte und nochmals Fachkräfte. Die steigende Anzahl an unterschiedlichen Einsatzbereichen, höhere Anforderungen an Qualifikation und eine demographische Entwicklung, die nicht gerade Gutes verspricht, stellen uns vor große Herausforderungen. Wir müssen wirklich versuchen, unseren Beruf als das Highlight einer beruflichen Karriere darzustellen. Unser Beruf muss „sexy“ sein – wir müssen es schaffen, neidvolle Blicke zu bekommen, wenn jemand nicht als Installateur arbeiten kann.
Welche sind die wertvollsten Quellen für neue Produkte, News und Austausch mit Kollegen?
Berger: Meiner Erfahrung nach ist das der Austausch mit Kollegen. Hier gibt es viele Möglichkeiten, etwa eine Mitgliedschaft bei HSH, 1A, LSI etc. Genau dort kann man sich gut austauschen und vernetzen, das ist es, was uns ausmacht! Neue Produkte kommen aus der Industrie, die ja auch auf unser Feedback für Entwicklungen wartet, und das müssen wir auch liefern.
Diesen Beitrag finden Sie ungekürzt auch ab Seite 6 der aktuellen Ausgabe 5a/2022!