Denn entlang der Trave und der Uferpromenade entfaltet sich nun auf knapp 17.000 Quadratmetern das Quartier Baltique – ein bunter Mix aus Wohnen, Tourismus, Gastronomie und wasserbezogenem Gewerbe. Das Herzstück des Quartiers bilden 251 neue Wohnungen in zwölf Gebäuden mit einer großen Zahl ähnlicher Grundrisse in den jeweiligen Sanitärbereichen. Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen gemeinsam bereits in der Entwurfsphase für den Einsatz industriell vorgefertigter TGA-Elemente. Und das in großem Umfang – insgesamt 563 vorgefertigte Installationswände der Marke TECEsystem kommen im gesamten Quartier zum Einsatz.
Ambitionierte Entwicklung des alten Hafens
Das großflächige Neubaugebiet bildet den Abschuss der Umwidmung des ehemaligen Fischereihafens. Es vermittelt zwischen den großen Volumina der Werften und den kleinteiligeren Gebäuden der Umgebung. Einzelne, mehrgeschossige Gebäude fügen sich mit ihren unterschiedlichen Höhen zu einem wellenförmigen Ensemble zusammen. Joanna Hagen, Bausenatorin Lübecks, sagte vor Baubeginn: „Die Entwicklung von einem Standort der Fischerei und des Gewerbes zu einem Standort, der noch weiter steigende touristische Anziehungskraft entwickelt, der eine hohe Aufenthaltsqualität aufweisen und erstmals ein Wohnstandort werden wird, ist sehr bedeutsam. Es wird eine wunderbare Mischung sein, die zum einen das Charakteristische des Standorts erhält, aber Bereicherung durch zusätzliche Nutzung, Restaurants, gewerbliche Flächen und das Wohnen erfährt.“
Die Idee, ein Stadtquartier an der Lübecker Bucht zu schaffen, hat ihre Wurzeln bereits im frühen 20. Jahrhundert, als zur Erweiterung des Hafengebietes großflächig Baggersand aufgeschüttet wurde. Die urbane Entwicklung aber ließ auf sich warten: 2012 nahmen der Hamburger Projektentwickler FRANK gemeinsam mit dem Lübecker Büro ppp architekten + stadtplaner die städtebaulichen Planungen wieder auf. Die FTG Fischereihafen Travemünde GmbH, ein Joint Venture von FRANK, Hamburg, und der NGEG Norddeutschen Grundstücksentwicklungsgesellschaft, Kiel, beauftragte die PORR Hochbau Region Nord mit der baulichen Umsetzung.
Untergliedert ist das städtebauliche Konzept in vier Teilbereiche. Die drei Baufelder und ein östlich angrenzender, als Zeilenbebauung ausgebildeter Gebäudetypus fügen sich nahtlos am alten Fischereihafen ein. Das Erscheinungsbild der Neubauten verbindet auf harmonische Art traditionelle, lokale Elemente mit dem historischen bestehenden Gebäudebestand aus Backstein. Drei begrünte Innenhöfe, unterschiedliche Durchwegungen sowie mehrere bis zur Hafenkante führende Gassen unterstützen den Quartierscharakter.
Im Vorentwurf Vorfertigung einplanen
Das Besondere des Bauvorhabens: Frühzeitig im Planungsprozess saßen alle Beteiligten an einem Tisch. Denn im Umgang mit vorgefertigten Elementen sei der Planungsvorlauf entscheidend, wie Klaus-H. Petersen, Geschäftsführer des für den Entwurf zuständigen Büros ppp architekten + stadtplaner gmbh, betont. Bereits die Entwurfsplanung müsse darauf abgestellt sein, möglichst früh vorzufertigen: „Im Grunde gilt es, die Leistungsphasen (LP) nicht klassisch hintereinander zu denken, sondern den Hochbau und die technischen Gewerke parallel zu planen, sodass schon ab Leistungsphase 2 die richtigen Weichen gestellt werden, beziehungsweise Vorgriffe auf die traditionell nachgelagerten Abläufe erfolgen. Mit ihnen lassen sich häufig Kosten- und Zeitvorteile erzielen.“
Schon länger plädieren Experten dafür, bereits im Entwurf die Planung zu modularisieren und vorgefertigte Elemente zu berücksichtigen. Einen Ansatz, den auch Klaus-Hinrich Peters, Oberbauleitung von PORR GmbH & Co. KGaA Hochbau, teilt: „Wenn wir bereits in der Entwurfsplanung involviert sind, können wir immer vorschlagen, auf eine modulare Bauweise zurückzugreifen. Wir planen also von Anfang an die Art der Fertigung mit ein.“