Dort, wo sonst die Akteure des polnischen Fußballvereins Lechia Gdańsk bejubelt werden, gehörte am Dienstagabend der Applaus den rund 600 Fachkräften der EuroSkills: In der über 40.000 Fans fassenden Polsat Arena in Danzig ist mit der feierlichen Eröffnung der offizielle Startschuss für die Berufs-EM gefallen. Europas beste Fachkräfte in Berufen wie Hochbau, Bäckerei, Web-Development, Schönheitspfege, Mechatronik, Zerspanungstechnik & Co. aus 32 Nationen eröffneten mit der traditionellen Flaggenparade die insgesamt achte Europameisterschaft, die erste auf polnischem Boden.
Das Fahnenmeer wurde von Rot und Weiß eröffnet – und auch beschlossen: Dem Alphabet geschuldet zog Team Austria – mit Fahnenträger Johannes Bojer, Land- und Baumaschinentechniker aus Semriach – zu Beginn der Veranstaltung ein, Gastgeber Polen beendete die von DJs musikalisch umrahmte Parade.
Plakolm: „Österreich ist Weltmacht“
Von Mittwoch bis Freitag kämpfen 44 heimische Vertreterinnen und Vertreter in 38 Berufen um Edelmetall. Am Samstagabend erfolgt – neuerlich in der Polsat Arena – die Medaillenvergabe. Davor aber wollen die österreichischen Fachkräfte auf der Bühne der besten Europas Topleistungen abrufen: „Ich drücke unseren Starterinnen und Startern bei den Berufs-Europameisterschaften ganz fest die Daumen. Österreich ist regelrecht eine Weltmacht, wenn es um Fachkräfte in Industrie, Handwerk und Dienstleistungen geht und ich bin zuversichtlich, dass wir das mit unserem Team Austria auch wieder zeigen werden“, so Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm.
Herk: „Höchste Kompetenz, Nervenstärke und Glück des Tüchtigen“
Für Skills Austria-Präsident Josef Herk ist klar: „Unsere Asse haben sich monatelang auf diesen internationalen Wettbewerb vorbereitet und hart für diesen Moment trainiert. Nun kommt es auf höchste Kompetenz, Nervenstärke und das Glück des Tüchtigen an. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Profis Österreich einmal mehr jubeln lassen werden. Aber noch wichtiger ist, dass sie die erfolgreiche Berufsausbildung Österreichs in die Welt tragen.“ Letzteres ist bei der Europameisterschaft 2021 gelungen: Bei der Heim-EM in Graz holte das damals 54-köpfige Team 33 Medaillen – elf davon in Gold, zwölf in Silber und zehn in Bronze.
Erfolgsdruck will Skills Austria-Geschäftsführer Jürgen Kraft dennoch nicht aufkommen lassen: „In den Monaten der Vorbereitung haben unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon unter Beweis gestellt, dass sie schon jetzt echte Champions sind: Sie haben ihre technischen Fähigkeiten erweitert, haben mental viel dazugelernt – und sind in unzähligen Trainingseinheiten oft bis ans Äußerste gegangen. Jeder und jede einzelne, die hier an den Start geht, darf sich schon jetzt als Sieger bzw. Siegerin fühlen.“
Erfolgreichste „EuroSkills“-Nation
Rein statistisch betrachtet, zählt Österreich berufsübergreifend zu den absoluten Topfavoriten: So konnte Rot-Weiß-Rot seit Beginn der Berufseuropameisterschaft 2008 stets Platz eins oder zwei im Medaillenspiegel erobern. Heißt konkret: 2021 (in Graz) und 2018 (in Budapest) klassierte sich das Team Austria Platz – jeweils hinter Russland – auf Platz zwei. 2016 (in Göteborg, Schweden), 2014 (in Lille, Frankreich) und 2012 (in Spa, Belgien) eroberte Österreich die europäische Spitze. 2010 (in Lissabon, Portugal) und bei der Premiere 2008 (in Rotterdam, Niederlande) belegten unsere „Young Professionals“ – jeweils hinter der Gastgebernation – den zweiten Rang in der europäischen Medaillenbilanz. Unter Strich machen die Nachwuchsfachkräfte – zumindest aus dieser Perspektive – unser Land vor Finnland, den Niederlanden und Deutschland zur erfolgreichsten Nation der noch jungen EuroSkills-Geschichte. Hoffnung auf einen neuerlichen Medaillenregen macht zudem die letzte Berufsweltmeisterschaft, in der Österreich – nach Frankreich – Platz zwei in der EU-Wertung behaupten konnte.
Kein Selbstläufer
Dass die Rekorde auch heuer purzeln, ist hingegen alles andere als ein Selbstläufer: Mit 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stellt Österreich heuer zwar das größte Team Europas, gleichzeitig aber auch ein um zehn Köpfe kleineres Aufgebot als noch 2021 in Graz. Darüber hinaus haben eine Vielzahl an Ländern ihre Vorbereitung und Herangehensweise an die internationalen Großbewerbe massiv aufgewertet bzw. professionalisiert – das wirkt sich auch auf die Teilnehmerzahlen aus: Waren bei der Heim-Euro 400 internationale Fachkräfte am Start, sind es heuer um ein Drittel mehr. Wie sich diese Veränderungen auf die Medaillenbilanz 2023 auswirken, wird spätestens nach der „Closing Ceremony“ am Samstag (Start: 18 Uhr) ersichtlich sein