Nicht nur architektonisch ist es eine kleine Perle. Das kernsanierte arthotel bakker auf der Nordseeinsel Borkum begeistert auch in anderer Hinsicht. Denn eine Modernisierung in Rekordzeit im schmalen Zeitfenster von November bis Mai, die auch dank des Einsatzes industriell vorgefertigter Sanitärwände gelang, sowie der Einsatz und der Kompetenzen einer ganzen Familie charakterisieren die Erneuerung des Ensembles aus einem Alt- und einem Neubau.
Um das Haus mit 45 Zimmern für gestiegene Komfortansprüche und energetisch zu ertüchtigen, fiel die Entscheidung auf eine Kernsanierung mit umfangreichen Veränderungen. Den Anstoß hierzu gab der Eigentümerwechsel an eine ortsansässige Familie, die bereits als Planer und Projektierer von Hotels und Ferienwohnungen bundesweit Erfahrungen gesammelt hat und auch um die Besonderheit der Insel Borkum weiß: Denn hier darf nur zwischen dem 1. November und 31. Mai saniert und renoviert werden. In den anderen Monaten dürfen die Urlauber nicht von Baustellenlärm in ihrer Erholung gestört werden.
Hotelsanierung als Familienprojekt
„Es grenzt fast an ein Wunder, dass wir es in knapp sieben Monaten tatsächlich geschafft haben.“ So bringt Neele Benken die Sanierung in Rekordzeit auf den Punkt, hinter der die Geschäftsführerin des Planungs- und Architekturbüros HOCHDREI GmbH und HÜPPE + PARTNER gemeinsam mit ihrem Bruder Sören Hüppe steht. Beide betreiben das Hotel gemeinsam, nachdem sie es im November 2021 nach zehnjähriger Pachtzeit erworben haben.
Ihr Vater Dipl.-Ing. Michael Hüppe hat als Architekt die Sanierung geplant und überwacht. Unterstützung erhielten die Geschwister auch von Mutter Gesche Hüppe (Inneneinrichtung/Design) und Bruder Jan-Henrik Hüppe (Bauleitung). Selten war die Formulierung „in Familienhand“ deshalb treffender als bei den Arbeiten am arthotel bakker.
Fassade als verbindendes Element
Eine historische dreigeschossige, stuckverzierte Fassade aus den 1860er-Jahren begrüßt die Gäste und schlägt somit eine sehenswerte Brücke zu den Anfängen des Bädertourismus auf Borkum Mitte des 19. Jahrhunderts. Schon damals wurde das Gebäude als Hotel genutzt, in den 1970er-Jahren folgte eine Erweiterung um einen viergeschossigen Komplex in Betonbauweise. Die äußere Hülle des zweiteiligen Gebäudes bildet nach der Sanierung eine farbliche Einheit: Das Rot der traditionellen Backsteinfassade und das Weiß der Fensterumrandungen werden in der Fassade des jüngeren Gebäudeteils aufgegriffen und verbinden so optisch beide Teile.
Helle Farben als Verbindung zu den Elementen der Nordsee
Helle und natürliche Farben dominieren im Inneren. In der Lobby, die eine Blickachse zum Frühstücksbereich bietet, sorgen überwiegend sandfarbene Töne für eine wohnliche Atmosphäre. Raumhohe Täfelung, Bücherregale und Raumtrenner- Elemente in grauen Matttönen fügen sich ins Salon-Ambiente ein. Beistelltische aus Massivholz oder Korbleuchten aus Naturmaterial setzen ausgewählte Akzente. Die konsequente Linie natürlicher Farben wird in den Einzel-, Doppel- und Familienzimmern fortgesetzt. Die Verbindung nach draußen stellen nicht zuletzt die Loggien mit bereitgestellten Sitzmöbeln her. Hier lässt sich nicht nur die Nordseeluft, sondern von einigen Zimmern auch der Ausblick auf den Leuchtturm genießen.
Nachhaltigkeit im Fokus
Aus der Vogelperspektive zeigen sich zudem Schönheit und Funktionalität dieser äußeren Gebäudehülle, die von einer großzügigen wetterfest beplankten Dachterrasse abgeschlossen wird. Bodentiefe Fenster ermöglichen den großzügigen Einfall von Tageslicht in den Wellness-Bereich mit zwei Saunen und einem Ruhebereich, der mit einem weiten Blick über die Dächer Borkums, auf den Leuchtturm und die Nordsee zur Entspannung einlädt. Die Parzellen einer Photovoltaik-Anlage stehen für den Aspekt der Nachhaltigkeit, der sich die Planer und Betreiber verschrieben haben.
Energieautarkie bis zu 70 Prozent
Der dreigeschossige Altbau wurde ebenso kernsaniert wie der viergeschossige Betonbau. Dieser erhielt außerdem eine optimierte Fassade und eingefasste Balkone vor den Zimmern in den höheren Etagen. Dabei wurden typische Problemfelder aufgelöst: „Zum einen der Komplex Schallschutz“, berichtet Michael Hüppe. „Außerdem haben wir einen hohen Aufwand betrieben, was Estrich, Fußbodenheizung, Wärme- und Wandaufbau angeht, und das ganze Gebäude so gedämmt, dass wir energetisch in eine ganz andere Klasse kommen.“ So ließen sich KfW-Förderprogramme für Energieeffizienz und erneuerbare Energien nutzen. Der dazu geforderte Sprung über die 50-Prozent-Marke bei erneuerbaren Energien ist dank Photovoltaik auf dem Dach und Luft-Wärme-Pumpen im Keller sowie der entsprechenden Dämmung gelungen. „Damit erreichen wir – aufs Jahr gerechnet – eine Energieautarkie zwischen 60 und 70 Prozent“, sagt Sören Hüppe, der dabei das übergeordnete Ziel „Borkum 2030 emissionsfrei“ im Blick hat.
Smarte Haustechnik
Dazu passen auch die effiziente Kontrolle und Steuerung der Haustechnik. Sören Hüppe nennt das arthotel bakker „das fast digitalisierte Hightech-Hotel“, in dem smarte Technik Aufgaben übernimmt: u.a. angepasste Raumtemperatur je nach Belegung und Situation. Das Heizsystem mit Rückkopplung zu den Fensterkontakten sorgt dafür, dass die hauseigene Energieerzeugung nur so weit wie nötig in Anspruch genommen wird.
Zeitersparnis dank Einsatz vorgefertigter Elemente
Auf Empfehlung des örtlichen Fachhandwerkbetriebs Ohlsen fiel bei der neuen Sanitärtechnik die Wahl auf die industriell vorgefertigten vorgefertigten Sanitärwände von TECEsystem. Zwei Gesichtspunkte gaben den Ausschlag: die Zeitersparnis bei der Montage und die Baustellenlogistik. „Wenn ich vor Ort alles selbst baue, brauche ich eine andere Lagerfähigkeit“, präzisiert Sören Hüppe. Dies hätten die örtlichen Möglichkeiten nicht hergegeben. Das betrifft auch den Einsatz von Fachkräften, deren Mangel ein bereits länger existierendes Problem nicht nur auf Borkum ist. In konventioneller Bauweise wäre die „dreifache Anzahl an Mitarbeitern nötig gewesen“, erklärt Hüppe.
Modulbauweise alternativlos
Daniel Ohlsen, Ingenieur und SHK-Meister, hat mit seiner Firma die Sanierung umgesetzt: „Auf dem Festland holt man sich Fachleute für einzelne Arbeitsschritte, auf Borkum ist das unbezahlbar.“ Denn auf der Insel kommen zur Abhängigkeit von Ebbe und Flut auch Kosten für die Fähre und Übernachtung hinzu. So kam nur industrielle Vorfertigung in Modulbauweise infrage, damit die Sanitärinstallation in nur sechs Monaten bewältigt werden konnte. „TECE hat mir viel Planungsleistung abgenommen, die ich sonst selbst mache“, sagt Ohlsen. Als einen Vorteil der Modulbauweise sieht Ohlsen unter anderem die unkomplizierte Integration von Hygienespülstationen für Kalt- und Warmwasser in den oberen Etagen sowie die Geruchsabsaugung am WC. Beides hätte in konventioneller Bauweise einen erheblichen, zusätzlichen Installationsaufwand bedeutet.
Hochwertige Sanitärtechnik
Im Einzelnen wurde bei der Sanierung von 45 Bädern 14-mal TECEsystem als Raumtrenner eingesetzt, im Betonbau als Wände zwischen zwei Bädern und im Altbau auch innerhalb eines Bades als Abgrenzung von Dusche und dem übrigen Raum. 31-mal wurden vorgefertigte Register in Schächten verbaut, bei allen 45 Wänden mit integrierten Hygienespülkästen kam Einblasdämmung für den Brandschutz zum Einsatz. Die Betätigungsplatten TECEnow in glänzendem Weiß runden die hochwertige Ausstattung der Badezimmer ab.