Das neunte und damit letzte Interview unserer Gesprächsserie mit den Landesinnungsmeistern 2022 führt uns nach Vorarlberg – genauer gesagt nach Dornbirn zu LIM Ing. Karl-Heinz Strele.
Ein Rückblick, ein Ausblick – wie hat die Branche die vergangenen zwei (Pandemie-)Jahre gemeistert?
Ing. Karl-Heinz Strele: Erstaunlich gut. Wir durften Gott sei Dank nach anfänglichen Unsicherheiten nahezu uneingeschränkt arbeiten. Eine hohe Flexibilität hinsichtlich coronabedingter Terminverschiebungen bei Kunden und Mitarbeitern sowie eines nicht immer gewohnt einwandfreien Materialflusses war und ist in nur geringerem Ausmaß erforderlich. Dazu kommt, dass die Baubranche und speziell das Handwerk seit mehreren Jahren eine Zeit der Hochkonjunktur erlebt und die Betriebe gut ausgelastet sind.
Wie interpretieren Sie die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine?
Strele: Diese unseelige Situation mit enormem menschlichen Leid vor Ort deckt neben den politischen Fehlentwicklungen eklatante Schwächen in vielen Bereichen unseres Wirtschafts-, Lebensmittel-, Rohstoff- und Energieversorgungssystems auf. Dinge und Entwicklungen hinsichtlich Klimaschutz, Ökologisierung unserer Heizsysteme, Energiesparen, Umstellung unserer Energieversorgung kommen nun in Fahrt, wie es noch vor einigen Monaten undenkbar gewesen wäre und auch jahrelang von Interessengruppen immer wieder blockiert worden ist. So schlimm dieser Krieg für alle persönlich Betroffenen ist – wir alle können nur daraus lernen und die aufgezeigten Mängel und Fehler in möglichst vielen Lebensbereichen ausmerzen und, wo notwendig, neue, bessere Strukturen, Prozesse, Systeme und Verhaltensweisen etablieren.
Was kommt auf die Installateur-Branche in den nächsten Jahren zu?
Strele: Da sind derzeit sehr viele Entwicklungen erkenn- und spürbar. Stichwortartig und auszugsweise möchte ich hier anführen: eine sich merklich abschwächende Bau-Hochkonjunktur, gleichzeitig eine starke Nachfrage im Bereich der Heizungssanierung und Umstellung der Energieversorgung, die eingeläutete Energiewende, ein verstärktes Energiespar- und Öko-Bewusstsein unserer Kunden, hohe Energiekosten, Fachkräftemangel, Erhalt einer qualitativ hochwertigen Lehrlingsausbildung, massive Preissteuerungen bei Materialien, Lohnkostensteigerungen, Lieferschwierigkeiten seitens Industrie und Herstellern, Aufbrechen unserer jahrzehntelang gewohnten Liefer- und Vertriebsketten, Digitalisierung im Bau- und Gebäudetechnikbereich speziell auch hinsichtlich neuer Online-Beratungs- und Vertriebsformen sowie in der Aus- und Weiterbildung etc.
Wie sind die Berufsschüler durch die Pandemie-Jahre gekommen?
Strele: Nach meinen Erfahrungen leider eher schlecht als recht trotz aller massiven Anstrengungen seitens der Lehrbetriebe, der Berufsschule und den engagierten Ausbildnern und Lehrern. Die theoretische Ausbildung in den Schulen hat leider sehr gelitten. Eine Erkenntnis ist, dass der Fernunterricht den Präsenzunterricht niemals ersetzen kann.
Was für ein Bild zeichnet sich in Bezug auf die Lehrlingssituation generell ab?
Strele: Trotz aller Jammerei hinsichtlich fehlender Lehrlinge stagniert die Anzahl unserer Lehrlinge in Vorarlberg in den letzten Jahren auf einem recht hohen Niveau – sogar mit leicht steigender Tendenz. Bedenklich dabei ist jedoch, dass eine nicht unerhebliche Zahl den Lehrabschluss nicht oder erst im zweiten Anlauf schafft sowie nach der erfolgten Ausbildung in andere Branchen abwandert.
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