Kreislauffähig oder (nur) recycelbar?
Viele Anbieter werben heute mit „recycelbaren“ Produkten. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, einmal genauer hinzuschauen. Welche Arten von Recycling gibt es und wie unterscheidet sich ein „recycelfähiges“ von einem „kreislauffähigen“ Produkt oder Material?
Beim Recycling entscheidet das Ausgangsprodukt darüber, welche Recyclingrouten möglich sind, und damit, ob die Qualität des gewonnenen Recyclates höher (Upcycling) oder niedriger (Downcycling) ausfällt. Die Verwertung von Kunststoffabfällen ist in der Regel ein Downcycling. Beim Upcycling werden scheinbar ausgediente oder nutzlose Produkte in neuwertige umgewandelt, zum Beispiel werden Holzpaletten zu Möbeln. Auch die Wiederaufbereitung von Stahlschrotten wird häufig als Upcycling bezeichnet.
Seit 30 Jahren wird in Deutschland Plastikmüll in den bekannten „Gelben Säcken“ gesammelt und den Verbrauchern suggeriert, etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Das meiste Plastik aus den „Gelben Säcken“ ist jedoch noch nicht einmal gut genug für das Downcycling. Da es jedoch gut brennt, gelangt es häufig in die energetische Verwertung, auch „thermisches Recycling“ genannt. Letztendlich wird dies dann nur verbrannt und dabei entstehen große Mengen an CO2, die unsere Umwelt belasten und die Klimaerwärmung weiter forcieren. Lediglich etwa 5 Prozent des Plastikmülls aus dem gelben Sack wird wieder zu neuem Material. Laut Umweltbundesamt wurden 2019 in Deutschland mehr als die Hälfte (53 Prozent) aller Kunststoffe bei der Entsorgung verbrannt – eine riesige Menge von über drei Millionen Tonnen! Kaum zu glauben, aber wahr: Nach deutschem Recht gilt exportierter Plastikmüll als recycelt, wodurch sich die offizielle Recyclingquote von Plastik künstlich erhöht. Mit dem Export von Plastikmüll werden inzwischen weltweit Geschäfte gemacht, die weit über die Legalität hinausgehen. Und am Ende landet dieser häufig auf einer wilden Deponie oder wird einfach angezündet.
Ganz anders sieht es dagegen bei kreislauffähigen Produkten und Materialien aus. Diese bleiben dem Wertstoffkreislauf ewig erhalten. Sie können nach der Nutzung ohne Qualitäts- oder Mengenverlust wiederverwertet werden – und dies immer wieder aufs Neue. Das schont Ressourcen und vermeidet die Umwelt belastende Abfälle. Kreislauffähige Materialien können somit ein entscheidender Hebel sein, den Kollaps unserer Erde doch noch zu verhindern.
Welche Materialien im Bad sind wirklich nachhaltig?
Schauen wir einmal, wie es mit einigen im Bad üblichen Materialien aussieht. Welche sind kreislauffähig, welche (nur) recycelbar? Da sind zunächst einmal Materialien aus der Natur, wie Holz oder Naturstein. Beides lässt sich sehr gut recyceln oder ist biologisch abbaubar, ohne die Umwelt zu belasten. Holz wächst nach und bindet dabei CO2 aus der Luft. Dabei sollte aber auf eine nachhaltig bewirtschaftete Herkunft geachtet werden. Auch Naturstein kann immer wieder aufs Neue in den Materialkreislauf zurückgeführt werden.
Stahl ist vielleicht das kreislauffähige Material par excellence. Einmal hergestellt, kann es immer und immer wieder ohne Qualitätseinbußen in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. Stahl ist mit über 90 Prozent Recyclingquote vermutlich das führende Material nicht nur in der Sanitärbranche. Stahl-Emaille ist die Kombination von Stahl und Glas und verbindet die nachhaltigen Eigenschaften beider Materialen. Badlösungen aus Stahl-Emaille sind aus natürlichen Rohstoffen gefertigt, besitzen eine ausgesprochen lange Lebensdauer und sind am Ende zu 100 Prozent kreislauffähig.
Dagegen sind solche aus Kunststoffen, wie Acryl oder Mineralguss, aus ökologischen und ökonomischen Gründen aktuell nicht kreislauffähig. Badprodukte aus diesen Materialien werden am Ende ihrer Nutzungszeit häufig geschreddert oder thermisch recycelt – also einfach verbrannt. Eine erneute Nutzung des Materials ohne Qualitätsverlust im Sinne der Kreislauffähigkeit, wie es zum Beispiel bei Stahl-Emaille der Fall ist, ist hier nicht möglich.
Vergleichbarkeit und Transparenz durch EPDs
Die Schaffung von Transparenz sowie ein objektiver und verpflichtender Standard sind Voraussetzungen für eine Vergleichbarkeit von Materialien, Produkten und Gewerken auch bei der Badplanung. Allerdings stehen noch keine gesetzlich vorgegebenen Veröffentlichungen zur Verfügung, die eine einheitliche nachhaltige Bewertung aller relevanter Materialien ermöglichen. Bereits etabliert haben sich jedoch die Umwelt-Produktdeklarationen (EPD), die vom Institut Bauen und Umwelt e.V. IBU nach ISO 14025 und EN 15804 erstellt werden und als valide Datengrundlage für nationale und internationale Gebäudezertifizierungssysteme dienen (z.B. DGNB, LEED, BREEAM). In einer EPD für Badprodukte werden transparent und überprüft nach EN 15804 für einen Quadratmeter Material die Umweltauswirkungen angegeben. So lassen sich ganz einfach verschiedene Materialien gegenüberstellen und bewerten. Ein Vorteil der EPD ist, dass nicht nur die Herstellung eines Produktes betrachtet wird, sondern auch die Nutzung, Entsorgung und das Recyclingpotenzial. So erhalten Lösungen mit hohem Wiederverwendungspotenzial eine „Gutschrift“ außerhalb der Systemgrenzen.