„Transformation.Ökologie.Potenziale“ lautete daher das Motto des sechsten Deutsch-Österreichischen Technologieforums im Hotel Andaz Vienna Am Belvedere, bei dem Referent:innen aus Österreich und Deutschland über den Wandel hin zu nachhaltigem Wirtschaften diskutierten. Am Podium referierten maßgebende Branchenvertreter, von Volkswagen über Phoenix Contact und Kreisel bis zu Festo und BASF. Mehr als 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich über die globalen Herausforderungen der digitalen Transformation und Klimawandel aus.
Gewaltige Transformation
Die Eröffnungs-Keynote am Auftaktabend hielt Thomas Schmall-von Westerholt, Technikvorstand der Volkswagen AG. Die Mobilitätswelt werde sich bis 2030 fundamental verändern: emissionsfreie E Antriebe und voll vernetzte, autonom fahrende Transportmittel – der Wandel ist in der Volkswagen Group Components bereits angekommen. Mit den Bereichen Batterie, Ladeinfrastruktur und Fahrzeugkomponenten realisiert Schmall-von Westerholt wesentliche Teile der strategischen Transformation. „2025 werden wir bereits 50 Prozent unserer Mitarbeiter in der E Mobilität einsetzen.“ Wesentlich sei der Faktor Batterie , der noch von asiatischen Anbietern geprägt ist. VW arbeitet an einer Einheitszelle, mit der ab 2025 80 Prozent aller Fahrzeuge bestückt werden sollen. Eine Feststoffzelle mit weniger Gewicht, mehr Reichweite und kürzerer Ladezeit soll der nächste technologische Schritt sein.
Blue World
Der weltweite Energiebedarf dürfte um bis zu 50 Prozent steigen. „Viele Unternehmen setzen bereits bedeutende Schritte in Richtung Klimaneutralität und Energiewende“, betonte Professor Dr. Wilfried Sihn, Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research sowie Moderator des Forums und nannte Festo als Beispiel. „Wir haben das System der Blue World entwickelt“, informierte Christian Österle, Vice President Sustainability und verwies auf Fortschritte wie die digitale und intelligente Pneumatik, Automatisierungsplattformen und Konzepte zur Energieeinsparung bei der Druckluft. BASF berichtete von der Entwicklung CO2-armer Herstellungsverfahren, gelebter Kreislaufwirtschaft und Verankerung nachhaltiger Produkte im Produktportfolio. „Bis 2030 wollen wir die CO2-Emissionen um 25 Prozent reduzieren, wir investieren dafür 4 Mrd. EUR“, berichtete Katja Scharpwinkel, President Region EMEA. Für die Produktion von Basischemikalien wie Ethylen und Propylen sollen elektrisch beheizte Steamcracker eingesetzt werden, eine Demo-Anlage entsteht in Ludwigshafen. Ab 2025 möchte der Konzern jährlich rund 250.000 Tonnen recycelte Rohstoffe verwerten. Mit ChemCycling wird aus Kunststoffabfällen der Sekundärrohstoff Pyrolyseöl gewonnen, wodurch fossile Ressourcen teilweise eingespart werden.
Alternativer Energiefluss?
Univ.-Prof. Karl Rose von der TU Graz sprach Wasserstoff an, der seit längerem als Patentlösung für die Substitution fossiler Brennstoffe in Anwendungen mit hoher Energiedichte diskutiert wird. „Wo mit erneuerbarem Strom oder Biokraftstoffen kein Auslangen gefunden wird, bildet er eine Alternative. Die EU muss allerdings davon abgehen, allein auf grünen Wasserstoff zu setzen.“ Das sei wirtschaftlich nicht vertretbar. Um russisches Gas zu ersetzen, erwartet er für die nächsten Jahre den verstärkten Einsatz von Kohle. Mittel- bis langfristig wird der regenerative Weg sicher erfolgreich beschritten, ist sich Univ.-Prof. Rose sicher.
Sektorkopplung ist gefragt
Ohne komplette Umstellung der Wirtschaft und Gesellschaft auf CO2 neutrale Energie sieht Roland Bent, Chief Representative International Standardization bei Phoenix Contact, die Bewältigung des globalen Klimawandels als nicht realisierbar. Dafür sei verstärkt v.a. Sektorkopplung nötig. „Wir haben heute eine Vielzahl unterschiedlicher technischer Kommunikationssysteme. Die Systeme könnten miteinander arbeiten, es braucht aber ein digitales Abbild aller Systeme, aller Prozesse und aller Komponenten, was neue Ansätze für Steuerungssysteme erfordert.“ Phoenix Contact hat dazu das Zukunftsbild der „All Electric Society“ entworfen – die Sektorenkopplung ist ein entscheidender Punkt. Sektoren müssen leistungstechnisch und kommunikativ miteinander vernetzt werden.