Beste Voraussetzungen also, um über den aktuellen Status quo der Lehrlingsaussbildung zu reden:
Wie bewerten Sie die Lehrlingssituation 2023 in Österreich?
SCHNÖLLER: Ernüchternd. Vor allem die schulischen Leistungen und die Darbietungen bei den Lehrabschlussprüfungen sind teilweise katastrophal. Es besteht dringender Handlungsbedarf.
Wie könnte das konkret aussehen?
SCHNÖLLER: Vorrangig wäre ein annähernd einheitlich hohes Ausbildungsniveau nach Abschluss der Pflichtschule unbedingt notwendig – neben den mangelnden Deutschkenntnissen sind vor allem die fehlenden mathematischen Grundlagen problematisch. Auf Grund der Facettenvielfalt unseres Berufs erscheint eine gewisse Ausweitung unseres dualen Ausbildungssystems hinsichtlich einer Lehrzeitverlängerung bzw. einer Präferenzanpassung als erforderlich – eine diesbezügliche Entwurfserarbeitung ist momentan im Gange.
Nachdem Sie als Bundesinnungsmeister-Stellvertreter zusätzliche Agenden hinzugewonnen haben, wer kümmert sich zukünftig um Wiens Lehrlinge? Oder geht sich der Landeslehrlingswart in Personalunion dazu aus?
SCHNÖLLER: Momentan lässt sich das noch vereinbaren. Ich bin natürlich bereit, den Landeslehrwart abzugeben, sofern eine geeignete personelle Nachfolge gefunden wird.
Wer wird Österreich bei der Berufs-EM in Polen im September für unsere Branche vertreten? Und trauen Sie sich, eine vorsichtige Prognose über den Ausgang der Euroskills abzugeben?
SCHNÖLLER: Unsere Teilnehmerin ist Julia Kirchner aus Tirol – sie befindet sich momentan schon in der IntensivVorbereitung. Selbstverständlich gibt es eine Prognose: Österreich wird nach den EuroSkills im November 2023 zumindest um eine Europameisterin reicher sein.
Ist für die WorldSkills Lyon 2024 schon alles ausgefightet oder sind diesbezüglich noch Entscheidungen offen?
SCHNÖLLER: Die bevorstehende Staatsmeisterschaft im Herbst 2023 in Salzburg dient als Qualifizierung für die nächstjährigen internationalen Bewerbe – es ist also noch alles offen.
Gibt es aktuell ein „Leuchtturm-Bundesland“, das als besonderes Vorbild in Sachen Lehrlingsausbildung hervorgehoben werden kann?
SCHNÖLLER: Jedes Bundesland hat andere Herangehensweisen und gewisse Vorteile. Mittlerweile denke ich aber, dass hinsichtlich des Lernerfolgs Internatslösungen zielführend sind. Die Leitstellung eines Bundeslands kann und will ich nicht feststellen – und das ist auch nicht unser Ziel.
Bitte nennen Sie drei Punkte, die Lehrlinge für die Erhöhung ihrer Erfolgschancen beherzigen sollten!
SCHNÖLLER: Auf Grund der breiten Fächerung des Gewerbes wird jedenfalls eine gewisse Weiterbildung im Eigenstudium notwendig sein. Die angebotenen Weiterbildungs und Nachhilfeangebote sollten unbedingt angenommen werden. Mein konkreter Tipp an die Jugend: Bleibt interessiert – Google kann auch für berufliche Zwecke verwendet werden und Anschauungsmaterial sowie Erklärungen zur Verfügung stellen.
Was sind die wichtigsten Agenden seitens der Bundesinnung in Hinblick auf die Lehrlinge unseres Landes?
SCHNÖLLER: Momentan ist die Vereinheitlichung der Lernziele bzw. der Prüfungsmodalitäten in allen Bundesländern im Gange. Außerdem wird eine Anpassung der Ausbildung bezüglich der diversen Alternativ-Energie-Umsetzungen unumgänglich sein.
Abschließende Worte?
SCHNÖLLER: Die Aufstufung der Meister bzw. Befähigungsprüfung über Ingenieurniveau ist eine klare Bestätigung für unser Handwerk. Es gibt einfach keine Alternative zum Installateur für das immer wichtiger werdende Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden. Kommt auf die krisensichere Seite und werdet Teil der österreichischen Installateure!
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihre Aufgaben!
Lesen Sie den ungekürzten Artikel auf Seite 12 der aktuellen Ausgabe 7-8/2023 oder am KioskAustria!