Einige der Mitarbeiter der ersten Stunde sind auch heute noch im Unternehmen. Sie erinnern sich gerne an eine aufregende, anstrengende, aber auch schöne Zeit zurück.
„Am ersten Tag musste Halle 1 erst mal bereinigt werden. Der Vorbesitzer hatte alles fluchtartig verlassen“, erinnert sich Yves Schramm, Vorarbeiter Produktion bei Raab. Sein erster Tag war auch der erste Tag der J. Raab GmbH in Luckenau. Er ist dem Unternehmen bis heute treu geblieben. An die Arbeiten in den ersten Wochen erinnert er sich lebhaft zurück: „Zuerst mussten wir das bestehende Tauchbecken abreißen und die neue Fertigung errichten. Zu dieser Zeit gastierte auch ein Zirkus auf dem Werksgelände und in der Halle befanden sich Kamele. Wir mussten den Dung mit einem Vorschlaghammer entfernen. Danach hatten wir hier ein richtiges Green Field und mussten alles neu aufbauen“. An ein tierisches Erlebnis in den ersten Tagen erinnert sich auch Thomas Zick: „Mich hat ein Schafbock, der sich in die Halle verirrt hatte, durch die Werkhalle gejagt.“ Zick begann vor 30 Jahren als technischer Assistent der Geschäftsleitung bei Raab und ist heute Produktionsleiter im Unternehmen.
Eine wichtige Rolle beim Aufbau des Standorts Luckenau spielte auch Elke König. Sie hat die Personalnummer 1 und ist heute als Leiterin Personal und Prokuristin am Standort Luckenau für die Mitarbeiter*innen der Raab Gruppe zuständig. „Ich habe mich 1991 auf Empfehlung eines anderen Mitarbeiters der ersten Stunde bei Raab in Luckenau beworben. Damals noch handschriftlich und mit Polaroid-Bild. Das Vorstellungsgespräch fand dann auf der Baustelle an zwei kleinen Tischen statt. Es war eine unglaublich spannende Zeit. Jeden Tag um 14 Uhr sind Herr Zick und ich mit einem Motorola-Funktelefon auf den nächstgelegenen Hügel gefahren und haben an den damaligen Geschäftsführer Herrn Blum in Neuwied berichtet, wenn dieser nicht vor Ort war“, erinnert sich Elke König. „Mein erstes Büro war auf der Baustelle, von dort habe ich mich um alles gekümmert. Beim Aufbau und der Entwicklung des Werks dabei zu sein, hat trotz aller Anstrengungen großen Spaß gemacht. Auch, weil der Zusammenhalt im Team damals schon großartig war“.
Luckenau als idealer Standort
Federführend für die Auswahl von Luckenau als Standort war der damalige Beirat der Joseph RAAB GmbH und Cie KG Michael Heraeus – Beiratsvorsitzender sowie Mehrheitsgesellschafter der RAAB Gruppe. Dabei war vor allem die günstige Lage in der Mitte der drei großen Zentren Berlin, Leipzig und Dresden ausschlaggebend. Der Aufbau des Standorts war allerdings eine organisatorische Herausforderung: „Der Genehmigungsprozess war leider sehr langwierig. Das Problem war, dass es keinen Bebauungsplan gab. Dieser musste zunächst erstellt werden, danach ging es an die Baugenehmigungen, Zulassungen und Abnahmen durch das Bauumweltamt. Aber auch vor Ort in Luckenau gab es damals infrastrukturelle Probleme: Es gab keine Hotels, sondern nur Herbergen. Von Zeit zu Zeit mussten sogar einige der Arbeiter in ihren Autos schlafen, wenn die geringen Kapazitäten erschöpft waren“, erinnert sich Heraeus.
Aller Widrigkeiten zum Trotz konnte 1995, nach vier-jähriger Genehmigungs- und Bauphase, das Leichtbetonfertigteilwerk in Betrieb genommen werden. Im Laufe der Zeit hat allerdings die Fertigung von Edelstahlschornsteinen eine immer wichtigere Rolle eingenommen, bis im Jahr 2000 die Produktion von Beton in Luckenau gänzlich eingestellt wurde. Seit 2010 ist Luckenau der zentrale Produktionsstandort für alle Marken der Raab Gruppe. Die Umstrukturierung und Verlagerung der gesamten Produktion nach Luckenau begründet der aktuelle Geschäftsführer der Raab Gruppe, Rolf Wagenfeld, unter anderem mit der strategisch günstigen Lage des Standorts für die Logistik. „Ein besonderes Highlight in der Standortgeschichte Luckenau war mit Sicherheit die Einweihung des neuen Logistikzentrums im Jahr 2010. Zum damaligen Zeitpunkt haben viele Unternehmen aus dem Westen ihre Standorte im Osten wieder aufgegeben. Wir haben uns für den gegenteiligen Weg entschieden und unseren Standort gestärkt“, erklärt Wagenfeld. In den 11 Jahren seit der Verlagerung der Produktion ist der Standort stetig gewachsen, auch personell: von 70 Mitarbeitern am Standort auf mittlerweile circa 100. Die meisten kommen aus der Region um den Burgenlandkreis.
Seit 30 Jahren in der Region verwurzelt
Bis heute sind die Personalnummern 1, 2 und 3 im Unternehmen tätig. König, Zick und Schramm sind sich einig, warum sie so lange im Unternehmen geblieben sind: die Unternehmenskultur. „Für mich sind besonders die Stabilität, die Fairness und das Vertrauen ausschlaggebende Punkte, warum ich bis zur Rente bei Raab bleiben möchte“, berichtet Thomas Zick. „Ich finde die Arbeit bei Raab nach wie vor sehr spannend. Hier habe ich immer das Gefühl, dass ich mich einbringen kann und ein Teil des Ganzen bin“, so Elke König. Auch für Yves Schramm passt das Gesamtpaket: „Das Familiäre und der Zusammenhalt unter den Kollegen gefällt mir nach wie vor sehr gut. Es ist großartig, dass ich in unmittelbarer Nähe meines Wohnorts einen Arbeitsplatz habe, bei dem ich mich rundum wohlfühle, seit nun mehr 30 Jahren“. Und die drei sind kein Einzelfall: Auch der erste Auszubildende, der 1992 seine Ausbildung in Luckenau begonnen hat, ist bis heute Einkaufsleiter im Unternehmen. Der Pioniergeist und das Engagement haben sich ausgezahlt. Heute ist das Werk ein hochmoderner Produktionsstandort, an dem qualitativ hochwertige Komponenten für energieeffiziente und umweltschonende Schornsteinsysteme produziert werden. „Es ist toll, wenn man sieht, wie sich der Standort in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Da ist man schon stolz, dass man Teil dieser Entwicklung und quasi vom ersten Stein an beteiligt war“, so Schramm.