Schaut man auf die Meldungen von Branchenradar zum Thema Heizung und Lüftung und – ein kleines Stückchen weiter über die Grenze – in Meldungen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie, so wirkt es schwierig als Gebäudetechniker in Jubelstürme auszubrechen. Man geht also quasi über glühende Kohlen und das ganz ohne Motivations-Coach. Die helfende Hand in Form von Förderungen ist entweder zu weit weg oder kann auf Grund von Problemen hinsichtlich notwendiger Zwischenfinanzierungen nicht gefasst werden (siehe dazu auch das Interview mit Salzburger LIM und SHL-Zukunftsforum-Präsident Andreas Rotter auf den Seiten 8 und 9). Die Konjunkturbeobachtung für das zweite Quartal 2024 liest sich auch eher verhalten. Sorry, sogar mir, als bereits des Öfteren als Zweckoptimist Verunglimpften, fällt es da schwer, diese Meldungen in etwas Positives zu drehen … schwer, aber nicht unmöglich! Worum geht es nun konkret?
Die steigende Beliebtheit von Fußbodenheizungen drückte den Markt für Heizkörper und Konvektoren laut Branchenradar.com zunehmend in die Defensive. Aufgrund steigender Verkaufspreise schaffte man noch 2021 und 2022 ein Umsatzplus. Inflation und allgemeine Marktlage verschärften diese Problematik allerdings zunehmend. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) sieht das ähnlich und ortet in seiner Ende Juli ausgesandten Meldung die „Wärmewende aktuell nicht auf Kurs“. Die Hersteller setzten in unserem Nachbarland aktuell 43 Prozent weniger Wärmeerzeuger ab als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Noch im Mai 2024 lag der Gesamtabsatz lediglich bei einem Minus von 35 Prozent. Laut aktuellem BRANCHENRADAR Wohnraumlüftungen in Österreich (einem Thema, dem wir uns ebenfalls in der aktuellen Ausgabe widmen) sanken die Herstellererlöse auch in diesem Geschäftsfeld – um nahezu zehn Prozent. Glaubt man Aussagen aus der Branche, ist die Baukonjunktur insgesamt schwach und soll sich auch kommendes Jahr nicht auf ein annehmbares Niveau heben, sprich auch nur ansatzweise erholen. All diese Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass auch die Absätze bei den Installateuren zu wünschen übrig lassen.
Wie kann man da jetzt die Kurve bekommen und aus all diesen Informationen doch noch etwas Positives schöpfen? So ein Dreck … oh, genau das ist es: Auf unserer Literaturseite (S. 68) der aktuellen Ausgabe, verweist mein Kollege Manfred Strobl u.a. auf das wunderschöne „Buch vom Dreck“ von Piotr Socha. Der Autor schreibt in seinem Vorwort, dass er sein Buch „all jenen Frauen und Männern widmet, die als Ingenieure, Konstrukteure und Erbauer von Wasser- und Abwassernetzen unser Leben durch ihre Arbeit so viel einfacher und angenehmer machen …“ „So wie die Welt ohne Kriege zweifellos eine bessere wäre, so wäre sie ohne all die Annehmlichkeiten, an die sich die Menschheit so sehr gewöhnt hat, ein wesentlich schwierigerer Ort zum Leben,“ betont Socha. Unter diese Annehmlichkeiten fällt natürlich auch die Heiztechnik, sowie die gesamte Gebäudetechnik an sich. Das Zitat stimmt mich positiv, dass sich sämtliche ökologische und ökonomische Schwierigkeiten wieder ins Positive wenden lassen, so Politik, Industrie, Fachhandwerk und die Bevölkerung an einem Strang ziehen. Damit wünsche ich Ihnen, liebe LeserInnen, nun angenehme Lektüre der Wärmetechnik-Schwerpunkt-Ausgabe – im Namen des gesamten Teams.
MARTIN PECHAL
Chefredakteur