Das Problem: Die verbindliche Förderzusage der KPC wird von den Banken nicht als solche anerkannt und kann daher nicht als Sicherheit für eine nötige Zwischenfinanzierung herangezogen werden. Bei fehlender Bonität, die bei einkommensschwachen Haushalten logischerweise zu erwarten ist, wird daher kein Kredit für die Heizungssanierung gewährt – und damit erfolgt kein Heizungstausch. Dieses Problem betrifft auch mittelständische Haushalte, welche von den Kosten einer Heizungsmodernisierung abgeschreckt werden und keinen Kredit aufnehmen wollen. Die KPC bzw. das BMK sehen ihre Förderzusage als geeignet an und lehnen Änderungen bei der Förderzusage ab, da dies einen zu hohen administrativen Aufwand darstellen würde. Die Finanzmarktaufsichtbehörde sieht die KIM-Verordnung, welche Kreditvergabe an Private und Unternehmen regelt, als geeignet für diese Zwischenfinanzierungen an, während die Bundessparte Bank und Versicherung dem widerspricht. Wer dbzgl. im Recht ist, ist letztendlich egal, alle betreffenden Entscheidungsträger sollten hier gemeinsam ansetzen und die Zwischenfinanzierung aufgrund einer „verbindlichen“ Förderzusage für einkommensschwache Haushalte ermöglichen.
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Bitte um einen Ausblick sowie um einen Rückblick – was waren die wichtigsten Errungenschaften des SHL-Zukunftsforums in den letzten Jahren – was sind die wichtigsten Anliegen für die kommenden Jahre?
Rotter: In der Vergangenheit haben wir uns vor allem für ein kontinuierliches und umfassendes Fördersystem für Heizungsmodernisierungen eingesetzt. Die Förderungen in Österreich suchen seinesgleichen in Europa und auch einkommensschwache Haushalte werden bei der Heizungsmodernisierung in der Theorie sehr stark unterstützt. Weiterhin haben wir stets die Förderung des hydraulischen Abgleichs im mehrgeschossigen Wohnbau verlangt, die heute in Kraft ist. Auch die Erhöhung der maximalen Vorlauftemperatur bei Wärmepumpen bis zu 55 °C sehen wir als Erfolg, da die vorherige maximale Vorlauftemperatur schlichtweg nicht praxistauglich war.
Zukünftig steht das Wohn- und Mietrecht ganz oben auf unserer Agenda, nachdem der mehrgeschossige Wohnbau, wo Menschen vor allem in Mietverhältnissen wohnen, noch hinterherhinkt. Außerdem ist es uns ein großes Anliegen, dass die Förderung für einkommensschwache Haushalte („Sauber Heizen für Alle“) zielgerichtet gestaltet wird, nachdem viele einkommensschwache Haushalte trotz Förderzusage keinen Kredit für die Zwischenfinanzierung genehmigt bekommen.
Greift das Erneuerbaren-Wärme-Pakets (EWP)?
Rotter: Vor allem zu Beginn der Förderaktion war das Interesse bemerkenswert. Ab dem 1. Jänner 2024 ist unser Telefon für drei Monate gefühlt heiß gelaufen. Leider hat sich dieses Interesse ab dem zweiten Quartal wieder beruhigt. Bedauerlicherweise werden von zehn Förderanfragen nur etwa zwei umgesetzt. Oft sind die Kosten für die Heizungsmodernisierungen, welche vor der Ausgabe der Fördergelder vorgestreckt werden müssen, der Grund hierfür. Die Interessierten möchten aufgrund der volatilen wirtschaftlichen Lage keinen Kredit hierfür aufnehmen.
Können Sie konkrete Umsetzungswünsche für das nächste Jahr nennen – was ist da am wichtigsten?
Rotter: Die Wärmewende bei Ein-, Zweifamilien- und Reihenhäusern läuft gut. Hier werden Gas- und Ölheizungen zumeist durch Wärmepumpen und Pelletsheizungen ersetzt. Die Umsetzung im mehrgeschossigen Wohnbau bereitet uns jedoch Sorgen. Hier scheitert die Wärmewende an schwierigen Entscheidungsfindungen zwischen Mieter:innen und Eigentümer:innen sowie oftmals am Unwillen der Hausverwaltungen Heizungsmodernisierungen durchzusetzen, da der Förderprozess sowie die Abstimmung mit den Mieter:innen einen hohen Mehraufwand bedeutet.
Ist die Wärmewende schaffbar – und vor allem, wie?
Rotter: Im Neubau und im ländlichen Bereich sehe ich kein Problem, da die Infrastruktur ausreichend vorhanden ist. Im urbanen Bereich scheitert es bei den Sanierungen oft an der fehlenden Infrastruktur (kein ausreichender Stromanschluss) und dem verdichteten Wohnbau, weshalb es bei Wärmepumpen schwierig ist, die Schallgrenzen zum Nachbargrundstück einzuhalten. Ich glaube schon, dass die Wärmewende machbar ist. Dafür müssen praktische Hürden gelöst werden, Planungssicherheit für die Industrie und Installateur:innen geschaffen und die Wärmewende im mehrgeschossigen Wohnbau durch flankierende Reformen vorangetrieben werden. Alle müssen hierzu parteiunabhängig an einem Strang ziehen.
Wie intensiv ist der Austausch mit den Parteien?
Rotter: Vor allem in der Zeit als das Erneuerbare-Wärme-Paket erarbeitet und in Kraft getreten ist, war der Austausch sehr intensiv. Ansonsten befinden wir uns natürlich weiterhin im Kontakt mit den politischen Parteien und stehen Ihnen für Informationen und Lösungsvorschläge zur Verfügung. Mit dem BMK stehen wir im regen Austausch und wissen die konstruktive, vertrauensvolle Zusammenarbeit sehr zu schätzen.
Wer sind Ihre Ansprechpartner?
Rotter: Wir haben bereits die Möglichkeit gehabt mit Bundeskanzler Nehammer zu sprechen. Außerdem hatten wir die Ehre, dass Ministerin Gewessler bei unserem Stand bei der Messe Wels dieses Jahr zu Besuch war. Ansonsten natürlich die Energiesprecher:innen der Parteien sowie das Kabinett der Bundesministerin Gewessler.
Wer bzw. welche Partei hat für Ihre Vorschläge am ehesten ein offenes Ohr?
Rotter: Alle Parteien haben ein offenes Ohr für unsere gemeinsamen Anliegen. Aufgrund der aktuellen Regierung ist jedoch unser Austausch mit der ÖVP und den Grünen am intensivsten.
Verhandeln Sie nach Regierungsbildung tatsächlich quasi direkt mit oder geben Sie „nur“ im Vorfeld Empfehlungen ab?
Rotter: Wir haben keinen Einfluss auf die Regierungsbildung, das wäre auch demokratiepolitisch fragwürdig. Wir übermitteln unsere Empfehlungen und Forderungen aber durchaus vorab an die Entscheidungsträger:innen der Parteien und setzen uns dafür ein, dass diese von der nächsten Regierung berücksichtigt werden.
Größte Anliegen an eine neue Regierung?
Rotter: Es braucht dringend flankierende Reformen im Wohn- und Mietrecht, damit die Wärmewende im mehrgeschossigen Wohnbau an Fahrt gewinnt. Außerdem muss es möglich werden, dass einkommensschwache Haushalte eine verbindliche Förderzusage erhalten, damit Banken dementsprechend auch eine Zwischenfinanzierung genehmigen.
Abschließende Worte?
Rotter: Ich beobachte, dass das Klimabewusstsein der Österreicher:innen steigt. . Das Ausmaß der Krise und die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten sind ihnen aber oftmals nicht bewusst. Beispielsweise ist der zwingende Anschluss (wenn eine Förderung beantragt wird) an die Infrastruktur (Fernwärmeanschluss) den Endverbraucher:innen meistens nicht bekannt. Auch wo man welche Förderung bis wann beantragen kann bzw. wie man den Förderdschungel bewältigt, ist für viele eine enorme Hürde. Aber „wir Installateure“ stehen den Menschen mit Rat und Tat zur Seite. Ich kann zuversichtlich sagen: Gemeinsam finden wir für jedes Problem eine Lösung!
Lesen Sie dieses Interview ab Seite 8 der aktuellen Ausgabe 7-8a/2024!