Vergangenheit
Das schlechte Image elektrischer Direktheizsysteme stammt vor allem aus der Zeit der Nachtspeicheröfen. In den 50er und 60er Jahren wurde schmutziger Kohlestrom nachts verheizt, weil die Großkraftwerke nicht runtergefahren werden konnten. Nachtspeicherheizungen sorgten rund um die Uhr für eine umfassende Auslastung. Entsprechend wurden damals sogar Förderprogramme für Speicherheizungen und Nachtstrom zum günstigen Tarif aufgelegt. Der Speicher erwärmte sich unbemerkt während der Schlafenszeit und gab tagsüber die gespeicherte Wärme langsam wieder ab. Die schadstoffintensive Energieerzeugung lag nun außerhalb der Städte und vor Ort erfreute man sich in weiterer Folge über die verminderte Staub- und Geruchsbelastung. Zudem war fortan auch kein Lagerraum für Brennstoff mehr nötig.
Zu einem ersten Rückgang der Nachtspeicher kam es im Zuge der beiden Ölkrisen in den 70er Jahren. Aufgrund der verkürzten Umwandlungskette vom Primärenergieträger zur Wärme gewannen fossil betriebene Zentralheizungen durch die damit verbundene Effizienzsteigerung an Attraktivität. Mit der Kernkraft gelang es zwischenzeitlich zwar, die Herkunft des Stroms als vermeintlich „saubere“ Energie zu deklarieren, spätestens seit dem Jahr 1986 ist man in weiten Teilen Europas zum Glück aber auch von dieser Illusion befreit.
Unabhängig von seiner Herkunft wurde der Strom für Elektroheizungen damals, ohne der Hinzugabe von Umweltenergie vor Ort, in der Kundenanlage nur 1:1 in Wärme umgesetzt. Dieses Faktum sowie der zunehmende Anteil an erneuerbarer Energie im öffentlichen Netz stellt heute den Unterschied zu damals dar!
Gegenwart
Der Anteil der Erneuerbaren im öffentlichen Netz steigt beständig an, unsere Stromversorgung wird von Jahr zu Jahr grüner. Betrug der Anteil der Erneuerbaren in Deutschland im Jahr 2000 noch magere 6 Prozent, so lag dieser 2019 bereits bei 42 Prozent. Österreich liegt im EU-Vergleich mit über 70 Prozent bereits seit Jahren an der Spitze, in erster Linie dank seines Wasserkraftpotenzials. Bis zum Jahr 2030 plant die Bundesregierung dennoch bilanziell 100 Prozent grünen Strom im österreichischen Energienetz zu erreichen.
Somit ist die Entwicklung beim Energiemix eine überaus positive. Davon abgesehen bietet sich für die Stromabnehmer aber seit langem eine weitere Möglichkeit zu mehr Nachhaltigkeit und das ist Photovoltaik. Als „Prosumer“ kann mit dieser Technologie vor Ort zusätzlich Umweltenergie in das eigene Haus mit eingebracht werden.
Rein ökologisch betrachtet also beste Gründe für eine Rückkehr zur Elektroheizung. Aus der Sicht der Nachhaltigkeit wie auch aus der Sicht des erforderlichen Aufwandes bei der Installation der Haustechnik.
Warmwasserbereitung und Gebäudeheizung wieder mit „Kabel statt Rohre“ auszuführen spiegelt sich natürlich unmittelbar in den Errichtungskosten wider und ein System, das ohne bewegliche Teile auskommt, ist obendrein auch noch lautlos und wartungsfrei. Mit einer angemessen dimensionierten Photovoltaikanlage (z. B. 10 kWp auf einem Niedrigenergiehaus) und einer PV-tauglichen, stufenlosen Leistungsmodulation der Wärmeerzeuger kann dann auch noch ein beträchtliches Maß an vor Ort generierter Umweltenergie in die Gebäudeinstallation eingebracht werden. Dies ist die Voraussetzung, um schlussendlich auch bei den Betriebskosten Einsparungen gegenüber konventionellen Heizungsanlagen erzielen zu können. Das Potenzial hierbei ist hoch: 30 Prozent sind in Österreich möglich, in Deutschland sogar mehr. Derartige Leistungssteller für solarelektrische Wärmeerzeugung sind mittlerweile auch am Markt etabliert und kostengünstig erhältlich.
Warum den Solarstrom aber nun vor Ort im Wärme umwandeln und nicht mehr in das öffentliche Netz einspeisen, wo dann doch noch andere Verbraucher davon profitieren könnten?
Aus zwei Gründen: Zum einen wird die Netzeinspeisung mit sinkenden bzw. auslaufenden Einspeisevergütungen zunehmend unrentabler. Noch ist nicht klar, was das Ende der EEG Vergütung in Deutschland für die Betreiber bedeutet. Eine Möglichkeit ist die Ablöse jeder eingespeisten Kilowattstunde zum aktuellen Marktpreis, so wie das in Österreich der Fall ist. Die Leipziger Strombörse verzeichnet allerdings zunehmend Zeiten mit negativen Strompreisen, sprich Zeiten mit einem Überangebot an Energie im Netz. Innerhalb eines solchen Zeitraumes würden die Betreiber dann für die Abnahme ihres Solarstroms bezahlen. Es ist völlig klar, dass diese dann eher den Schalter umlegen werden, als dass sie einen finanziellen Verlust erleiden würden.
Zum anderen steht das öffentliche Stromnetz zunehmend unter Druck, die vielen kleinen Energielieferanten zu regeln und gleichzeitig die Spannung aufrecht zu erhalten. Durch die Reduktion der solarelektrischen Überschüsse pro Haushalt werden die Netze entlastet und der erzeugte Strom wird an Ort und Stelle zweckmäßig verwendet. Elektroheizungen wie Heizstäbe, E-Heizmatten oder Infrarotpaneele können einfach zusätzlich oder alternativ zu einem Batteriespeicher maßgeblich zur Erhöhung der Eigennutzung von PV-Strom beitragen.
Das Schlimmste, das einer Photovoltaikanlage aus der Sicht der Energiewende blühen kann, ist Leistungsbegrenzung oder gar die Abregelung.
Das heißt, man hätte zwar saubere und kostenlose Erträge vom eigenen Dach zu Verfügung, kann sie aber nicht nutzen. Der Grund dafür ist technisch jedoch nachvollziehbar. Die Übertragungskapazitäten im öffentlichen Netz sind nun mal begrenzt und wenn das Höchstmaß dieser Kapazitäten erreicht ist, so muss der Betreiber des Stromnetzes dieses schützen und einem Netzausfall mit allen Mitteln vorbeugen.
Aus der Sicht der Ökologie und aus der Sicht der Energiewende ist das aber eine katastrophale Entwicklung! Eine errichtete Ökostromanlage darf ihre Arbeit nicht mehr zweckentsprechend verrichten, die erneuerbare Energie verpufft ungenutzt. Und was passiert dann am Abend, wenn warmes Wasser benötigt wird? Wird dann eine Gastherme für die Sicherstellung unserer Behaglichkeit sorgen? Bestimmt nicht, denn bereits jetzt haben wir die technischen Möglichkeiten um dies zu verhindern, indem wir Energie vom eigenen Dach mittels intelligenter solarelektrischer Wärmeerzeugung nutzen. Begriffe wie „PV-Power-to-Heat“ und „Sektorkopplung“ sind Anzeichen dafür, dass das Konzept auch in der Haustechnik immer weiter vorankommt.
Abgesehen von all diesen Argumenten ist „Warmwasser mit Photovoltaik“ heute bereits wesentlich günstiger als mit einer solarthermischen Anlage.