Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in der SHK-Branche ist - wie alle Branchen - stark durch die Coronavirus-Maßnahmen beeinflußt. Ganz still ist das Gewerbe aber nicht, denn notwendige Sanierungen und Reparaturen dürfen ja durchgeführt werden. Doch wie ist die Betrachtung von Seiten des Handwerks und wie die zugehörige Einschätzung durch unseren Branchenexperten Hans-Arno Kloep.
Da die Planung vom Jänner nicht mehr passt und hier eine Nachjustierung notwendig ist, wollen wir Ihnen bereits jetzt mit einer Einschätzung und Daten weiterhelfen. Das werden wir natürlich wiederholen und Sie damit bis zum Trendkongress 2020 - am 12. November - begleiten.
Wen wird es bei den Herstellern treffen?
Betrachtet man die Aufträge eines Handwerkers mit Prozesskettenaugen, unterscheiden sich die Aufträge deutlich. Das Bad verlangt ein hohes Maß an Interaktion. Abgesehen vom Kunden, der auswählen will, ist in der Anbahnungsphase oft noch der Großhandel beteiligt und in der Ausführung kommen noch andere Gewerke wie Fliese und Elektro hinzu. Das scheint komplexer als ein Heizungsauftrag zu sein, bei dem meist nur Kunde und Handwerker beteiligt sind. Noch einfacher dürfte ein Auftrag aus der Rohinstallation sein. Hier entscheidet der Handwerker meist allein was wie mit welchem Produkt ausführt. Wenn wir annehmen, dass die Handwerker in der aktuellen Situation besonders intensiv Komplikationen aus dem Weg gehen wollen, werden sie vermutlich die Aufträge vorziehen, die sie mit „eigenen Bordmitteln“ bzw. ohne Gewerke-Koordination erledigen können. Im Querschnitt der Branche dürfte kurzfristig Rohinstallation besser als Heizung, und die besser als Sanitär laufen.
Wen wird es im Großhandel treffen?
Es ist offensichtlich, dass Großhändler, die ein starkes Ausstellungsgeschäft haben, kurzfristig stärker leiden werden als jene, die einen Schwerpunkt im Projekt- oder Abholgeschäft haben. Spannend wird sein, ob das Sanitärgeschäft auf den B2C-Plattformen auch an Dynamik verliert. Das könnte dann ein Hinweis sein, dass es ohne den Vorverkauf der Großhandelsausstellung nicht wirklich geht. Was zu einer strategischen Neubewertung der Großhandelsausstellungen und in den nächsten Jahresgesprächen mit den Herstellern zu harten Kompensationsverhandlungen führen wird. Springt nach Wiederöffnung der Großhandelsausstellungen das Sanitärgeschäft im Handwerk mit Zeitverzug wieder an, dürfte auch dessen Abhängigkeit von der Vorverkaufsleistung der Großhandelsausstellungen ebenfalls bewiesen sein. Was dem Großhandel zukünftig eine echte Bepreisung der Leistung ermöglichen wird.
Wen wird es im Handwerk treffen?
Alle und keine! Wenn man nur vier Reibekuchen verdrücken kann, ist es egal, wenn statt sieben nur noch fünf auf dem Teller liegen. Grundsätzlich wird die Nachfrage eine Delle erleiden. Wenn eine haustechnische Maßnahme nicht unbedingt zur Störungsabwendung ausgeführt werden muss, könnte sie Objekt einer Verschiebeüberlegung werden. Das wird aber das Handwerk in der Breite nicht dramatisch treffen, weil in der aktuellen Ausgangslage (vor Corona) die Nachfrage über den Kapazitäten lag. Die Auswirkungen auf die einzelnen Betriebe werden unterschiedlich stark ausfallen. Wir glauben, dass viele Handwerker ein stuck-in-the-middle-Problem bekommen werden. Betriebe, die zwischen Baum (gewerkübergreifendes Komplettangebot) und Borke (nur Kleinreparaturen) stehen, werden die größten Hindernisse zu überwinden haben. Heikel wird es für die Betriebe, die sich auf die Sanierung von Hotelbädern spezialisiert haben. Das österreichische BIP speist sich zu 20% aus dem Tourismus. Den hat das Virus in voller Breite erwischt. Das gesamte Geschäft rund um Ostern ist für die Hoteliers verloren. Diesen wird im Laufe des Jahres 2020 das Geld für Renovierungsmaßnahmen fehlen. Die vielen 1-Mann-Buden werden diese Krise leidlich überstehen, anders aber die Großbetriebe. Es ist möglich, dass einige Firmen, die sich auf Hotelbäder spezialisiert und durchaus mehr als 100 Monteure haben, wegen des Wegfalls der Hotelsanierungen in den Strudel gezogen werden könnten.
Welche Aufträge wird es treffen?
Völlig ohne Einbußen wird der Bereich der spontanen Reparaturen bleiben. Kaputt ist kaputt, da hilft kein Warten auf das Ende der Krise. Bei den geplanten Renovationen dürfte die Branche eine spürbare Nachfragedelle erleben. Insbesondere, wenn der Investor die Renovierung für den Eigenbedarf (Privatkundengeschäft) geplant hat, könnte er verschieben wollen. Wer über 20 Jahre ein Bad in moosgrün oder einen röchelnden Kessel ausgehalten hat, dem macht ein halbes Jahr mehr nichts aus.
Die Bereitschaft Renovierungen vorzunehmen, die man später selbst nicht nutzt, hängt stark von der Erwartung ab, ob der Nutzer der Renovierung seine Miete / Inanspruchnahme zahlt. Hat man solvente Nutzer, zieht man die Renovationsmaßnahme durch. Hat man Nutzer, die selbst wirtschaftlich an der Krise leiden, wartet man vermutlich ab, bis die neue Solvenz erkennbar ist. Es könnte sein, dass die Wohnungswirtschaft als Auftraggeber von Großmaßnahmen für ein paar Monate ausfällt.
Holperig, aber vermutlich ohne größere Blessuren werden bereits begonnene (Groß-)Projekte ablaufen. Die Projekte unterliegen Kalkulationen über die Höhe und den Beginn des Mittelrückflusses. Beides wird der Investor, solange er selbst die Rechnungen zahlen kann, nicht gefährden. Augen zu und durch!
Neuprojekte, die noch in der Planungsphase stecken, dürften sich verzögern. Es gibt Hinweise, dass die Corona-Krise auf den Immobilienmarkt durchschlägt. Gehen dort die Renditen runter, werden manche Projekte nicht mehr wirtschaftlich ausführbar sein. Abwarten ist hier intelligentes Unternehmertum.
Was passiert mit den Menschen?
Die Corona-Krise ist ein Tauglichkeits- und Charakter-Test für Unternehmensleiter. Wir glauben, dass die Unternehmen der Branche, die mehrheitlich inhabergeführte KMU sind, jetzt besonders erfolgreich ihren Vorteil der persönlichen Beziehung zum Mitarbeiter zur Wirkung bringen können. Wer signalisiert und auch so agiert, dass die Mitarbeiter als wichtige Stakeholder des Unternehmens berücksichtigt werden, wird kurzfristig Reputation und langfristig Mitarbeiter gewinnen. Die Krise wird zeigen, wer nur Chef ist und wer Patron-Qualität hat.