Wenn der erste Schnee fällt und die Straßen glatt werden, ist besondere Vorsicht hinter dem Steuer geboten. Jährlich passieren in Österreich zwischen 1.500 und 2.000 Unfälle mit Personenschaden, die alleine auf Schnee, Schneematsch und Glatteis zurückzuführen sind. Dabei werden über 2.000 Personen verletzt und zahlreiche getötet. Bereits bei Temperaturen oberhalb der Null-Grad-Grenze ist angepasste Fahrgeschwindigkeit das Gebot der Stunde. Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik: „Bei Tempo 130 beträgt der Bremsweg auf glatter Fahrbahn 435 Meter. Für diese Strecke braucht man zu Fuß rund sieben Minuten.“ Bei guten Bedingungen kann man auf einer trockenen Freilandstraße 100 km/h fahren. Wenn die Fahrbahn nass ist, muss man die Geschwindigkeit des Fahrzeugs bereits um 30 Prozent reduzieren. Im Falle einer Schneefahrbahn gilt es, diese zu halbieren, und bei Eis muss man um 70 Prozent langsamer fahren, damit der Bremsweg unverändert bleibt.
Langsamer und mehr Abstand
Unter winterlichen Straßenverhältnissen sollte der Abstand zwischen den Fahrzeugen prinzipiell vergrößert und die Geschwindigkeit reduziert werden. Überholmanöver -sollten tunlichst vermieden werden. Vorsichtiges Lenken, Bremsen und Beschleunigen sind erforderlich. In Kurven oder beim Spurwechsel auf Schnee und Eis können abrupte Fahrmanöver zu einem Ausbrechen des Fahrzeugs führen. Sollte man dennoch ins Schleudern geraten, so gilt: Fuß weg vom Gaspedal, auskuppeln und in die Fahrtrichtung lenken. Wenn das Fahrzeug über ABS verfügt, kann man gleichzeitig bremsen und lenken. Bei Fahrzeugen ohne ABS sollte während des Gegenlenkens nicht gebremst werden. Als Faustregel gilt: Wohin man blickt, lenkt man auch. Das elektronische Stabilitätsprogramm muss aktiviert bleiben, damit das Auto nicht ins Schleudern kommt. Ohne ESP kann das Heck ausbrechen oder das Fahrzeug über die Vorderachse rutschen. Besondere Vorsicht ist gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmern geboten. Im Ortsgebiet sollte man speziell an Fußgängerübergängen, Haltestellen oder Schulwegen besonders vorsichtig fahren.
Im Winter mehr Zeit einplanen
Prinzipiell ist es ratsam, mehr Fahrzeit einzuplanen. Unter Stress fährt man erfahrungsgemäß unachtsamer. Hauptverbindungsstraßen werden besser und schneller von Schnee geräumt als Nebenfahrbahnen. Bei extremen Wetterbedingungen ist es ratsam, die Fahrt zu verschieben. Der ÖAMTC und seine Partner haben 15 Winterreifen für Fahrzeuge der Kompakt und unteren Mittelklasse (Dimension 205/55 R16 91H) sowie 13 für SUV und Transporter (235/55 R17 103V) getestet. Friedrich Eppel, Reifenexperte des Mobilitätsclubs, fasst die Ergebnisse zusammen: „In der kleineren Dimension haben wir mit fünf ‚sehr empfehlenswert‘ und sieben ‚empfehlenswert‘ ein sehr positives Gesamtergebnis. Bei den 235ern sind die Noten zwar alles in allem ebenfalls gut, verteilen sich aber anders – hier steht ein ‚sehr empfehlenswert‘ gleich elf ‚empfehlenswert‘ gegenüber.“
Prinzipiell gute Ergebnisse
Besonders auffällig: Schwächen auf trockener Fahrbahn verhindern bei vielen Reifen beider Dimensionen ein besseres Ergebnis. In der Kompaktklasse-Dimension gibt es mit dem Bridgestone Blizzak LM005, dem Michelin Alpin 6, dem Dunlop Winter Sport 5, dem Hankook i cept RS2 und dem Maxxis Premitra Snow WP6 fünf sehr ausgewogene Modelle, die sich keine Schwächen leisten. Bei Nässe sind auch fünf der sieben mit ‚empfehlenswert‘ beurteilten Reifen stark unterwegs – sie wurden allerdings, wie überhaupt alle ‚empfehlenswerten‘ Modelle dieser Dimension, wegen leichter Schwächen auf trockener Fahrbahn abgewertet. Weniger gut fällt das Testergebnis für Semperit Speed-Grip 3 (‚bedingt empfehlenswert‘), King-Meiler Winter Tact WT81 und Tristar Snowpower HP (beide ‚nicht empfehlenswert‘) aus. Während das ansonsten sehr ausgewogene Modell von Semperit wegen schwacher Leistungen auf trockener Fahrbahn abgewertet werden musste, haben die beiden ‚nicht empfehlenswerten‘ Reifen in mindestens zwei Kategorien Probleme. Der Tristar Snowpower HP fällt bei Nässe klar durch, hat außerdem mit Schwächen auf Schnee zu kämpfen.
Lesen Sie den ungekürzten Artikel ab Seite 50 der aktuellen Ausgabe 10/2020!