In den 199oern hatte er es als Slalomfahrer noch leichter, meinte ORF-Kommentator Thomas Sykora beim Lauberhorn-Slalom in Wengen, als die Fahrer bei Plusgraden über eine aufgeweichte Piste hoppelten. Denn er musste bei der Präparierung der Ski noch nicht so sehr auf wechselnde Schneeverhältnisse Rücksicht nehmen wie die heutigen Athleten: „Damals konnten wir uns darauf verlassen, immer pickelharte Eispisten zu haben, weil der Klimawandel noch nicht da war.“ Sykora macht seinen Job als TV-Experte sehr gut: Erstens nehme ich ihm ab, dass er sich wirklich freut, wenn ein Fahrer, egal welcher Nationalität, einen guten Lauf erwischt, und dass er mitleidet, wenn einer einfädelt. Und zweitens ist er trotzdem ein nüchterner, faktenorientierter Mensch, der kein großes Aufheben darum macht, was er weiß. Er sagt, was Sache ist, und nimmt das als Basis für seine Analyse. Der Klimawandel ist für einen Bergmenschen wie ihn einfach eine Tatsache. Die Winter werden wärmer, für den Wintersport müssen vermehrt Kunstschneebänder in grüne Wiesen gelegt werden und trotzdem drohen die mühsam angelegten Pisten und Loipen oft genug davonzuschmelzen. Punkt, und was tun wir jetzt? Wie präparieren wir die Skier für solche Bedingungen?
Da ist mir klar geworden: Wir brauchen nicht mehr drüber zu reden, ob es den Klimawandel gibt. Wir brauchen auch nicht zu diskutieren, wie groß der vom Menschen verursachte Anteil ist. Für die Praxis ist ebenso irrelevant, wie groß die Klimawirksamkeit von CO2-Einsparungen wirklich ist – wir müssen es tun, weil wir keine andere Wahl haben. Aber vor allem ist die Erwartungshaltung in puncto Klimawandel eine andere geworden. Es geht nicht mehr um gegenseitige Schuldzuweisungen und leider auch nicht mehr darum, wie wir das Ruder morgen ganz plötzlich doch noch herumreißen können – sondern es geht um technische Lösungen, die uns helfen, mit den Folgen des Klimawandels zurechtzukommen.
Ab Seite 28 finden Sie neue Heizungen mit erneuerbaren Energien, die bei der CO2-Einsparung und dem Umbau des Energiesystems helfen. Aber wir sollten den Blick endlich davon lösen, immer nur auf den verwendeten Energieträger zu schauen. Dem Klimawandel zu begegnen, heißt auch, nachhaltige Rohrsysteme einzusetzen (ab Seite 82) oder sich klarzumachen, dass die sommerliche Überwärmung bald ein größeres Problem sein könnte als das Heizen im Winter. Kontrollierte Wohnraumlüftung ist da das effizienteste Mittel, für Frischluft zu sorgen (ab Seite 72). Vielleicht irre ich mich auch, dann halten Sie mir diesen Text in 20 Jahren bitte unter die Nase, und ich lade Sie gerne auf einen Glühwein im August ein, weil alles anders gekommen ist. Aber in der Zwischenzeit technisches Know-how für den Umgang mit dem wahrscheinlichsten Szenario aufzubauen, erscheint mir am vernünftigsten. Oder?
Editorial 1-2/2015
Klimawandel. Ja, und? Was tun wir jetzt? Wie lösen wir das Problem?
- Frischluft, quo vadis?
- Mittellohnkalkulation