Von Erzählungen meiner Volksschullehrerin weiß ich, dass ich offenbar schon damals gesagt habe, dass ich Installateurin werden will. Daran kann ich mich nicht mehr erinnern, aber mir war immer klar, dass ich keinen typischen Frauenberuf lernen werde. Mein Vater führte ein Installationsunternehmen, und um mir sicher zu sein, ob ich diesen Beruf wirklich ergreifen will, habe ich bereits mit 13 und 14 Jahren jeweils vier Wochen in den Ferien auf den Baustellen verbracht. Eine tolle Zeit! Ich habe dann ab 1988 die Lehre für Gas- und Sa- nitär- sowie für Heizungstechnik im väterlichen Betrieb absolviert, denn Ende der 80er war es für viele Installateur-Kollegen noch undenkbar, ein Lehrmädchen aufzunehmen. Nach der Lehre folgte die Meisterprüfung Heizungsbauer und die Befähigungsprüfung Gas- und Wasser- installateur; zeitgleich besuchte ich die Unternehmerschule und schloss auch die Ausbildung zur Lehrlingsausbildnerin ab. 1999 übernahm ich die Geschäftsführung des Familienunternehmens, 2006 – nach dem Ausscheiden meines Vaters – wurde ich auch Inhaberin der J. Stettner Ges.m.b.H.
Spannend und abwechslungsreich
Auch wenn es in den letzten 25 Jahren Tage gab, an denen ich meine Berufswahl hinterfragt habe, würde ich mich immer wieder für die Installateurbranche entscheiden – ich mag (fast) jeden Tag, was ich tue, und habe die beste Mannschaft, die man sich vorstellen kann. Jeder Tag ist anders – auch wenn ich in der Früh noch so viel plane, läuft der Tag meistens doch nicht so wie gedacht. Genau das macht meine Arbeit spannend und abwechslungsreich! Die schönsten Momente sind aber immer wieder, wenn ich ein fertiges Gewerk übergebe, die Kunden sich freuen und meine Mitarbeiter loben! Dann weiß ich, für wen ich mich anstrenge, und es motiviert mich weiterzumachen.
Frauen in der Branche stehen für Meinungsvielfalt und Qualität
Rückblickend kann ich sagen, dass ich fast nur Anerkennung und auch Gleichbehandlung in meinem beruflichen Umfeld erfahren habe. Während meiner Ausbildung vor 30 Jahren habe ich mich als Mädchen in dieser Branche aber schon als außergewöhnlich wahrgenommen – es gab keine weiblichen Lehrkräfte und ich war oft das einzige Mädchen. Meist habe ich das als positiv empfunden, manchmal war es aber natürlich auch eine Hürde, z. B. wenn ein Prüfer meinte, dass eine Frau in der SHK-Branche nichts zu suchen hat, und mich nochmal antreten ließ ... Insgesamt denke ich, dass es mir aber geholfen hat, eine Frau zu sein, um jetzt dort zu stehen, wo ich bin! Bei Branchenkollegen, Behörden, Lieferanten usw. bin ich immer positiv aufgenommen worden. Meine Kunden und auch die meisten Männer sind begeistert, mit einer Fachfrau zu tun zu haben. Wenn eine Frau sich in ihrem Bereich einmal durchgesetzt und klargestellt hat, wie sie sich den Umgang wünscht, funktioniert der Alltag reibungslos. Trotzdem bin ich bis heute in den meisten Situationen die einzige anwesende Meisterin, denn Frauen sind nach wie vor im SHK-Bereich weit in der Unterzahl. Das ist schade, denn wie in allen Belangen im Leben, könnte man sich auch in unserer Branche gegenseitig ergänzen. Z. B. packen meine Herren manche Dinge anders an als ich, aber wenn wir am Ende alle am selben Punkt stehen, tauschen wir uns über die unterschiedlichen Herangehensweisen aus und erkennen die Vorteile. Auch schätzen Kunden, oft nach mehreren Gesprächen mit Männern, nochmal meine (andere) Sichtweise auf das jeweilige Thema. Ich beobachte außerdem, dass, wenn junge Frauen sich entschließen, Installateurin zu werden, sie sich damit intensiv beschäftigt haben und ihre Wahl meist auch gegen Widerstand („Ob das ein Mädchen kann?!“) durchsetzen mussten. Das fördert ihre Motivation, immer etwas besser zu sein als die Jungs. Dieser Ehrgeiz wirkt oft ansteckend und reißt dann auch die Jungs mit, mehr Gas zu ge- ben. Also fördert in meinen Augen ein höherer Frauenanteil die Qualität insgesamt.
Lesen Sie den ungekürzten Artikel auf Seite 8 in der aktuellen Ausgabe 03/2024!