Mehr als die Hälfte der österreichischen Haushalte heizen mit Holz (Zentralheizungen, Öfen und Fernwärme). Holz ist damit vor Erdgas und Erdöl der wichtigste Energieträger zur Beheizung von Wohnräumen und hat eine zentrale Rolle für der Aufrechterhaltung der allgemeinen Energieversorgungssicherheit Österreichs. Die installierte Leistung, die an kalten Tagen für die Wärme- und Stromerzeugung abgerufen werden kann, beträgt rund 28 GW. Das entspricht einer Leistung von etwa 39 Atomkraftwerken der Marke Zwentendorf. Biomasse nimmt in der Energiewende eine Schlüsselrolle ein: Mit den heimischen erneuerbaren Energieträgern wird gerade in der kalten Jahreszeit unabhängig von der Wetterlage und von Rohstoff-Importen eine sichere und grüne Wärme- und Stromversorgung gewährleistet. Das Sorgenkind ist die Stromerzeugung aus Biomasse im Ökostromgesetz, die aufgrund mangelnder gesetzlicher Regelungen in den vergangenen Jahren um ein Viertel gesunken ist. Damit zeigt der Trend in eine vollkommen falsche Richtung, denn die Bundesregierung hat sich eigentlich einen Ausbau von 1 TWh bis 2030 als Ziel gesetzt. Mit der zunehmenden Elektrifizierung der Energieversorgung sind aber beide Sektoren von entscheidender Bedeutung: Der Wärmebereich mit Pellets&Co entlastet die Stromnetze genauso wie die Stromproduktion mit fester Biomasse und grünem Gas. „Wir brauchen mehr Tempo in der Erstellung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes. Dabei muss die Stromerzeugung mittels fester Biomasse und grünem Gas forciert werden, damit wir auch in Zukunft eine sichere Energieversorgung im Winter sicherstellen können“, fordert Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes.
Zentrale Rolle der Biomasse
Eine zentrale Rolle bei der Energiewende wird der Biomasse-Nutzung zugeschrieben, sei es als Zentralheizungsanlage oder im Rahmen von Heiz(kraft)werken. Zusätzlich wird eine neue Option mit der Herstellung von Holzgas eröffnet. Das waldreiche Österreich kann auf ein großes Reservoir an nachhaltig produzierter Biomasse zurückgreifen. Und die nutzbaren Potenziale sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Heimische Holzkesselhersteller sind weltweite Technologieführer, das spiegelt sich in der zunehmenden Effizienz der Anlagen. Daraus schlussfolgernd wird immer weniger Rohstoff benötigt. Hinzu kommt, dass auch der Gebäudebestand energieeffizienter genutzt und künftig demnach weniger Energie benötigt wird. Gemeinsam mit den anderen erneuerbaren Energieträgern steht daher ausreichend Potenzial zur Verfügung, um aus fossilem Erdgas und Erdöl in der Strom- und Wärmeerzeugung auszusteigen.
Biomasse in Zahlen
Holzbrennstoffe insgesamt (Brennholz, Hackgut, Rinde, Sägenebenprodukte, Pellets, Briketts, Holzkohle) stellen 43% der erneuerbaren Energieträger und decken 13% des gesamten österreichischen Energieverbrauchs. Holz ist in Österreich wichtigster Energieträger zur Beheizung von Wohnräumen. Mehr als 30% des heimischen Raumwärmeverbrauches entfallen auf Scheitholz-, Pellets- oder Hackgutheizungen. Inklusive aus Biomasse erzeugter Fernwärme beträgt dieser Anteil 37%. Rund 725.000 Haushalte in Österreich nutzen Holzeinzelfeuerungen (Kessel oder Öfen) als Hauptheizsystem, gegenüber 2003/04 ist dies ein Zuwachs von 24%. 1,1 Millionen Haushalte in Österreich (davon 409.000 in Wien) sind ans Fernwärmenetz angeschlossen, die Anzahl der Fernwärmeanschlüsse hat sich seit 2003/04 fast verdoppelt. 48% der Fernwärme wurde 2019 aus Biomasse erzeugt, sie wird von etwa 2.400 Biomasse-Heizwerken und rund 140 Holzkraftwerken bereitgestellt. Holzkraftwerke mit einer elektrischen Leistung von ca. 300 MW sind in Österreich in Betrieb. Jedes Jahr produzieren sie rund 2 TWh elektrischen Strom und 4 TWh Wärme. In heimischen Haushalten gibt es zusätzlich rund 450.000 Kachelöfen. Etwa 2 Millionen Haushalte in Österreich heizen in irgendeiner Form mit Holz (Holzzentralheizung, Holz-/Pelletseinzelofen, Fernwärmeanschluss). „Die Zahlen sprechen für sich. Damit sich die Branche weiter entwickeln kann, braucht es eine rasche Übergangslösung für bestehende Holzkraftwerke sowie Rahmenbedingungen im neuen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, die einen Ausbau der Kapazitäten für feste Biomasse und von grünem Gas ermöglichen“, fordert Titschenbacher.