KR Ing. Michael Mattes wurde zum Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker der Wirtschaftskammer Österreich wiedergewählt. Seine Stellvertreter sind der Landesinnungsmeister von Niederösterreich KR Karl Pech und Landesinnungsmeister-Stellv. Mst. Manfred Denk MBA, die zusammen ein Team mit guter Vernetzung und hoher fachlicher Kompetenz bilden und ihn beide tatkräftig unterstützen wollen. Die Redaktion gratuliert natürlich auch an dieser Stelle herzlich zur erfolgreichen Wiederwahl und wollte wissen, was die wichtigsten Anliegen des BIM für die kommende Periode sind:
Ein Thema der aktuellen Bundesregierung ist das „Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz“ – wie sehen Sie die Umsetzungschancen?
Mattes: Meiner Meinung wurde das geplante Gesetz gegen alle Gesetze der Physik durchgeboxt (siehe Grafik zur aktuellen Aufteilung der Stromproduktion). Die derzeitige Entwicklung – auch als Energieraumplanung definiert – kann so wie sie aktuell dasteht – nämlich mit Verboten und Elektroheizung im Winter mit im Sommer produziertem Strom und verhindertem Netzausbau – nicht funktionieren! (Anm.: siehe auch Mattes' Hochrechnung zu „Strom in Österreich“) Außerdem müssen einmal die bestehenden EU-Verordnungen umgesetzt werden – Stichwort: Inspektion von Heizungsanlagen und Ökodesign-Richtlinie!
Wie sieht eine ideale Energieversorgung der Zukunft aus Ihrer Sicht aus und was ist dafür notwendig?
Mattes: Es müssen endlich einmal die technischen Grundlagen und Gegebenheiten (z.B. Belastbarkeit der Energienetze und Bewältigung der Energiespitzen), sowie die Leistbarkeit von Anlagenmodernisierungen unter Verwendung von brauchbarer Infrastruktur berücksichtigt werden.
Wo sehen Sie die größten Gefahren für die Branche?
Mattes: Eine direkte Gefahr für die Branche sehe ich nicht, weil jeglicher Umbau uns Gebäudetechniker betrifft. So wird nun anstatt eines befeuerten Wärmeerzeugers eine Wärmepumpe installiert. Als große Gefahr erachte ich durch die unpassende und schöngerechnete Energieform-Strom ein unvermeidbares Blackout (Beweis: Freitag, 8.1. 2021)! Meiner Meinung müsste schleunigst mit dem Strom aus dem Sommer, speicherbarer Wasserstoff, grünes Gas oder flüssige Energieträger für den Ausgleich im Winter unter Verwendung bestehender Infrastrukturen gefördert werden. (Siehe auch: Differenz des CO2-Ausstosses Kamin-Heizwertgeräten gegenüber Brennwertgerät!)
Welche Chancen sollten sich Installateure auf keinen Fall entgehen lassen, um (weiterhin) erfolgreich zu sein?
Mattes: Als dringende Maßnahmen sehe ich die Anpassung der Ausbildung und eine Weiterbildung in Hinblick auf Energieeffizienz. Leider wird das von der Politik und der Kollegenschaft mitunter übersehen.
Bitte um eine Einschätzung zur Covid-Krise: Die Branche ist größten Teils erfolgreich durch das vergangene Jahr gekommen – wie könnte sich das heurige Jahr gestalten?
Mattes: Zu Beginn der Pandemie hat es sicher zwei/drei Wochen, wo sich Niemand auskannte, diverse Probleme gegeben, jedoch insgesamt wie ich auch aus Rückmeldungen weiß, hat sich die Krise gering ausgewirkt.
Werden größere Veranstaltungen in diesem Jahr wieder durchführbar sein? Wenn ja unter welchen Bedingungen?
Mattes: Ob es heuer wieder größere Veranstaltungen geben wird, kann ich noch nicht abschätzen? Zunächst muss die vorherrschende Pandemie eingedämmt werden, sprich die Immunisierung durcheine Impfung gelingen. Dies ist bei der derzeitigen Einstellung der Bevölkerung und der Performance des Gesundheitsministeriums alerdings leider zu bezweifeln. Ständig wird von Digitalisierung geredet, jedoch wurde in der jüngsten Vergangenheit bewiesen, dass das bei uns nicht funktioniert – man denke nur an die Logistik beim Verteilen des Impstoffes ...
Wie lassen sich die Bemühungen um verbesserte Lehr-Bedingungen noch erfolgreicher umsetzen?
Mattes: Die Politik sollte sich stärker nach unseren Branchen-Bedürfnissen richten, was jedoch leider nicht passiert. Die Ausbildung bietet drei Fachrichtungen (Gas-Sanitärtechnik, Heizung und Lüftung), wobei die Lehrinhalte der ersten zwei Jahre gleich sind und somit ein Wechsel der Fachrichtung möglich ist. Im dritten Jahr vertieft sich der Lehrling in sein gewähltes Schwerpunkt-Fach und kannanschließend zur Lehrabschlußprüfung antreten. Wer möchte kann außerdem ein Zusatzmodul im vierten Jahr absolvieren.
Da die Defizite nach Abschluss der Pflichtschule immer größer werden, sollte durch eine Prüfung nach dem zweiten Lehrjahr über das weitere Vorgehen entschieden werden. So könnte etwa nach den ersten zwei Jahren ein Abschluss als Rohrleitungsmonteur möglich sein. Bei entsprechendem Wissen darf der Lehrling anschließend weiter in das gewählte Fach gehen. Um heute unumgänglichen Fähigkeiten zu erlangen und festigen zu können, sollte das freiwillige vierte Jahr mit dem Zusatzmodul der Mess-, Regel- und Elektrotechnik verpflichtend absolviert werden.
Noch eine abschließende Anmerkung zu den ausbildenden Betrieben: hier wären Lehrverbünde (abwechselndes Nutzen von unterschiedlichen Materialien und Techniken) wichtig, um die Vielfältigkeit des Installationsbetriebes zur Gänze abbilden zu können. Ein derartiges Bemühen ist aber bereits mangels Interesse vor ca. 15 Jahren gescheitert. Dadurch lernen viele junge Menschen in Ausbildung meiner Meinung nach zu einseitig.
Vielen Dank für das Gespräch!
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