Klima-Lüftung

Top-Thema „Indoor Environment Quality“

Screenshot
Wichtiger denn je: Top-Thema „Indoor Environment Quality“ zur ISH digital 2021.
Screenshot

Die Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Klima findet vom 22. bis 26. März 2021 rein digital statt. Im Fokus stehen jede Menge interessante und relevante Themen. Darunter: „Indoor Environment Quality“. Das Thema setzt sich mit thermischer Behaglichkeit und hygienischer Raumluftqualität auseinander.

von: Redaktion

Ob in Büro-, Verwaltungs- und Veranstaltungsgebäuden, Restaurants, Kinos, Theatern, Kaufhäusern, Boutiquen, Supermärkten, Freizeit- oder Gewerbegebäuden: Überall dort, wo sich Personen über längere Zeit aufhalten, sorgt der Betrieb von Lüftungs- und Klimaanlagen dafür, dass dauerhaft angenehme und an den aktuellen Bedarf angepasste Temperaturen und Raumluftfeuchten sowie eine gesunde, als frisch empfundene Luftqualität sichergestellt werden. Technische Regeln, Normen und Richtlinien sprechen hier von der thermischen Behaglichkeit und von der Raumqualität IEQ (Indoor Environment Quality), die von mehreren Parametern geprägt wird. Die thermische Behaglichkeit von Personen in Räumen, also deren Zufriedenheit mit den Raumkonditionen, ist wesentlich abhängig von der Raumtemperatur, der Raumluftfeuchte und von der Luftbewegung. Für eine gute IEQ, an der sich die meisten Projektierungen von Lüftungs- und Klimaanlagen für Gebäude und allgemeine Aufenthaltsbereiche orientieren, gelten zum Beispiel folgende anzusetzende Werte:

  • Raumtemperatur: zwischen rund 20 °C im Winter und 26 °C im Sommer

  • Raumluftfeuchte: zwischen etwa 40 Prozent im Winter und 60 Prozent im Sommer

  • Luftgeschwindigkeit: unter etwa 0,2 m/s in Aufenthaltsbereichen von Personen, um eine mögliche Zuggefährdung auszuschließen.

Je nachdem, welche Aktivität eine Person gerade ausübt (Schwere einer körperlichen Tätigkeit, hohe Konzentration) und wie luftig oder dicht die Person bekleidet ist, können die aktuellen „Wunschwerte“ zur Behaglichkeit leicht von den obigen pauschalen Vorgaben abweichen. Hinzu kommt die Sicherstellung einer gewünschten Raumluftqualität. Durch das Freisetzen von Geruchs- und Schadstoffen aus Decken, Wänden, Böden und aus Einrichtungsgegenständen, durch den Betrieb von Geräten und durch CO2, das beim Ausatmen abgegeben wird, wird die Raumluft ständig belastet. Als Indikator und Grenzwert für eine gesundheitlich unbedenkliche und qualitativ gute Luftqualität gilt nach vielen Normen und Richtlinien, zum Beispiel der DIN EN 16798 „Eingangsparameter für das Innenraumklima zur Auslegung und Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden bezüglich Raumluftqualität, Temperatur, Licht und Akustik“ und auch gemäß der Arbeitsstättenregel ASR 3.6 „Lüftung“, ein Gehalt von 1.000 ppm CO2 in der Raumluft. Ab CO2-Konzentrationen über 2.000 ppm schreibt die ASR 3.6 vor, dass für solche, nun zu stark belastete Räume, weitergehende Maßnahmen für eine verstärkte Lüftung einzuleiten sind. Aktuelle technische Regeln, wie auch die DIN EN 16798, orientieren sich an diesem CO2-Leitwert von 1.000 ppm. Sie empfehlen für eine gute Raumluftqualität bei der Projektierung von Lüftungs- und Klimaanlagen in Abhängigkeit von der Raumnutzung Außenluftvolumenströme zwischen etwa 30 bis 50 m3/h pro Person beziehungsweise einen etwa 1- bis 2-fachen Raumluftwechsel. Dieser Luftvolumenstrom wird dann im Lüftungsgerät gut gefiltert (Abscheidung von Stäuben und ggf. auch von gasförmigen Verunreinigungen), bedarfsorientiert temperiert (Heizen bzw. Kühlen), be- oder entfeuchtet und als Zuluft über das Luftleitungssystem in die Räume eingebracht. Da gleichzeitig stets ein gleichgroßer Abluftvolumenstrom aus den Räumen abgeführt wird, stellt sich durch diesen ständigen Luftwechsel in den Räumen eine gute, hygienische und als angenehm empfundene Luftqualität ein. Eine ausreichende Raumluftqualität ist – zumindest zeitweise – auch durch eine Fensteröffnung möglich. Doch dabei ist mit erheblichen Einschränkungen und mit negativen Auswirkungen auf die Behaglichkeit und die Luftqualität zu rechnen. Durch das Einströmen warmer Außenluft im Sommer überhitzen die Räume, ist Winter, kühlt die kalte Außenluft die Räume aus. Gleichzeitig wird die Raumluft extrem trocken, was die Schleimhäute belastet und das Infektionsrisiko gegenüber Bakterien und Viren erhöht. Hinzu kommen Einflussfaktoren wie einströmende Stäube und eindringender Straßenlärm sowie eine möglicherweise unzureichende Durchströmung des Raums mit Außenluft. Diese Probleme treten beim Betrieb einer Lüftungsanlage, die kontinuierlich gefilterte, erwärmte oder gekühlte Außenluft in die Räume einbringt und gleichzeitig belastete Luft aus den Räumen abführt, nicht auf. Daher kann eine ganzjährig gute Raumluftqualität nur durch den Betrieb einer mechanischen Lüftungsanlage sichergestellt werden. In Ergänzung zu den thermischen Faktoren sind für eine dauerhaft gute Raumluftqualität auch die Vorgaben der VDI 6022 „Hygieneanforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte“ einzuhalten. Gemäß dieser Richtlinie sind „RLT-Anlagen nach dem Stand der Technik so zu planen, auszuführen, zu betreiben und instand zu halten, dass von ihnen weder Beeinträchtigungen der Gesundheit noch Störungen der Befindlichkeit, der thermischen Behaglichkeit oder Geruchsbelästigungen ausgehen können“. Damit die Forderung der VDI 6022 „Die Zuluft soll gesundheitlich zuträglich sein“ erfüllt wird, enthält die Richtlinie umfangreiche Tabellen und Listen für Prüfungen und Inspektionen, die regelmäßig von zertifizierten Fachleuten an allen Komponenten und Geräten einer Lüftungsanlage durchzuführen sind. Wie viele weltweit durchgeführte Studien ergaben, haben die Faktoren thermische Behaglichkeit und Raumluftqualität einen großen Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden und auch auf die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit von Personen, zum Beispiel bei Tätigkeiten an Büroarbeitsplätzen. Die Studien haben gezeigt, dass zum Beispiel bei zu geringen oder zu hohen Temperaturen oder Luftfeuchten, die außerhalb des Behaglichkeitsempfindens liegen, sowie durch eine unzureichende Luftqualität die Leistung und Konzentration von Personen rasch um 5 bis 10 Prozent abnehmen kann. Bereits seit Anfang 2016 wird ein effizienter Betrieb von Lüftungsgeräten durch die Umsetzung der Ökodesign-Verordnung 1253/2014 „Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung von Lüftungsanlagen“ vorgegeben. Diese Verordnung definiert zum Beispiel den Einsatz von Systemen zur Wärmerückgewinnung und von Luftfiltern, woraus eine maximal erlaubte elektrische Leistungsaufnahme der Ventilatoren folgt. Diese Vorgaben müssen EU-weit zwingend alle Unternehmen einhalten und dokumentieren, die Lüftungsgeräte herstellen und/oder anbieten. Experten sind sich einig, dass die seit Frühjahr 2020 anhaltende Corona-Pandemie und der Schutz von Personen in Räumen vor Infektionen mit Covid-Viren erhebliche Auswirkungen auf die Lüftungs- und Klimatechnik haben wird. Hier spielen Lüftungsanlagen eine bedeutende Rolle, denn durch die ständige Durchspülung mit einer hohen Menge an Außenluft, wird die Konzentration der Covid-Aerosole in der Raumluft erheblich verdünnt und somit das Infektionsrisiko stark verringert. Dabei gilt: Je mehr Außenluft, umso besser wird die Wirkung. Und sollte die Leistung einer bestehenden Lüftungsanlage für einen ausreichenden Außenluftwechsel und eine signifikante Verringerung der Covid-Aerosole nicht ausreichen, empfehlen sich zwei ergänzende Maßnahmen: Erstens: Eine zusätzliche Fensterlüftung in regelmäßigen Abständen. Zweitens: Der Betrieb von Sekundärluft-Reinigungsgeräten, die direkt in den Räumen aufgestellt und betrieben werden. Diese steckerfertigen Geräte saugen ständig Raumluft an, filtern die darin möglicherweise enthaltenen Viren in Hochleistungsfiltern (HEPA) und/oder UV-C- Strahlungseinheiten mit einer Effizienz von über 99 Prozent aus und fördern die so gereinigte Luft zurück in den Raum. Solche Geräte, die auch von Virologen als sinnvolle Ergänzung zur Außenlufteinbringung empfohlen werden, gibt es mittlerweile von vielen Herstellern in unter- schiedlichen Ausstatten und Luftleistungen. Sie eignen sich für einen wirksamen, ergänzenden Schutz vor einer Infektion mit Corona-Viren zum Beispiel besonders für Schulräume, Großraumbüros, Besprechungsräume, aber auch für Arztpraxen, Fitnessräume und viele weitere Anwendungen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass die Corona-Epidemie und der Personenschutz künftig auch Planungen und Ausführungen von neuen Lüftungs- und Klimaanlagen stärker berücksichtigt werden wird – zum Beispiel durch höhere Außenluftvolumenströme und den Einsatz hocheffizienter Luftfiltersysteme. 


Das könnte Sie auch interessieren

© Florian Wieser

300. BiWi-Werkstatt seit der Gründung 1991: Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien: „Erfolgsformat BiWi-Werkstatt unterstützt unsere Jugend…

Weiterlesen
© WOLF GmbH / Simon Westermair

Mit großer Freude und Wertschätzung hat die WOLF GmbH kürzlich wieder langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre bemerkenswerte…

Weiterlesen
© Hochschule Burgenland

An Hochschule und Forschung Burgenland am Campus in Pinkafeld wird die Zukunft der Gebäudetechnik aktiv gestaltet. Mit der Bewilligung von…

Weiterlesen
© Siemens

Siemens hat für den Kunden EWD Elektrizitätswerk Davos AG die weltweit erste 8DAB 24, eine wegweisende blue GIS- Mittelspannungsanlage, installiert…

Weiterlesen
 © Frauenthal Handel Gruppe AG

Frauenthal beginnt 2025 mit einem Update zu ihren Bad & Energie Schauräumen. Gute News für alle, die Bäder umsetzen. Peter Schenk, Leitung Bad &…

Weiterlesen
Alle Fotos: © Geberit

Geberit im VIP-Championsclub bei der Ski-WM in Saalbach: Man darf Geberit einen gewissen Hang zum Ski-Sport unterstellen – nicht umsonst ist…

Weiterlesen
© EVN/Raimo Rudi Rumpler

Mit dem Ausbau von zusätzlichen 500 Ladepunkten allein in diesem Jahr betreibt die EVN mittlerweile beeindruckende 3.000 eigene Ladepunkte. Bis 2030…

Weiterlesen
© Roth Industries

Der Unternehmer Manfred Roth ist am 3. Januar im Alter von 85 Jahren im Kreis seiner Familie verstorben. Nur wenige Tage zuvor hatte er noch die…

Weiterlesen
©CLEMENS SCHNEIDER

Weil Mitte immer vermitteln muss und wir ohne Mitte zugrunde gehen.

Weiterlesen
 © Netz NÖ / Wurnig

Auch wenn die Zuwachsraten gegenüber dem Rekordjahr 2023 um knapp die Hälfte zurück gegangen sind, gibt es in Niederösterreich nach wie vor einen…

Weiterlesen

Abonnement und Mediadaten

Sie wollen die führende österreichische Fachzeitschrift kennen lernen?
Sie wollen sich über Erscheinungstermine, Schwerpunkte und Werbemöglichkeiten informieren?

Hier sind Sie richtig.  

AbonnEment

Mediadaten

Termine

Tag der offenen Lernwerkstatt – Bereit für deine Lehre mit Perspektive

Datum: 16.01.2025 bis 17.01.2025
Ort: Götzis, Voralberg

Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik kompakt und aktuell

Datum: 25.02.2025 bis 27.02.2025
Ort: Wien

VTM2 Viptool Master mit Heizlast für Fachhandwerker

Datum: 04.03.2025 bis 05.03.2025
Ort: Attersee

Mehr Termine

Anmeldung zum Newsletter

Herr / Mr  Frau / Mrs