Powerfrau im SHK-Handwerk 4/25:

25.03.2025 | SHK Powerfrau

Hier dreht sich alles um die Damen der Branche: Diesmal erzählt Michelle Schneider Niederlassungsleiterin beim SHK-Großhändler Reisser, ihre Geschichte.

Ursprünglich wollte ich nach dem Abschluss der Werkrealschule in einem sozialen Beruf arbeiten, Erzieherin werden. Doch mein Faible für Mode führte mich in ein Modeunternehmen mit eigener Designabteilung. Als die Firma kurz danach insolvent geht, sitzt der Schock – vor allem bei den Eltern – tief. Was nun? Ich musste beim Arbeitsamt vorstellig werden, das war dort echt eigenartig. Also habe ich mich selbst auf die Suche nach einer Lösung gemacht. In der Berufsschule hatte ich Kontakt zu einigen Reisser-Auszubildenden, die alle sehr begeistert von der Firma waren, also habe ich in der Personalabteilung ein bisschen frech angefragt, ob es ok wäre, wenn zu den 16 Azubis noch eine dazu kommt.
Dass ich im fünften Ausbildungsmonat dann nahtlos zum SHK-Großhändler Reisser wechseln konnte, hat sogar einen innerfamiliären Bezug: Meine Oma hat hier schon in der Buchhaltung gearbeitet und immer nur Gutes erzählt. Manchmal zeigte sie mir stolz das Foto von sich zusammen mit dem damaligen Firmenchef Helmut Reisser. So kam ich also von der Mode zu den Toilettenschüsseln. Ich lernte alle Abteilungen kennen, merkte schnell, dass mir der Vertrieb am meisten liegt und ich in diesen Bereich übernommen werden will. Ich startete dann als Sachbearbeiterin im Verkauf Sanitär.

Ich vertiefte mich in die Lagerbestände und erkundete die Materialien. Nach meiner regulären Arbeitszeit half ich freitags im Logistikzentrum mit, um die Prozesse und Abläufe besser kennenzulernen, mir die Waren unmittelbar anzuschauen und die Kollegen beim Kommissionieren und der Lagerhaltung zu unterstützen. Ich wollte begreifen, was ich den Kunden verkaufe – also musste ich es erst einmal selbst verstehen, beispielsweise welches Zubehör zu einem Waschtisch gehört.
Es dauert gerade mal zwei Jahre, bis ich dann Teamleiterin für das Gebiet Nagold, Freudenstadt und Stuttgart wurde. Ich habe mich immer angestrengt, mehr zu machen und auch mein Interesse angemeldet, diese Position zu bekleiden. Ich wollte zusätzliche Verantwortung übernehmen, also habe ich berufsbegleitend auch noch die Ausbildung zur Wirtschaftsfachwirtin gemacht.

Es war natürlich eine Herausforderung, als jüngste Teamleitung neben den vielen erfahrenen Kollegen zu bestehen. Man hat da selbst mehr Angst, gerade wenn man in einer großen Runde Verbesserungsvorschläge bringt oder Ideen hat, wie die Firma schneller zum Ziel gelangt. Meine Eigeninitiative, um so manches zu modernisieren, trug schnell Früchte. Der Zeitpunkt war genau richtig, als Guntram Wildermuth-Reisser den Vorstandsvorsitz übernahm, entstand viel Bewegung. Ich stehe auf Herausforderungen, ich bin unkompliziert und anpassungsfähig.
Dass die SHK-Branche männerdominiert ist, hat mir keine Angst gemacht. Wenn mir jemand mal etwas zum Beispiel als Frau nicht zutraut, ist das für mich extra Ansporn – dann beweise ich dem das Gegenteil. Der nächste Karriereschritt bei Reisser ließ nicht lange auf sich warten: Als der Posten der stellvertretenden Verkaufsleiterin vakant wurde, bewarb ich mich. Um den Posten auszufüllen, musste ich nebenbei noch den Ausbilderschein machen und drückte die Schulbank für die Betriebswirtin. Karsten Voit, Gesamtvertriebsleitung der Reisser-Gruppe, wurde auf mich aufmerksam. Er beförderte mich zuerst zur Kommissarische Verkaufsleitung, nach 1,5 Jahren dann als Verkaufsleitung Sanitär-Installation. Es braucht immer Menschen, die einen unterstützen und hinter einem stehen, daher bin ich meinem Mentor Karsten Voit sehr dankbar.
Eher aus einem Scherz heraus verkündigte ich dann einmal: „Nun kann ich den Bereich Heizung als Verkaufsleitung ja auch noch übernehmen!“ Und weil der bisherige Verantwortliche in Heilbronn wohnt und dort lieber in den Außendienst wechselte, hieß es: „Mach das gerne, wenn du willst.“ Als Verkaufsleiterin für alle Bereiche besuchte ich die Kunden, lernte die Sachbearbeiter kennen, und führte ein aus 35 Personen bestehende Vertriebsabteilung.

Aktuell bin ich Reisser-Niederlassungsleiterin in der Firmenzentrale Böblingen. Ich will die Aufgabe nicht nur kurzfristig ausfüllen, sondern ausbauen und so das Unternehmen weiterbringen. Vom Außendienst bis zu den Fachverkäufen, von den Angebotsabteilungen bis zu den Designbad-Ausstellungen in Böblingen und Tübingen: Insgesamt 80 Personen gehören nun zu meiner Mannschaft. Es fliegt einem nichts zu, manchmal muss man auch kämpfen, sich beweisen.
Wichtig ist, dass man sich als junge Frau nicht einschüchtern lässt – nur weil andere anfangs mehr Erfahrung oder Knowhow
haben.

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