Editorial 6/2016

13.06.2016 | News

Die Sonne schickt keine Rechnung? Leider!

Die Sonne schickt keine Rechnung – mit diesem Slogan wird die Solarenergie seit Jahrzehnten beworben. Ich halte diesen Slogan für schlecht. Weil er falsche Erwartungs­haltungen geweckt hat, die der Solarwirtschaft letztlich mehr geschadet als genutzt haben. Was meine ich damit?
Was nichts kostet, ist nichts wert. Diese alte Kundenweisheit bewahrheitet sich immer wieder. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, weils ohnehin wurscht ist, wie viele Zähne er drinnen hat. War sowieso gratis. Hat eh keiner eine Rechnung geschickt. Lohnt sich auch nicht, darauf achtzugeben.
Außerdem stimmt es ja nicht. Zwar kommt keine Rechnung von einer Sonnenschein GmbH. Aber der Installateur, der muss seine Arbeit sehr wohl bezahlt bekommen. Auch der Kollektorhersteller und die Komponentenlieferanten wollen Geld sehen. Warum dann mit "Die Sonne schickt keine Rechnung" werben? Wirbt etwa ein Hotelier in Caorle damit, dass die Sonne gratis auf die Adria scheint? Nein, er wirbt mit bestens ausgestatteten Zimmern samt reichhaltigem Frühstücksbuffet. Wirbt ein Weinbauer damit, dass die Sonne seine Trauben gratis reifen ließ? Nein, er wirbt mit dem guten Geschmack seines Blaufränkischen, den er dank seiner önologischen Kunstfertigkeit und der hohen Qualität seines Weinbau­betriebs als edlen Tropfen anbieten kann. Und haben Sie schon mal gehört, dass ein Windrad mit "Der Wind schickt keine Rechnung" beworben wird? Ich nicht. Wär auch Unsinn. Weiß ja jedes Kind, dass die Errichtung, der Betrieb und die Wartung von so einer Windkraftanlage eine aufwändige Sache ist. Oder?"
Die Sonne schickt keine Rechnung" verspricht, dass nach erfolgter Installation der Solaranlage das Ganze nie wieder etwas kostet. Also gibt es häufig keine Funktionsüberprüfung, keinen Wartungsvertrag und keine Leistungskontrolle – weil das alles etwas kosten würde, und das widerspricht dem Versprechen von der rechnungslosen Solarzukunft. Das hat dazu geführt, dass viele schlecht gewartete und so manche funktionsuntüchtige Solar­anlagen herumstehen. Dass die Anlage den Eigentümer möglicherweise wirklich fast nichts gekostet hat, wenn er sie in Zeiten der Förderungs-Hochblüte errichten ließ, macht es nicht besser.
Solarwärme – und auch Photovoltaik – sind großartige, aber komplexe Technologien, die neben sorgfältiger Planung und Ausführung ebenso der regelmäßigen Wartung bedürfen wie jede Gastherme, jedes Moped und jede Kaffeemaschine. Dann kann die Solarenergie einen effizienten Beitrag zu einem nachhaltigen, kostengünstigen und preisstabilen Energiesystem leisten – und zwar nur dann, wenn jedes Jahr eine Rechnung kommt. Das muss es wert sein.
Viel Vergnügen beim schmökern in der aktuellen Ausgabe 6/2016!

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