Editorial 7-8/2016

04.07.2016 | News

Kofferraumbelieferung, Kalt-Start-Kartusche, digitales Monitoring.

Im Jahr 2009 wurde meiner Erinnerung nach das erste spülrandlose WC auf der ISH Frankfurt vorgestellt, damals noch als Nischenprodukt für Pflegeheime, wo aus hygienischen Gründen eine bessere Reinigung der Toilette nützlich schien. Zwei Jahre später haben alle Hersteller nachgezogen, und seither ist das Thema geradezu explodiert. In nur fünf Jahren hat sich der konservative Toilettenmarkt völlig umgedreht. "Rimless" ist zum Stand der Technik geworden, und zwar von High-tech-Dusch-WCs bis zu den Eigenmarken-Schüsseln der Großhändler. Bis zu 70 Prozent der jetzt verkauften WCs sind spülrandlos, kommt drauf an wen man fragt. "Das Wasser spritzt garantiert raus", hieß es selbst unter Fachleuten am Anfang. Heute lacht keiner mehr. Weil niemand einen mühsam produzierten Spülrand braucht, der schwierig zu putzen ist – ist doch logisch.
Ähnlich rasant verlief Markteinführung der Carving-Ski, die Ende der 1990er die Sportartikelbranche über den Haufen geworfen hat. Jahrzehntelang waren Ski schnurgerade und aus Prestigegründen möglichst lang. Bis man draufgekommen ist, dass taillierte Ski leichteres und schnelleres Kurvenfahren ermöglichen. Gefährlich sei das für Leistungssportler ebenso wie für Hobbywedler, und niemand wolle mit so kurzen Kinderskiern gesehen werden, wo doch lange Latten einvernehmlich als Zeichen skifahrerischer Potenz anerkannt waren. Schmecks: Es hat keine fünf Jahre gedauert und auch keine drei Jahre, da waren die 2-Meter-Bretter weg und alle sind gecarvt, hastdunichtgesehen, und haben sich gefragt warum denn bitteschön niemand früher auf diese Idee gekommen ist.
Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen und quer über viele Branchen und viele Jahrhunderte spannen. Ich sage nur: Buchdruck, Post-its, Smartphone, Müllsäcke mit Zugband … Sie können die Liste gerne ergänzen, ist ein lustiger Zeitvertreib. Im Nachhinein betrachtet ist es immer klar, warum sich eine Innovation überzeugend durchgesetzt hat. Der Punkt ist: Man müsste halt vorher wissen, was sich durchsetzen wird und was nicht. Gerade in einer konservativen Branche wie dem Installationsgewerk ist das schwer zu sagen. Ein Installateur, der in den 1920ern den Beruf gelernt hat, ist mit Handwagerln und Gewindeschneider in Pension gegangen – und die von ihm damals verlegten Bleirohre werden noch ein paar Jahrzehnte ihre Dienste tun.
Ich werfe hier und jetzt drei Themen in den Ring, von denen ich persönlich glaube, dass sie sich in den kommenden Jahren durchsetzen werden wie geschnittenes Brot: Kofferraumbelieferung, Kalt-Start-Kartusche und das digitale Monitoring auch von kleinsten haustechnischen Anlagen. Erinnern Sie mich 2020 dran, wenn ich recht hatte. Wenn nicht, haben wir es bis dahin eh alle längst vergessen. Schönen Sommer!
Verabsäumen Sie nicht die ganze Ausgabe 7-8/2016 durchzublättern – es zahlt sich aus!

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