Editorial 7-8a/2016

05.09.2016 | News

Dank TTIP will Europa billiges Schiefergas kriegen. Warum bloß?

Als ich an einem Freitagmorgen Mitte August in der Obersteiermark aus dem Zelt gekrochen bin, hatte es gerade mal 5 °C. Auf 700 Metern Seehöhe. Jedenfalls haben sich dann alle zum Frühstück in der Küche zusammengekuschelt, weil das der einzige beheizte Raum war. Und ich hab mich gefragt: Warum bloß ist der Heizungsmarkt heuer schon wieder rückläufig? In unseren Breiten geht es einfach nicht ohne Wärmequelle im Haus, und wenn der Kessel schon Mitte August angeworfen werden muss, damit den Gästen nicht der Hintern wegfriert – Klimawandel hin oder her -, dann bringt eine effizient sanierte Heizung in jedem Fall etwas. Rundherum grüne Wälder, regional verfügbare Biomasse wohin man blickt. Warum also? Was läuft da schief?
Gas ist derzeit so billig wie noch nie. Uns Europäern ist Energie aber immer noch zu teuer. Eine der Grundbedingungen der EU in den TTIP-Verhandlungen ist, dass die USA ihr Exportverbot für Schiefergas aufgeben. Die Amerikaner waren bisher der Meinung, wenn sie für die Energiegewinnung schon ganze Landstriche mittels Fracking verwüsten, dann sollen wenigstens nur sie selbst vom günstigen Schiefergas profitieren können. Europa will es aber billig importieren, am besten als Flüssiggas, um von den russischen Lieferungen etwas unabhängiger zu werden, und wäre im Gegenzug zum Beispiel bereit, europäische Lebensmittelstandards abzusenken (dieser Abtausch von Interessen läuft unter dem Titel "Freihandel"). Ob es zu TTIP kommen wird, ist völlig offen, auch in den USA. Hillary Clinton ist vorsichtig dagegen, Donald Trump ganz vehement, weil er seine Landsleute vor verschimmeltem französischen Käse, billigem österreichischen Stahl und anderen gefährlichen Anschlägen auf den American Way of Llife schützen möchte. Und weil er sowieso gegen alles ist, was irgendwo auf der Welt "common sense" ist. In der Zwischenzeit bauen die Russen ihre Gaspipelines nach Europa aus. "Northstream" wird die Gazprom vermutlich alleine realisieren, wodurch sie diesen Lieferweg komplett unter Kontrolle hätte, und bei "Southstream" einigen sich die neuen besten Freunde Putin und Erdogan gerade, das gemeinsam zu bauen. Dann hängen die demokratischen Länder Europas völlig am Energie-Gängelband vereinter autoritärer Herrscher.
In jenem obersteirischen Garten stand auch eine Solardusche. Natürlich erreichte das Wasser nie mehr als 20 °C, aber es war ein Warnhinweis angebracht: "Caution HOT". Weil, wenn man die Solardusche in der Sahara oder auf der Venus aufstellt, könnte ja eventuell wirklich richtig heißes Wasser rauskommen. Da warnt man vorsichtshalber vor dieser potenziell gefährlichen erneuerbaren Technologie. Sollen sich ängstliche Warmduscher lieber drinnen mit Thermostat brausen gehen, beim Gas-Durchlauferhitzer.
Vielleicht ist ja da etwas, das schiefläuft?

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