Editorial 1-2/2017

17.02.2017 | News

Photovoltaik für einen Tauchsieder? Intelligente Anwendungen für die Erneuerbaren müssen das Ziel sein.

Ob es uns gefällt oder nicht, aber eine der im Moment effizientesten Methoden für Heizung und Warmwasserbereitung geht an der Branche vorbei. Es gibt seriöse Berechnungen, die für Neubau oder halbwegs gut sanierten Altbau folgende Variante als ökonomisch und ökologisch optimal empfehlen: aufs Dach Photovoltaik, die Warmwasserbereitung mit E-Patrone in einem Elektrospeicher und für die Heizung Infrarot-Paneele an die Wände. Die PV-Module sind da das teuerste, aber der aktuelle Preisverfall der Module hilft. Die Installation im Haus ist extrem günstig, ein hoher Eigenstromverbrauch mit niedrigen Betriebs- und Wartungskosten ist gesichert, und wer in den Tagesrandzeiten im dunklen Winter nicht mit Strom aus dem Netz heizen will, investiert auch in eine Haus-Batterie. Die sind zwar noch ordentlich teuer, werden aber derzeit laufend günstiger und leistungsfähiger – und stellen sicher, dass der Energiebedarf für Wärme und Warmwasser übers Jahr gesehen fast zur Gänze vom eigenen Dach kommt.
Volkswirtschaftlich und energiepolitisch ist das natürlich unsinnig. Der Strombedarf steigt in unserer Ära der Digitalisierung unweigerlich weiter an. Und wenn die E-Mobilität in dem Ausmaß kommt, wie sie jetzt prognostiziert wird, dann werden wir ohnehin jedes bisschen erneuerbaren Strom brauchen, um auch nur in die Nähe von Energiewende und CO2-Zielen zu kommen. Intelligente Anwendungen für die erneuerbaren Energien müssten das Ziel sein. Und nicht, mit einem Wirkungsgrad von 17 oder 18 Prozent die wertvollste Energieform zu erzeugen, die es gibt, und diese dann in unintelligente, ineffiziente Technologien zu stecken. Man kann mit seiner PV-Anlage Teil eines virtuellen Kraftwerks sein und mit der Überschussenergie Elektroautos aufladen – oder mit einem Inselsystem einen Tauchsieder betreiben, um sich die Hände mit warmem Wasser waschen zu können, während die Energieversorger für die Spitzenlastzeiten im Winter riesige fossile Ausgleichskapazitäten bereithalten müssen.
Doch es gibt diesen Trend. Wir müssen Antworten darauf finden. Soll der Installateur auf dieses Geschäft verzichten, sich auf die ihm vertrauten Technologien konzentrieren und diese Anlagen anderen Anbietern überlassen? Soll er sich vorbereiten und – selbstverständlich nur für sinnvolle Einsatzbereiche – selbst solche Pakete anbieten, auch wenn die Marge niedriger ist als bei wassergeführten Systemen? Findet die Industrie Lösungen, um die traditionellen und effizienteren Systeme auch da konkurrenzfähig zu halten? Damit würden sie auch den energiepolitischen Zielen unserer Gesellschaft einen wichtigen Dienst erweisen. Die Fragen stehen im Raum – die richtigen Antworten müssen noch gefunden werden.
Die Redaktion von "Der österreichische Installateur" wünscht gute Lektüre mit der aktuellen Ausgabe 1-2/2017!

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