Allheilmittel dezentrale Trinkwasser-Erwärmung?

13.05.2019 | News, Sanitär

Die Vorgaben an Planung, Errichtung, Betrieb, Überwachung und Sanierung von zentralen Trinkwasser-Erwärmungsanlagen sind in der ÖNORM B 5019 genau geregelt. Ein Pendant für dezentrale Anlagen steht bislang aus. Die fehlenden normativen Vorgaben für den sicheren Betrieb ­wurden oftmals als Argument für die Errichtung dezentraler Anlagen dargestellt. Doch ist es wirklich
von Vorteil, sich nicht auf etablierte Normen verlassen zu können, sondern selbst alle Aspekte technisch verantworten zu müssen?

Lange Zeit galten dezentrale Trinkwasser-Erwärmer als Wunderwaffe gegen Legionellen & Co., doch aufgrund praktischer Erfahrungen hat sich nunmehr sogar das deutsche Umweltbundesamt zu Wort gemeldet: Bislang wurden dezentrale Anlagen als sicher und unbedenklich angesehen. Neuere Erkenntnisse zeigen jedoch, dass es auch in diesen Anlagen zu einer mikrobiellen Vermehrung kommen kann. Gerade Frischwasserstationen zeichnen sich im Regelfall durch ihren geringen Inhalt an bevorratetem, erwärmtem Trinkwasser aus. Durch das geringe Volumen ist das Risiko der Vermehrung von Mikroorganismen, verglichen mit Speicheranlagen, zwar wesentlich geringer, andererseits reicht die kurze Verweilzeit im Wärmetauscher während der Wasserabgabe nicht, eventuell doch in das System eingedrungene Bakterien zu inaktivieren. Eine der ersten relevanten Normen, die auch diese Anlagen behandelt, ist die Neufassung der ÖNORM B 2531, die am 15. April 2019 veröffentlicht wurde. Sie unterscheidet konsequent zwischen zentralen und dezentralen Anlagen und ist damit das Schlüsseldokument für die Auslegung und den Betrieb aller Warmwasserversorgungsanlagen. Während zentrale Anlagen zur Versorgung mehrerer Entnahmestellen im Wesentlichen mit Zirkulationsleitungen ausgeführt sind oder im Warmwasserverteilsystem einen Wasserinhalt von mehr als drei Liter haben, sind dezentrale Anlagen zur Versorgung weniger Entnahmestellen im Wesentlichen ohne Zirkulationsleitung ausgeführt und haben im Warmwasserverteilsystem einen Wasserinhalt von maximal drei Litern. In den nicht zirkulierenden Leitungen hat allerdings der Durchfluss und damit die Nutzung einen erheblichen Einfluss auf den Wärmeeintrag aus dem Warmwasserverteilsystem. Dadurch ist eine pauschale Beurteilung der Dämmanforderungen ohne Beachtung der Nutzung oft nicht möglich, denn während stark durchströmte Warmwasserleitungen jedenfalls gedämmt werden müssen, ist es bei selten genutzten Leitungen mitunter vorteilhaft, auf die Dämmung zu verzichten, um ein schnelles Abkühlen während der Nutzungspausen zu ermöglichen. Auch die Leitlinie FWH-001 des Forums Wasserhygiene gibt wichtige Hinweise. Sie  erklärt die Vorteile von dezentralen Anlagen ebenso wie die Risiken, die auch bei diesen zu einem überhandnehmenden mikro-biellen Wachstum führen können. Weder Frischwasser-Stationen noch andere dezentrale Trinkwasser-Erwärmungsanlagen sind daher ein Freibrief – auch diese Anlagen müssen korrekt geplant und betrieben werden.Diesen Artikel finden Sie auf Seite 32 der aktuellen Ausgabe 5/2019!

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