Editorial 3/2015

20.03.2015 | Allgemein

Ein Verdauungsschnaps ersetzt keine ordentliche Wasserleitung.

Zum Beispiel Schnaps. Auch das war eine Methode, sich vor hygienisch zweifelhaftem Wasser zu schützen. Anstatt das mit Krankheitserregern, Fäkalkeimen und Fischblut verseuchte Kloakenwasser zu trinken, das in Pfützen und Brunnen herumstand, ertrugen tapfere Männer in früheren Jahrhunderten standhaft den Arbeitstag lang ihren Durst. Auf der ganzen Welt wanderten sie nach der Hackn zum Branntweiner, um ihre Gesundheit durch den ausgiebigen Konsum von hochprozentigem Alkohol zu stärken. Gin, Whiskey, Rum, Grappa, Wodka, Obstler: Egal wie das Zeug hieß – die Hauptsache war, dass das wenige saubere Wasser für die Kinder zum Trinken und für die Frauen zum Kochen übrig blieb. Sofern diese nicht damit beschäftigt waren, die Schnapsbuden auf der Suche nach den Männern abzuklappern, denen keine Ausrede fürs Saufen zu blöd war …

Das Problem der mangelnden Verfügbarkeit sauberen Wassers, vor allem in den wachsenden Städten, wurde dadurch natürlich nicht im Geringsten gelöst. Erst nach 1850 war man technisch soweit, etwas dagegen zu tun. Es begann der Bau von Wasserversorgungssystemen und von Abwasser­kanälen. Die Trennung von Ver- und Entsorgung war der entscheidende Fortschritt, der die ärgsten Epidemien eindämmte. Damit war auch der Grundstein für den Installateurberuf gelegt: Erst mit der Einführung einer kommunalen Wasserversorgung benötigte man Fachhandwerker, die sich auf den Bau funktionierender Trink­wasser-Verteilsysteme verstanden und dementsprechende Rohrsysteme planen und installieren konnten. Bis heute ist der Sanitärtechniker der erste Ansprechpartner, wenn es um die
hygienische Wasserverteilung hin zum Endverbraucher geht.

Die Herausforderungen haben sich geändert. Statt der Cholera sind es die umgangssprachlich „Legionärskrankheit“ genannten Infektionen, die am häufigsten durch unsachgemäßen Umgang mit Trinkwasseranlagen auftreten. Auch da hilft kein Schnaps, wieder ist es der Fachmann, der gefordert ist. Das soeben gegründete „Forum Wasserhygiene“ will der Branche dabei neue Impulse geben. Details finden Sie ab Seite 36 in diesem Heft.

Beim Forum Wasserhygiene geht es auch darum, aufzuklären und Wissen zu verbreiten, anstatt den ganzen Tag Märchen zu erzählen und abends zu versumpern. Der sogenannte Verdauungsschnaps zum Beispiel: Der mag gut schmecken, ein angenehmes Gefühl vom Magen hinauf bis in den Kopf wandern und das Völlegefühl nach einem Gelage vergessen lassen. Am besten noch einen zweiten hintendrein, zur Sicherheit … Medizinisch hat Schnaps freilich überhaupt keine Wirkung auf die Verdauung. Das war früher eine Ausrede und ist es auch heute noch. Also in diesem Sinne: Zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen. Prost!

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