Editorial 5/2017

02.05.2017 | News

Digitale Alltäglichkeiten – nur der Mensch steht der schönen neuen Welt noch im Weg.

Sogn Sie, hobm Sie a Handy-Nummer auch oder san Sie nur staatlich erreichbar?“ – Als mich der Inspektor von der Simmeringer Wachstube, in der ich vom Festnetz aus wegen einer Lappalie angerufen hatte, das zuallererst fragte, wusste ich: Das würde ein mühsames Gespräch mit Gustav 1 werden. So war es dann auch: Da er schon mit dem seltenen Vorgang, dass einer heutzutage nicht grundsätzlich mit dem Handy telefoniert, restlos überfordert war, war auch seine Beratungsleistung zum eigentlichen Grund des Anrufs … nun ja, überschaubar.
„Sag, wo dreht man bei dem Auto eigentlich das Licht auf?“ – Auf diese Frage einer älteren Verwandten, bei der ich mich grad hinter das Steuer ihres VW gesetzt hatte, wurde mir ein wenig ängstlich zumute. Immerhin besitzt sie dieses Auto schon fast ein Jahr und war laut Kilometerstand bereits über 4.000 Kilometer gefahren. Ihrer Augen wegen würde sie ohnehin nur bei Tag fahren, versicherte sie mir. Wie beruhigend. Gut, die neuen Modelle haben eh ein recht kräftiges Standlicht, das auch für Tunneldurchquerungen reichen sollte, aber trotzdem: Sollte Hermine 1 bei einer Verkehrskontrolle zufällig an Gustav 1 geraten, wird das ein unfreiwillig komisches Gespräch werden.
„Die neue Software ist super, da kann man alles auf Knopfdruck auswerfen. Nur blöd, dass die Tastaturen ohne diesen Knopf ausgeliefert wurden.“ – Angesichts des neuen ERP-Systems ihrer Firma, das mit tollsten Versprechungen gekommen war, flüchtete eine Freundin in Sarkasmus. Theoretisch sollte es Arbeitsersparnis bringen, praktisch verdoppelt sich der Arbeitsaufwand nahezu. Weil benötigte Vorgänge, die sich die Leute im alten Programm auf die Bedürfnisse der Firma hin zurechtgeschneidert hatten, im starren neuen System einfach nicht umzusetzen sind – aber die Abläufe im wirklichen Leben eben gleich geblieben sind.
Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten. Bloß zwei Dinge stehen der schönen neuen Welt im Weg: zum einen die Menschen mit all ihren Beschränkungen, die diese Dinger benutzen müssen, und zum anderen die Menschen mit all ihren Beschränkungen, die diese Maschinen programmieren. Beide beschäftigen sich mehr mit technischen Fragestellungen als je zuvor: Die einen, weil sie Mühe haben zu verstehen, wie ein Gerät funktioniert, und die anderen, weil sie Mühe haben mit einem Alltag, der sich partout nicht an ihre Vorgaben halten will. Es wird noch lange dauern, bis das annähernd deckungsgleich sein wird.
Übrigens, wenn mir jemand zeigen könnte, wie man in einem Leihauto das Handy via Bluetooth mit dem Radio verbindet, um die eigene Musik zu hören, wäre ich dankbar. Oder vielleicht wurde mein Samsung auch bloß mit einem Knopf zu wenig ausgeliefert, wer weiß?
Wir wünschen gute Lektüre mit der aktuellen Ausgabe 5/2017!

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