Editorial 7-8a/2015

04.09.2015 | News

Energiepolitisches am Beispiel Strom: Es geht um Endenergie!

Das Habsburgerhaus auf der Rax ist eine der großen Hütten des Wiener Hausbergs. Als ich zuletzt dort war, sorgten mehrere Photovoltaik-Paneele und sogar ein kleines Windrad für erneuerbare, autarke Stromversorgung. Meine Freude darüber schlug in grobe Heiterkeit um, als ich am Hüttenklo einen elektrischen Papierhandtuchspender vorfand – Sie wissen schon, so einen hygienisch optimierten, wo man die Hände vor einem Sensor bewegen muss, damit automatisch ein Blatt zum Hände- abtrocknen ausgerollt wird. Also genau das, was man als verschwitzter Wanderer an Komfort am dringendsten braucht … aber immerhin mit erneuerbarem Strom!

Am anderen Ende der Skala wird das englische Atomkraftwerk Hickley Point um voraussichtlich mehr als 30 Milliarden Euro ausgebaut. Der wirtschaftlich unrentable Bau wird von der englischen Regierung unter anderem durch garantierte überhöhte Einspeisetarife für 35 Jahre Laufzeit sowie durch Kreditgarantien in mehrfacher Hypo-Höhe subventioniert. Derartige wirtschaftspolitische Maßnahmen bedürfen der Bewilligung durch die Europäische Union und bedeuten indirekt auch eine Finanzierung durch die anderen Mitgliedstaaten. Österreich, ein traditioneller Gegner der Atomkraft, geht gegen die Bewilligung dieser Subventionierung auf mehreren Ebenen vor, doch die Erfolgsaussichten sind bescheiden. Das Argument der Briten ist bestechend einfach: Sie brauchen den Strom angesichts der wachsenden Nachfrage, wollen aber fossile Brennstoffe zurückdrängen und den CO2-Ausstoß senken – da bliebe nun mal nur die Atomenergie übrig.

Wir erinnern uns an die 20-20-20-Ziele der EU? 20 Prozent mehr erneuerbare Energie, 20 Prozent mehr Effizienz, 20 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2020. Das ist noch immer eine gute Sache. Aber es zeigt sich, dass diese Ziele unvollständig sind: Was nützt mehr erneuerbare Energie, wenn der zusätzlich erzeugte Strom für elektrische Handtuchspender auf Almhütten verschwendet wird? Was bringt mehr Effizienz, wenn die pro Gerät erreichte Einsparung durch immer mehr Geräte aufgefressen wird? Was hilft auf lange Sicht eine Senkung der CO2-Emissionen, wenn wir unseren Nachfahren dafür Atommüll hinterlassen?

Der energiepolitische Fokus auf Erneuerbare, auf Effizienz und auf CO2 reicht nicht mehr aus. Der Endenergieverbrauch steigt dennoch Jahr für Jahr an. Daher meine ich, dass die Senkung des Endenergieverbrauchs als übergeordnetes Ziel gesehen werden muss. Eine Limitierung und Reduzierung des Pro-Kopf-Verbrauchs von Energie wäre aber wohl nur mit Maßnahmen durchsetzbar, gegen die alle derzeit bekannten und eh schon umstrittenen energiepolitischen Regulative ein Klacks wären. Oder? Was meinen Sie?

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