Univ-Prof. Dr. Friedrich Schneider, Institut für Volkswirtschaftlehre, Johannes-Kepler-Universität Linz: „Gerade wenn Europa zusammenwachsen soll ist es wichtig, Fachkräfte aus Südeuropa anzuwerben.“ Foto: www.hermann-wakolbinger.at
Mindestens 1.400 zusätzliche Arbeitsplätze würde es bringen, wenn die Heizungssanierung stärker gefördert werden würde. Das erbrachte eine Studie des Instituts für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz (siehe auch Seite 54 in diesem Heft). Doch woher sollen diese zusätzlichen Arbeitskräfte kommen, wenn Gewerbe und Handwerk doch schon jetzt über Fachkräftemangel klagen? Univ.-Prof. Dr Friedrich Schneider, der für diese Studie verantwortlich zeichnete, hat eine einfache Lösung: das Anwerben von Facharbeitern aus den EU-Ländern, die derzeit von Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit gebeutelt werden. Warum spanische oder griechische Monteure zu österreichischen Heizungsspezialisten umgeschult, schon nach einer Woche Einschulung hierzulande für einfache Arbeiten eingesetzt und wie sie in Österreich integriert werden können, erklärt Prof. Schneider im Gespräch mit „Der österreichische Installateur“.
Prof. Schneider, Sie haben die Effekte von Sanierungsstrategien auf das Bruttoinlandsprodukt und auf die Beschäftigtensituation berechnet. Konzentriert man sich auf die Sanierung von Heizanlagen (mit oder ohne Solarthermie), so sollen mindestens 1.400 Arbeitsplätze pro Jahr zusätzlich entstehen. Wie sind Sie zu diesem Ergebnis gekommen?
Friedrich Schneider: Die Investitionen zur Erreichung der Sanierungsmaßnahmen weisen einen beträchtlichen zusätzlichen Wertschöpfungseffekt auf. Dieser führt dann auch zu zusätzlichen Arbeitsplätzen, da die Arbeiten mit den vorhandenen Kapazitäten nicht bewältigt werden können. Im ökonometrisch geschätzten Simulationsmodell werden sämtliche Sekundäreffekte erfasst und können somit gesamthaft berechnet werden. So kommen die 1.400 zusätzlichen Arbeitsplätze zustande.
In welchem Bereich entstehen diese Arbeitsplätze: In der Industrie oder im Gewerbe, in Produktion, Montage, Planung, Service … ?
Schneider: Die Arbeitsplätze entstehen hauptsächlich in der Industrie und im Gewerbe. Das heißt also in der Produktion ebenso wie in Montage, Planung und Service – und natürlich auch in der Metallverarbeitung.
Gezielte Anwerbung
Speziell im Gewerbe reden wir von einem Fachkräftemangel. Wie kann dieser Mangel in einem hoch spezialisierter Bereich wie der Heizungssanierung kurz- und mittelfristig behoben werden? Die Demographie zeigt, dass in Zukunft eher weniger als mehr junge Leute in Facharbeiterberufe kommen werden.
Schneider: Ja, wir haben einen Fachkräftemangel in Österreich. Aber wir haben in Südeuropa viele hervorragend ausgebildete EU-Bürger, die ohne Weiteres bereit wären, in Österreich zu arbeiten, um den Fachkräftemangel zumindest zum Teil zu lindern. Sie müssten gezielt angeworben werden. Es bräuchte Unterstützung, dass diese neuen Facharbeiter rasch so gut Deutsch lernen, damit sie sich verständigen können. Dann würde das gut funktionieren.
Die Anwerbung von Facharbeitern aus Spanien, Portugal oder
Griechenland birgt auch Probleme mit sich: sprachliche, kulturelle, aber auch wirtschaftliche. Gibt es für die Lösung dieser Probleme schon Erfahrungswerte aus Österreich?
Schneider: Natürlich bringen Facharbeiter aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland immer einige Probleme. Aber gerade wenn Europa zusammenwachsen soll und wenn man andere Kulturen kennenlernen will, ist es wichtig, diese Fachkräfte anzuwerben. Sie bekommen eine Identität, ihr Leben bekommt mit der neuen Aufgabe wieder einen Sinn. Die Erfahrung zeigt, dass sie dann auch rasch bereit sind, die jeweilige Sprache zu lernen.
Lesen Sie das gesamte Interview in der aktuellen Ausgabe ab Seite 8.