Frauenpower im SHK-Handwerk

23.05.2025 | SHK Powerfrau

Hier dreht sich alles um die Damen der Branche: Diesmal erzählt Sabine Piry von ihrer Diplomarbeit an der Hochschule Burgenland, in der sie hinterfragt, warum die Frauenquote in technischen Berufen immer noch gering ist.

Mein beruflicher Weg begann 2007 mit einer Lehre zur Industriekauffrau in einem großen Industriebetrieb. Dort erhielt ich nicht nur kaufmännisches Wissen, sondern auch Einblicke in technische Abläufe. Nach der Lehre wechselte ich ins Backoffice der Lehrlingsausbildung und entdeckte meine Leidenschaft für Recruiting und Marketing in der Lehrlingsausbildung, die ich seit 2018 ausübe. In meiner Arbeit erlebe ich täglich, wie schwer es ist, Mädchen für technische Lehrberufe zu gewinnen. Das geringe Interesse und bestehende Hürden motivierten mich, in meiner Bachelorarbeit zu untersuchen, warum der Frauenanteil in Technikberufen trotz vieler Initiativen niedrig bleibt und wie Schule, Eltern und Vorbilder hier Einfluss nehmen.

Der Frauenanteil in technischen Lehrberufen ist weiterhin gering: Im Bereich Elektrotechnik stieg er von 2,38 Prozent (2005) auf nur acht Prozent (2023). In unserem Unternehmen liegt der Anteil bei 20 Prozent was zeigt, dass Fortschritte möglich sind, aber noch viel zu tun bleibt. Auch an der Hochschule Burgenland ist der Frauenanteil in technischen Studiengängen ausbaufähig. Diese Zahlen verdeutlichen den hohen Handlungsbedarf, um mehr Mädchen für Technik zu begeistern. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von gesellschaftlichen Rollenbildern bis hin zu mangelnder Sichtbarkeit weiblicher Vorbilder.

Praxisnahe Maßnahmen wie Workshops, Schnuppertage und Mentoring durch weibliche Vorbilder sind entscheidend, um Mädchen Technik positiv erlebbar zu machen. Konkrete Erfahrungen wirken besser als reine Informationsveranstaltungen.
Auch schulische und außerschulische Projekte, die Technik spielerisch vermitteln, helfen, Barrieren abzubauen. Wichtig ist ein wertschätzendes Umfeld, das bereits im Elternhaus beginnt. Geschlechtersensible Sprache und Darstellungen in Bildung und Medien sind ebenso notwendig, um stereotype Rollenbilder zu durchbrechen und Mädchen zu ermutigen, technische Wege einzuschlagen.

Ein großes Problem ist, dass Berufsorientierung oft erst in der 8. oder 9. Schulstufe beginnt – zu spät, wenn die Jugendlichen bereits Entscheidungen treffen müssen. Technik sollte schon in der Volksschule oder spätestens in der Sekundarstufe I stärker und geschlechtersensibel vermittelt werden.
Lehrkräfte brauchen Fortbildungen, um Mädchen gezielt zu fördern und veraltete Rollenbilder abzubauen. Kooperationen mit Betrieben und Fachhochschulen können realistische Einblicke bieten und Hemmschwellen verringern. So kann der Übergang von der Schule in den technischen Beruf besser gelingen.

Eltern und Lehrkräfte prägen die Berufswahl von Mädchen stark. Ihre Ermutigung oder Zweifel beeinflussen das Selbstbild und die Entscheidungen der Mädchen. Leider halten viele noch an veralteten Rollenbildern fest oder haben falsche Vorstellungen von technischen Berufen.
Durch Informationsangebote und offene Gespräche können Eltern und Lehrkräfte Mädchen besser unterstützen, ihre Interessen zu erkennen und selbstbewusst zu verfolgen. Dabei ist es wichtig, dass sie Mädchen ermutigen, auch unkonventionelle Wege zu gehen und eigene Stärken zu entdecken.

Sabine Piry: Eltern und Lehrkräfte prägen die Berufswahl von Mädchen stark. Es müsste im Vorfeld schon gezielt gefördert werden!

Trotz positiver Entwicklungen hemmen tief verwurzelte gesellschaftliche Stereotype, mangelnde Sichtbarkeit von Frauen in Technik und strukturelle Ungleichheiten wie der Gender Pay Gap den Fortschritt. Nachhaltige Veränderungen erfordern Anstrengungen in Bildung, Wirtschaft und Politik.
Fehlende Vorbilder erschweren es Mädchen, sich technische Berufe vorzustellen und zu ergreifen. Hier gilt es, mutmachende Beispiele sichtbar zu machen und Netzwerke für Frauen in Technik zu stärken, um langfristig mehr Chancengleichheit zu schaffen.
Persönlicher Ausgleich und neue Perspektiven
Neben der Arbeit ist mir Ausgleich wichtig: Sport wie Spinning hilft mir, den Kopf freizubekommen, und Reisen bereichern mich mit neuen Eindrücken. Besonders wertvoll ist die Zeit mit meiner Familie, die mir oft neue Perspektiven schenkt und mich motiviert, mich für eine offene und vielfältige Berufswelt einzusetzen.

Der Weg zu mehr Frauen in technischen Berufen ist lang, aber machbar. Mit gezielter Förderung engagierten Vorbildern und einer offenen Haltung können wir Barrieren abbauen und Mädchen für Technik begeistern. Es liegt an uns allen, die Zukunft aktiv mitzugestalten und neue Wege zu gehen – für eine vielfältige und innovative Arbeitswelt.

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