Bei dem anhaltenden Run auf den Heizungsmarkt könnten Wachstumspotenziale bei der Badsanierung an der Branche vorbeirealisiert werden – ist diese Einschätzung geblieben? Das und noch mehr erfragten wir bei RA Jens J. Wischmann, GeschäftsführerVDS:
Wie schwer hat es das Thema „Barrierefreiheit“ aktuell?
Wischmann: Es sieht ein wenig so aus. Aber wir kämpfen in Deutschland dafür, dass das nur eine vorübergehende Entwicklung ist. Aktionismus ist keine gute Zukunftsstrategie. Der Sanierungsbedarf im Badezimmer ist langfristig groß – auch der Bedarf an barrierefrei ausgestatteten Badezimmern nimmt mit der älter werdenden Bevölkerung stetig zu, und das Badezimmer ist nun mal ein Schlüssel zur Selbständigkeit bis ins hohe Alter. Zynisch könnte man sagen, dass wir in Deutschland mit mehr modernen Heizungen zwar mollig warme Badezimmer haben werden, aber dafür weniger Bäder mit der notwendigen Ausstattung für eine Nutzung im hohen Alter. Das kann es ja nicht sein – da, wo wir Barrierefreiheit brauchen, müssen wir sie auch realisieren können. Warme Wohnungen oder barrierefreies Bad dürfen langfristig kein Entweder-Oder sein.
Eine gemeinsame Verantwortung für die ältere Bevölkerung? Kritiker könnten einwenden, dass die Jungen mit der Klimakrise schon genug zu bewältigen haben ...
Wischmann: Dem ist zu entgegnen, dass auch die Demografie eine Aufgabe ist, die uns alle betrifft. Übernehmen Bauherren und Bauherrinnen, die sich jetzt um eine barrierefreie Badausstattung kümmern, nicht vielmehr selbst Verantwortung, statt es ihren Kindern zu überlassen? Im Übrigen ist der Bedarf nach Barrierefreiheit nicht zwingend mit dem Alter eines Menschen assoziiert – auch Jugendliche können sich mal ein Bein brechen und haben dann Schwierigkeiten, in eine als Dusche genutzte Badewanne zu steigen; und es gibt viele Menschen, die nach einem Unfall oder aus gesundheitlichen Gründen mit einem vorübergehenden oder dauerhaften Handicap umgehen müssen. Ich denke zudem, dass es praxisfremd ist, bei Barrierefreiheit immer nur an ein Badezimmer nach DIN-Norm zu denken. Nur wenige Menschen brauchen ein DIN-konformes Bad, aber sehr viele werden irgendwann in ihrem Leben ein Bad mit mehr Bewegungsfreiheit und Komfort, aber mit weniger Hindernissen benötigen.
Können Sie schon ein bisschen etwas zum Auftritt des VDS auf der ISH 2023 verraten?
Wischmann: Gerne, denn wir sind schon mitten in den Vorbereitungen. Zusammen mit der Messe Frankfurt werden wir wieder unser Trendforum „Pop up my Bathroom“ haben, diesmal mitten in Halle 3.1 und damit im Herzen der Erlebniswelt Bad auf der ISH. Wir haben auch wieder das Trendgeschehen beobachtet und vier Trends lokalisiert, von denen wir glauben, dass sie die Gestaltung von Badezimmern längerfristig bestimmen werden. Auf die Umsetzung der Trends in einer 800-Quadratmeter-Ausstellung freuen wir uns schon heute. Wir werden wieder ein Vortragsforum haben mit vielen spannenden Themen und wichtigen Entscheidungsträgern der Branche auf unserer Bühne. Außerdem machen wir Guided Tours und haben interessante Workshops zum Thema Nachhaltigkeit im Programm. Sehr gespannt sind wir auf unser neues Konzept, nach dem an jedem Tag ein weißes, leeres Badezimmer neu gestaltet wird – damit stellen wir die kreative Leistung der Badplaner:innen in den Mittelpunkt und unterstreichen ihre große Bedeutung. Und natürlich freuen wir uns wieder auf einen persönlichen Austausch mit den Besuchern der ISH in unserer VDS-Lounge.
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