Der Werkstoff Beton weckte früh das Interesse von Architekt Georg Grasser: „Ich habe einen Hang zu diesem Material“, kommt der Fachmann auf Nachfrage direkt ins Schwärmen. „Im 3D-Druck arbeiten wir verlustfrei. Das bedeutet, es wird nicht geschnitten oder gefräst, sondern hinzugefügt“, so Grasser. Durch das Auftragen in Schichten werden räumliche Elemente geformt, deren Inneres im Vergleich zu anderen Beton-Verfahren hohl ist. Damit wird Material gespart. Mit zwei Architekten-Kollegen gründete Grasser das Start-up incremental3d. Beim Kooperationspartner, der Firma Steinwerke Friedl, befindet sich der drei Meter hohe 3D-Drucker. Eines der Ziele es, Bauteile wie Stützen, Wandelemente und Deckenträger zu drucken. Zurzeit werden Gefäße aus dem Werkstoff Beton gemacht. Große Behälter für Pflanzen, die von incremental3d gefertigt wurden, stehen z. B. rechts und links vorm Eingang der Hofburgbüros des Bundespräsidenten.
Keine Serienreife für 3D
„Noch ist die Bauindustrie in Sachen 3D-Druck zurückhaltend“, sagt Grasser. Das Druckverfahren sei noch ein Randfeld in der Produktion und Investitionen würden nur zögerlich in das Start-up fließen. Wie sich 3D-Druck-Verfahren in der Serienproduktion durchsetzt, bleibt abzuwarten. Dennoch findet das Druckverfahren Eingang in die Forschung – etwa in der Medizin oder bei Flugzeugen; auch für den Brückenbau und eben die Baubranche wird es zunehmend interessant. „Wir sind visionär und motiviert“, charakterisiert der Unternehmer die experimentelle Architektenzusammenarbeit. „Vieles basiert auf Erfahrungswerten und stetiger Verbesserung“, so Grasser. Fünf Jahre hat das Unternehmen bereits im Beton-3D-Druckverfahren Vorsprung. Kunden werden individuell beraten und Ideen, die sich nicht in Serie herstellen lassen, in Beton-Druck umgesetzt. Für sein privates Badezimmer schuf Grasser eine Badewanne in eben diesem Verfahren – sie ist außen in Grau gehalten und mit einem Korbmuster verziert – innen ist die Wanne weiß und hat eine angenehm glatte Beschichtung. Ein Kunde müsste dafür sicherlich einen vierstelligen Betrag zahlen. Becken und Behälter für die Bäderausstattungen können ob ihrer Größe jedoch durchaus in 3D gedruckt werden. Zurzeit beschäftigt sich das Team des Unternehmens auch mit dem Einfärben von den Beton-Produkten.
Design programmiert
Neben den Firmengründern sind drei wei-tere Personen bei incremental3d beschäftigt. Ihre Büros sind in Wien und Innsbruck, wo sie unter anderem mit Softwareentwicklungen das Design für den 3D-Druck konzipieren. Ein großer Roboterarm der Firma ABB bewegt in der Druckstätte im Burgenland die Düse des 3D-Druckers. Dafür sind derzeit zwei Mitarbeiter nötig. „Der 3D-Drucker kann bis zu 500 kg Beton pro Stunde verarbeiten; am besten bei einer konstanten Raumtemperatur“, so Grasser. Die Technologie, der 3D-Drucker namens BauMinator, stammt vom Unternehmen Baumit. „Print Crete“, der dafür nötige Spezialbeton, wird ebenso von diesem Anbieter hergestellt. Mit dem System können Bauteile, Objekte und Formen in einer Größe zwischen 50 cm und 5 m gedruckt werden – so können u. a. Betonfertigteile, Rohre, Schächte, Zaunelemente, Outdoor-Möbel, Dekor- und Kunstelemente hergestellt werden. Einsatzgebiete sind beispielsweise auch Spezialanfertigungen, bei denen sich eine Schalung nicht rechnet oder gar nicht machbar ist. „Der 3D-Betondruck spart bis zu 50 Prozent Material durch punktgenaue Positionierung des Betons“, so Eduard Artner, 3D-Ansprechpartner bei Baumit. Er sieht deshalb im 3D-Druck einen Zukunftsbereich der Bauindustrie. Insgesamt ist der Drucker derzeit bei drei Firmen im Einsatz. 2019 wurden bei incremential3d gut 300 Gefäße produziert, davon 200 für das neue Bürogebäude des Lebensmittelgroßhändlers Hofer in Oberösterreich.
Lesen Sie den ungekürztenArtikel auf Seite 12 der aktuellen Ausgabe 5a/2020!