Die Europäische Union vermisst im heimischen nationalen Klima- und Energieplan konkrete Maßnahmen von Östereich, wie die Treibhausgasemissionen gesenkt werden können. Brüssel fordert Investitionen in erneuerbare Energieträger und deren Finanzierung zur Verbesserung der aktuellen Klimabilanz.
Machbarkeitsstudie vorgelegt
Österreich soll unter anderem festlegen, wie Erdöl- und Erdgasquellen auf erneuerbare Produktions- bzw. Produktbereiche umgestellt werden können. Die Bioenergie 2020+ GmbH ist ein Kompetenzzentrum, welches die vorwettbewerbliche, industriebezogene Forschung im Bereich Bioenergie vorantreibt. Das Team erforscht innovative Technologien und Systemlösungen für eine nachhaltige biobasierte Ökonomie und für zukunftsfähige Energiesysteme.
Infrastruktur ist schon vorhanden
Im Zuge einer Pressekonferenz, gemeinsam mit dem Fachverband Gas Wärme und dem Österreichischen Biomasse-Verband, wurde das zu erwartende Biomethanpotenzial in Österreich bis zumJahr 2015 ausgelotet. Peter Weinelt, Obmann des Fachverbandes Gas Wärme und stellvertretender General- direktor der Wiener Stadtwerke, bringt die Prognose auf den Punkt: „Mit dem von Bioenergy 2020+ prognostizierten Biomethanpotenzial und unter der Berücksichtigung des zu erwartenden Potenzials an erneuerbarem Wasserstoff können wir bis 2050 neben den gasversorgten Haushalten in Österreich auch Industriebetriebe, Kraft- werke sowie den Mobilitätssektor mit 100 Prozent erneuerbarem Gas versorgen.
Von Biomasse zu Biogas
Er sieht in der Aufbereitung von Biomasse zu erneuerbarem Gas einen wichtigen Zukunftsmarkt für land- und forstwirtschaft- liche Rest- und Nebenprodukte. Das wirkt sich auch positiv auf die Reduktion von klimaschädlichen Gasen aus: Wird bis 2030 nur eine halbe Milliarde erneuerbares Gas ins Gasnetz eingespeist, senkt das die CO2-Emissionen um eine Million Tonnen. Durch eine steigende Beimischung von erneuer barem Gas in das Gasnetz sinkt auch die Importabhängigkeit von fossilen Energie trägern. Für Ök. Rat Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse Verbandes, zeigt die Studie klar, dass in Österreich ausreichend Potenzial an Biomasse für verschiedene Anwendungsbereiche vorhanden ist. Biomethan aus Biomasse ist als Produkt und Rohstoff ein wesentlicher Baustein für die industrielle Gasproduktion der Zukunft und somit ein zentraler Eckpfeiler der heimischen Bioökonomie.
Genügend Biomasse vorhanden
Ök. Rat Franz Titschenbacher: „Österreich ist aufgrund ungenutzter Reserven weit davon entfernt, an seine Nachhaltigkeits grenzen zu stoßen, das Gegenteil ist der Fall. Durch die vom Klimawandel ausgelösten Borkenkäferkatastrophen, Windwürfe und Schneebrüche sind enorme Schadholzmengen am Markt, die dringend verarbeitet werden müssen.“ Diese Mengen sind in der vorliegenden Studie – die auf die langfristige und kontinuierliche Bereitstellung von Biomasse abzielt – aber nicht berücksichtigt. Laut Titschenbacher birgt Biomethan einen weiteren großen Vorteil: „Das Gasnetz bietet Kunden abseits der Nah und Fernwärmenetze und Kunden ohne Möglichkeit für die Installation eines Pellets oder Hackgut kessels die Versorgung mit Bioenergie. Die Produktion von Spitzenlast und der Einsatz von Biomethan in der Mobilität sind weitere für den Biomasse-Verband prioritäre Einsatzgebiete.
Prognose bis zum Jahr 2050
Dr. Christoph Strasser, Autor der Machbarkeitsuntersuchung Methan aus Biomasse: „Für die Erstellung des Szenarios wurde die aktuelle Nutzung ausgewählter Biomassen und deren Potenziale bis 2050 untersucht. Der Fokus der Studie lag auf einem realistischen Szenario, das Nutzungskonkurrenzen mit aktuellen stofflichen und energetischen Nutzungen vermeidet und bei keinem der untersuchten Biomassen über die Nachhaltigkeitsgrenzen geht.“ In Summe beziffert Strasser die Reststoffe aus Biomasseprodukten, die der land und forstwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft entnommen und für die Gasproduktion genutzt werden können, mit knapp zehn Millionen Tonnen Trockensubstanz. Weitere sieben Millionen ergeben sich durch
effizienteren Einsatz bestehender Potenzialeund Verlagerungen bei bestehenden Verwertungs bzw. Entsorgungsschienen, wobei laut Strasser sichergestellt ist, dass keine für die Lebensmittelproduktion notwendigen Ressourcen verwendet werden.
Lesen Sie den ungekürzten Artikel ab Seite 34 in der aktuellen Ausgabe 7-8a/2019.