Wie wird sich die aktuelle Klimadiskussion auf die Haustechnik und somit auf den Beruf des Installateurs auswirken? Dr. Frank Voßloh, Geschäftsführer Viessmann Deutschland, ist in seiner Funktion für fast den gesamten deutschsprachigen Markt verantwortlich. Im Interview mit „Der österreichische Installateur“ spricht er über aktuelle Themen der Branche.
Herr Dr. Voßloh, wie beurteilen Sie die Ergebnisse der Klimakonferenz in Glasgow – kurz COP 26 – in Bezug auf Haustechnik, speziell Heizung, Lüftung, Klimatechnik?
Dr. Frank Voßloh: Bei COP 26 ging es nicht nur darum, in die Zukunft zu schauen, sondern auch um das Aufzeigen von Lösungen, die bereits heute verfügbar sind. Dabei wurde klar: Es bedarf lediglich einiger spezifischer Maßnahmen, auf die wir jedoch nicht warten dürfen. Konkret meine ich damit beispielsweise die Beschleunigung der Renovierung von Bestandsgebäuden, den weiteren massiven Zubau von erneuerbaren Erzeugungskapazitäten (Wind, Solar), um den Strommix international weiter zu dekarbonisieren sowie die Erzeugung von grünen Gasen und grünem Wasserstoff in großem Maßstab zu ermöglichen.
Wo sollte man in der Praxis ansetzen?
Voßloh: Gebäude, die für 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind, sind nicht nur ein Anfang, sondern wirklich der größtmögliche Ansatzpunkt, weil umweltschonende Technologien und Lösungen bereits heute erhältlich sind. Wir müssen das Problem der Energiearmut angehen, denn wenn wir den Rahmen der Lösungen auf nur eine einzige beschränken, werden wir das Problem höchstwahrscheinlich nicht lösen. Zum Beispiel, und das wurde im Rahmen von COP 26 diskutiert, ist die breite Verwendung von grünen Gasen und grünem Wasserstoff eine Lösung, den Menschen in einigen Gebieten der Welt beim Kampf gegen Energiearmut zu helfen. Gleichzeitig sind Wärmepumpen in der Anwendung zum Heizen und Kühlen ein wesentlicher Lösungsbaustein in anderen Gebieten. Und wenn wir all diese Aspekte miteinander verbinden, sei es in einem gleichwertigen System innerhalb eines Gebäudes oder innerhalb eines Stadtteils, bietet sich aus meiner Sicht eine riesige Chance.
Erzeugt die Politik Druck auf Viessmann als Industrieunternehmen betreffend Produktionsprozesse, Vertrieb und Entwicklung?
Voßloh: Nein, das ist bei einem Familienunternehmen wie Viessmann überhaupt nicht nötig, weil wir in Generationen denken und nicht in Quartalsabschlüssen. Deshalb stehen wir als Familienunternehmen der Nachhaltigkeit per se sehr nahe. Bei Viessmann haben wir unsere eigene Energiewende bereits vor vielen Jahren eingeleitet und zu weiten Teilen umgesetzt. So haben wir den CO2-Ausstoß weltweit um 50 Prozent verringert seit 1990. Bis zum Jahr 2030 werden wir unsere operativen Emissionen um weitere 50 Prozent senken und das trotz steigender Produktionskapazitäten. Bis 2035 wollen wir an unserem Stammsitz klimaneutral sein – für die gesamte Gruppe haben wir uns im Rahmen der Science-Based-Target-Initiative (SBTi) zu Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet.
Diesen Beitrag finden Sie ungekürzt auch ab Seite 38 der aktuellen Ausgabe 1-2/2022!