Die Idee von „Carbon Offsetting“ ist simpel: Große CO2-Emittenten investieren in Projekte, die einen positiven Effekt auf das Klima haben sollen, um auf diese Weise die eigenen Treibhausgasemissionen zu kompensieren. Investiert wird beispielsweise in Aufforstungsaktionen oder den Ausbau von erneuerbaren Energien. Wie die Grafik zeigt, ist der Markt rund um jene „Carbon Credits“, welche jeweils eine Tonne eingesparte CO2-Emissionen repräsentieren, rasant am Wachsen.
Ein Versprechen, das oft nicht stimmt
Damit diese Investitionen auch tatsächlich die gewünschten Effekte erreichen, gibt es Auflagen, welche die Glaubwürdigkeit von „Carbon Credits“ sicherstellen sollen. Dazu zählt beispielsweise, dass die Emissionen permanent verhindert, keine Investitionen in Brückentechnologien getätigt oder verhinderte Emissionen nicht doppelt gezählt werden.
In der Praxis erweist sich die Einhaltung dieser Standards jedoch als mitunter problematisch: Für die klimarelevante Zertifizierung von Projekten, die Geld aus „Carbon Credits“ erhalten, sind Unternehmen wie „Verra“ zuständig. Das US-amerikanische Unternehmen zertifiziert mittlerweile drei von vier „Carbon Credits“ weltweit und arbeitet für große Unternehmen wie Disney, Samsung, United Airways oder den FC Liverpool. „Verra“ wurde von „SourceMaterial“, „The Guardian“ und „Die Zeit“ jetzt genauer unter die Lupe genommen.
Die Untersuchung hat ergeben, dass nur etwa 6% von 95 Millionen analysierten „Carbon Credits“ tatsächlich zur Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen beitragen. Viele Projekte betreiben in Wahrheit nämlich nicht Aufforstung, sondern vermeiden lediglich Abholzung. Zudem werden nicht selten Wälder in das Programm aufgenommen, denen überhaupt keine Abholzung droht, Flächenangaben werden häufig um ein Vielfaches überzogen dargestellt (durchschnittlich um 406%).
Greenwashing
Durch diese niedrigen Standards kann „Verra“ vergleichsweise preisgünstig „Carbon Credits“ anbieten, die zwar real weitgehend wertlos sind, allerdings Kunden und Profit garantieren. Am eigentlichen Ziel, dem Erreichen von Klimaneutralität für Unternehmen, geht dieses Greenwashing weit vorbei. Und es hat zusätzliche negative Folgen: Konsumentinnen und Konsumenten wird z.B. die Illusion vermittelt, Fliegen sei klimaneutral, solange die Airline ausreichend in „Carbon Credits“ investiert. Diese Haltung führt weder zu einem längerfristigen Umdenken noch zu nachhaltigem Konsumverhalten oder technologischen Anpassungen.
Die Lösung für Unternehmen liegt nicht in „Carbon Credits“, sondern in der tatsächlichen Reduktion ihre Triebhausgasemissionen: durch den Einsatz von erneuerbaren Energien und durch Energieeffizienz.
Alle Quellen und Grafiken in voller Auflösung finden Sie unter: www.erneuerbare-energie.at/energiefakten/2023/01/02/carbon-offsetting