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Es gilt an mehreren Rädern zu drehen

© Denk
Mst. Ing. Manfred Denk, MBA.
© Denk

Rechtzeitig vor dem Sommer führten wir – statt dem siebenten LIM-Interview – ein ausführliches Gespräch mit BIM Manfred Denk.

von: Martin Pechal

Mit dem Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker sowie amtierenden Grafenegger Bürgermeister Manfred Denk, sprach der „Gelbe“ über aktuelle Herausforderungen ebenso wie über erfreulich KV-Abschlüsse, Messen sowie Strategien gegen den Lehrlingsmangel.

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Wie beurteilt die Innung das aktuelle Jahr 2024?

Denk: Vorsichtig optimistisch, weil laut Informationen aus dem BMK und der KPC eine Rekordzahl an Ansuchen für den Heizungstausch für 2024 vorhanden sind. Das hat jedoch in unseren Auftragsbüchern bisher nur mäßigen Niederschlag gefunden. Wir hoffen auf ein starkes zweites Halbjahr und auf ein starkes Jahr 2025. Trotz Nationalratswahlen am 29. September und einer zu erwartenden Kurskorrektur, wird die Heizungstauschförderung bis 2025 bestehen!

Was waren bisher die größten Herausforderungen? Welche kommen noch auf die Branche zu?

Denk: 77 Prozent unserer Betriebe beurteilen die Preissteigerungen immer noch als größtes Hindernis um höhere Umsätze zu generieren. Wir hatten 2023 ein reales Umsatzminus von 6,6 Prozent – andere Branchen im Handwerk lagen um die minus 10 Prozent; die Preiserhöhungen (sowohl beim Lohn wie auch bei den Produkten) schaden uns und unseren Kunden. Die Inflation bremst sich jedoch ein, damit steigt auch unsere Zuversicht.

Worauf darf sich die Branche freuen?

Denk: Auf den Handwerkerbonus, mit dem wir eine Forderung von uns umgesetzt sehen, die für unsere Betriebe sehr wertvoll ist. Auf das Wohnbaupaket, welches eine Entschärfung für die stark gebremste Nachfrage im Neubau und Wohnbaubereich bringen wird.

Die wichtigsten Förderungen für Bundesländer und gesamt Österreich?

Denk: Bei aller Liebe zum Föderalismus, wir brauchen einheitliche Lösungen für die Förderungen, eine Harmonisierung der Bauordnungen sowie der begleitenden Gesetze und Verordnungen. Viele unserer Betriebe arbeiten zumindest in drei Bundesländern; da müssen Vereinfachungen her.

Hinsichtlich der 100 Prozent Förderung für sozial schwache Haushalte gibt es Defizite bei der Zwischenfinanzierung. Dazu konnte ich mit Finanzminister Magnus Brunner sprechen; die Zusage der Förderung durch die KPC (Kommunalkredit Public Consulting) muss von den Banken als Sicherheit gewertet werden.

Welche sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten neuen Normen/Gesetze/Richtlinien, die in Kraft getreten sind bzw. demnächst kommen werden?

Denk: Für Österreich sicher das EWG und damit das Aus für fossile Heizungen im Neubau, sowie das EWP mit attraktiven Förderungen für den Heizungstausch. Übergeordnet wäre wünschenswert, dass die EU aus dem Wahlergebnis auch Konsequenzen hinsichtlich einer einfacheren Umsetzung des „Green Deal“ zieht, denn derzeit sieht das Ganze nach sinnloser überbordender Bürokratie aus – das brauchen wir natürlich gar nicht.

Welche sind die prägnantesten Änderungen bei den KV-Abschlüssen 2024?

Denk: Da ist uns ja mit 8,2 bzw. 8,5 Prozent ein im Vergleich hervorragender Abschluss gelungen, für den wir auch mehrfach gelobt wurden. Wir konnten gleich einen Zwei- Jahres-Abschluss festmachen. Dieser lautet folgendermaßen: Sollte die Inflation nicht bis Ende September über 5 Prozent steigen, so werden auf die „rollierende Inflation“ + 0,5 Prozent bezahlt und damit ist die Sache sozusagen gegessen; bei der derzeitigen Inflationsentwicklung wird das auch so sein.

Es wird nächstes Jahr wieder innerhalb der Bundesinnung gewählt. Gibt es bereits Wahlversprechen oder wollen Sie Erfolge der letzten Zeit unterstreichen …?

Denk: Natürlich wollen und werden wir die erreichten Erfolge unterstreichen. Es gibt eine mir wichtige Herzensangelegenheit, das ist die Modernisierung unserer Lehrlingsausbildung. Daran arbeitet unser Ausschuss unter der Leitung von Gerald Kopsa seit 2020. In unserer BIAS (Anm.: Bundesinnungsausschusssitzung am 14.6.2024), haben wir die Neufassung beschlossen und gehen nun in die Begutachtung der WKO und des Ministeriums. Ziel war die veralteten Lehrinhalte, wie Gas und Öl, stark zu reduzieren und neue umweltfreundliche Technologien zu forcieren. Das wird vereinfacht gesagt, zu einem neuen Lehrberuf führen, der dann in 3,5 Jahren Lehrzeit – die aktuellen Gas-Wasser (3 Jahre) und Heizung (4. Lehrjahr) – zusammenführt. Das heißt, alle Lehrlinge werden, wie es die Praxis bereits seit Jahrzehnten fordert, gleich ausgebildet. Wir hoffen ab September 2026 nach der neuen Ausbildungsordnung vorgehen zu können. Die Details dazu könnte man in einem weiteren Gespräch mit
Gerald Kopsa und/oder Franz Schnöller noch genauer erörtern.

Welche Messe haben Sie vor dieses Jahr zu besuchen? Oder auf welchen Messen waren Sie bereits?

Denk: Ich war natürlich auf der Welser Energiesparmesse, die sich wieder zu unserer Leitmesse etabliert.

Haben Messeveranstaltungen wieder zu ihrer „Vor-Corona-Relevanz“ zurückgefunden?

Denk: Die Welt hat sich seit Corona verändert – das ist auch hier spürbar, aber der positive Spirit ist überall (wieder) vorhanden. Wir sind soziale Wesen und der direkte Austausch beflügelt uns; die vielen anregenden Gespräche erweitern unseren Horizont und diesen wertvollen Input sollten wir weiter pflegen!

Wie lautet Ihre Strategie dem Lehrlingsmangel entgegenzutreten?

Denk: Da ist an mehreren Rädern zu drehen. Anfang des Jahres haben wir im Zuge der WEBUILD Energiesparmesse Wels, unsere neue Instagramm Kampagne „die_insta_llateure“ vorgestellt. Ein modernes Erscheinungsbild und Slogans wie „Ich mach' meine Kohle mit raus aus Kohle“, sollen und werden die jungen Menschen hoffentlich erreichen.

Auf „ich-mach-ikarriere.at“ bekommen Interessenten einen schnellen Überblick über unsere Angebote. Die Berufsinformation in den Schulen ist essenziell – eine gute Abstimmung mit den Berufskundelehrern und eine Aufwertung regionaler Polytechnischer Lehrgänge ist für uns genauso relevant wie für die jungen Menschen. Es wäre zudem wichtig, von der m. M. n. nach falsch verstandenen Asylpolitik, zu einer qualitativen Zuwanderung zu kommen. Die Rot-Weiß-Rot Karte bringt zu wenig.

Wieviel Eigenverantwortung sollte Lehrlingen bzw. frisch ausgelernten Mitarbeitern zugestanden werden?

Denk: So viel wie möglich, denn Eigenverantwortung fördert die Motivation. Manche fühlen sich durch die Komplexität unseres Berufs überfordert – hier gilt es, als Ausbildner und/oder Vorgesetzter, die richtigen Maßnahmen zu setzen. Wir arbeiten derzeit an einer Ausbildung auf NQR Level 3 (Anm.: Nationaler Qualifikationsrahmen), um vor der Lehrabschlußprüfung eine zusätzliche Ebene mit einfacherer Qualifikation zu ermöglichen. Damit wollen wir erreichen, dass jene Nachwuchs-Fachkräfte, die eine längere Reifephase brauchen, in der Branche bleiben und nicht abwandern. Nach einigen Jahren können sie dann die LAP machen und so auf NQR Level 4 aufsteigen – und werden hoffentlich wertvolle Fachkräfte, die wir für die Energiezukunft dringend brauchen.

Ist 2024 das Jahr der Bäder oder das Jahr der Heizungen? Oder werden überhaupt Klimaanlagen zunehmend eingebaut?

Denk: Gute Frage, die die Vielfalt unserer Branche aufzeigt. Ich denke, es wird das Jahr des Heizungstausches werden. Es besteht die Gefahr, dass der Bad-Bereich zu kurz kommt, das schmerzt natürlich etwas. Auf Grund der ständigen Erwärmung steigt auch der Bedarf an Klimatisierung ständig – dieser Trend wird sich fortsetzen.

Wie wirken sich Insolvenzen von großen Playern auf die Branche bzw. einzelne Installateurs-Unternehmen aus?

Denk: Es schmerzt natürlich, wenn unsere heimische Industrie ins Trudeln kommt, hat aber auf die Branche insgesamt wenig, bis keine Auswirkungen denke ich.

Abschließende Worte?

Denk: Es gibt viel zu tun! Ich hoffe, dass der Trend zur Dekarbonisierung der Heizungen weitergeht und dass eine nächste Regierung die Bedeutung von planbaren, längerfristigen Förderungen erkennt. Das würde uns helfen, unsere Kapazitäten für die Zukunft richtig zu planen, um unseren Beitrag zur Klimawende bestmöglich umzusetzen.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!

Lesen Sie dieses Interview ab Seite 8 der aktuellen Ausgabe 7-8/2024!


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