Mein beruflicher Weg führte nicht geradlinig in den technischen Bereich, ich habe eher den Zickzack-Kurs gewählt. Technik hat mich allerdings schon immer begeistert – als Kind wollte ich eigentlich Erfinderin werden und später etwas „Cooles“ machen wie mein großes Vorbild Marie Curie, die in einer männerdominierten Branche zu ihrer Zeit einzigartig war und Großartiges geleistet hat.
Ich hätte dennoch niemals vermutet, dass ich wirklich einmal in diesem Gebiet landen werde. Als ich nämlich mit 13 Jahren meine Wahl für die weitere Schullaufbahn treffen musste, war ich unsicher, welche Richtung ich einschlagen soll. Ich entschied mich, weiterhin das Gymnasium zu besuchen, und schloss dieses mit der Matura ab. Später merkte ich, dass die HTL doch besser zu mir gepasst hätte, und so hat es mich an die HTL Wiener Neustadt verschlagen, wo ich meine HTL-Matura im Rahmen des Kollegs Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit mit Schwerpunkt Bautechnik nachgeholt habe. Dieser Weg hat sich für mich endlich richtig angefühlt.
Damals hatte ich eine prägende Begegnung mit einem Verwandten, der mir riet, beruflich doch etwas anderes zu machen, denn die Technik als männerdominierte Branche wäre sehr hart und nichts für mich. Diese Aussage habe ich gar nicht verstanden, denn: Wenn nicht zu mir, zu wem passt diese Branche dann? Außerdem war ich schon immer sehr selbstbewusst und verbal schlagfertig – ich fürchtete mich auf keinen Fall, im Gegenteil: Dieses Erlebnis hat mich erst recht angespornt, so dass ich schließlich „berufsbegleitend“ zum Kolleg ein Studium an der FH Burgenland im Fach Energie und Umweltmanagement gestartet habe. 2020 erwarb ich zunächst den Bachelor-Titel, 2022 habe ich dann auch das Master-Studium abgeschlossen. Seitdem darf ich mich Diplomingenieurin für Nachhaltige Energiesysteme nennen. Während des Kollegs absolvierte ich ein Praktikum bei Burgenland Energie und war mir sicher, dass ich bei diesem Unternehmen einmal arbeiten möchte. Nach den ersten beruflichen Erfahrungen, die ich im Bereich des Ökologischen Bauens als Projektleiterin sammeln konnte, sah ich eine offene Stelle bei Burgenland Energie und musste mich einfach bewerben – mit Erfolg: Seit 2021 bin ich dort als Projektleiterin im Bereich der Abwicklung von Windkraft- und Freiflächen-Photovoltaikanlagen tätig.
Branche mit viel Entwicklungspotenzial
Mir ist sehr wichtig, nie stehen zu bleiben, mich weiterzubilden sowie Neues aufzunehmen – das gilt auch für den beruflichen Alltag. Ich erlebe in meinem Unternehmen richtig viel, lerne täglich etwas dazu. Kein Tag gleicht dem anderen, und ich bin neben der Büroarbeit auch sehr viel auf Baustellen unterwegs. Für mich ist es der coolste Job, den ich mir vorstellen kann, denn in der Energiebranche gibt es so viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Und als Frau stehen einem die gleichen Türen offen wie Männern. Allerdings haben gerade in männerdominierten Branchen vor allem ältere Herren immer noch viele Vorurteile gegenüber jungen Technikerinnen: Ich habe die Erfahrung gemacht, mich viel mehr beweisen zu müssen als gleichaltrige männliche Kollegen: Man muss zuerst zeigen, was man kann – hier sehe ich dringenden Aufholbedarf.
Role Models gesucht
Weil Frauen und Männer oftmals unterschiedliche Herangehensweisen haben, braucht es meiner Meinung nach unbedingt auch die Perspektive einer Frau, die manchmal ganz anders denkt, um Probleme zu lösen. Außerdem werden Teams dadurch vielseitiger und facettenreicher. Die Frauenanteil in der Technik nimmt zwar stetig zu, nichtsdestotrotz wäre es enorm wichtig, sichtbare weibliche Role Models zu haben, die vorangehen, ihre Erfahrungen teilen sowie über die Technik-Branche informieren, um gezielt gegen die Vorurteile in den Köpfen anzugehen und mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern. Mit dieser Aufklärungsarbeit muss schon früh begonnen werden, denn jedem Mädchen sollte bewusst sein, dass es jeden Weg einschlagen kann.
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