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Fachkräftemangel im SHK-Handwerk oder besser: Es ist schlimmer als befürchtet!

© Bundesinnung Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik
Mst. Ing. Manfred Denk von der Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker
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Wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange sitzen viele Handwerksmeister – sie verharren in Schockstarre und warten, bis das Kriechtier zubeißt. Das Reptil ist in unserem Fall der Mangel an Mitarbeitern, der uns schon ereilt hat bzw. noch wesentlich härter treffen wird als bisher angenommen.

von: Dieter Last

Das Handwerk ist in Österreich eines der größten Erwerbstätigkeitsfelder und gleichzeitig der Wirtschaftssektor mit sehr vielen Auszubildenden. Im Jahr 2023 gab es rund 108.000 Lehrlinge in etwa 28.300 Lehrbetrieben. Im langfristigen Vergleich sind beide Zahlen auf einem recht niedrigen Niveau. Der Anteil der Lehrlinge im ersten Lehrjahr an allen 15-Jährigen (Lehrlingsquote) sank auf 39,1 Prozent. Auf dem Lehrstellenmarkt stieg die Zahl der unversorgten Lehrstellensuchenden auf durchschnittlich 6.630, während jene der gemeldeten offenen Lehrstellen auf knapp 9.000 zurückging. Damit gab es das dritte Jahr in Folge einen Lehrlingsmangel im österreichischen Handwerk, der sich zuletzt nur leicht abschwächte und sicherlich auch mit einem demografischen Wandel in der Bevölkerung erklärt werden kann.

Auf der anderen Seite waren im Wintersemester 2022/2023 in Österreich insgesamt rund 393.234 Studierende immatrikuliert. Damit stieg die Studentenzahl das dritte Jahr in Folge und auf einen erneuten Höchststand. (Aktuellere Zahlen liegen laut statista.com leider nicht vor).

Als Lichtblick muss in diesem Zusammenhang eine Meldung aus Wien bezeichnet werden, die im November letzten Jahres durch die Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer (WK Wien), Maria Smodics-Neumann, verbreitet wurde. Sie freute sich über ein Plus von einem Viertel mehr Lehranfänger in Gewerbe und Handwerk. Konkret waren es am Stichtag (31.10.2023) ganze 25,8 Prozent mehr Lehranfänger als im Vorjahr, in absoluten Zahlen immerhin 328 neue Lehrlinge im ersten Ausbildungsjahr. Davon ein Drittel mehr in der Installations- und Gebäudetechnik. Interessant war auch, welche Berufe einen besonderen Zulauf feststellten. Smodics-Neumann seinerzeit dazu wörtlich: „Bei der Installations- und Gebäudetechnik, Kfz-Technik, Metalltechnik und Informationstechnologie gibt es heuer um jeweils rund ein Drittel mehr Lehranfänger als vor einem Jahr. In der Elektrotechnik - der Lehrberuf mit den zweithöchsten Lehrlingszahlen in Wien – beträgt das Plus 18 Prozent, in absoluten Zahlen sind das 203 Lehrlinge.“ Beachtlich ist auch der Aufwind bei den Spengler-Lehrlingen, wo es 2023 in Wien gleich 23 – und damit mehr als doppelt so viele – Lehranfänger gab wie im Vorjahr.

Im österreichischen Fachverband der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker konnten im Jahr 2023 insgesamt über alle Lehrjahre und Sparten hinweg 4.143 Ausbildungsverhältnisse gezählt werden. Das sind in der Summe etwa zwei Prozent weniger als 2022 mit 4.237 Lehrlingen (Stand laut WKÖ jeweils am 31. Dez.). Etwas schlimmer sehen die Zahlen für das 1. Lehrjahr aus. Hier ergibt sich mit 1.115 neu abgeschlossenen Lehrverträgen im Jahr 2023 ein Minus von ca. sieben Prozent zu 2022 (1.197). Im gleichen Zeitraum hat sich der Anteil der weiblichen Auszubildenden auf einem niedrigen Niveau bei 2,7 Prozent in 2023 bzw. 2,5 Prozent im Jahr 2022 mit jeweils 30 Frauen eingependelt. Diese Ressource sollte sich durch den verstärkten Einsatz optimierter Hebetechnologien sowie zeitgemäßen Hilfsmitteln wie beispielsweise Exoskeletten deutlich weiter ausbauen lassen. Des Weiteren steigert die Bedeutung des SHK-Handwerks für die Klimawende die Attraktivität dieses Berufsfeldes. Junge Menschen, die das Klimathema aktiv begleiten möchten, sehen hier hoffentlich eine sinnstiftende Aufgabe.

Laut Mst. Ing. Manfred Denk von der Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker fehlen derzeit etwa 2.500 qualifizierte Fachkräfte in den Mitgliedsunternehmen, darunter auch 500 Lehrlinge. Wünschenswert wären außerdem auch 2.500 so genannte Helfer. Dazu Denk wörtlich: „Diese heute unbesetzten Lehrstellen sind die fehlenden Fachkräfte und Meister von morgen, die dringend für die notwendigen Transformations- und Modernisierungsprozesse gebraucht werden. Zudem verlassen jährlich zehntausende Menschen mehr den Arbeitsmarkt, als neue hinzukommen“. Darüber hinaus steht in den kommenden fünf Jahren nach seinen Schätzungen in rund tausend Betrieben die Betriebsnachfolge an, die den Fachkräfte- und Führungskräftebedarf weiter erhöhen dürfte. Der Bundesinnungsmeister weiter: „Gleichzeitig nimmt die Zahl der Schulabsolventinnen und -absolventen seit Jahren ab, und aus dieser ohnehin kleineren Gruppe potenzieller Lehrlinge entscheiden sich immer weniger für eine berufliche bzw. handwerkliche Ausbildung. Das hat eine Ursache in dem gesellschaftlichen Erziehungsirrtum, wonach nur mit Matura und daran anschließendem Studium persönlicher bzw. beruflicher Erfolg zu erreichen ist“. Diese Entwicklungen sind die Hauptgründe dafür, dass es zu einem immer drängenderen Problem und schwierigeren Unterfangen geworden ist, Lehrlinge und Fachkräfte zu gewinnen.

Manfred Denk fordert Bildungswende

Um die Energie- und Wärmewende zu stemmen, sowie die zahlreichen Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen - beispielsweise eine zunehmend alternde Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen zu versorgen - braucht es flächendeckend ausreichend qualifizierte Fachkräfte im Handwerk. Dafür benötigen wir ein Umdenken in der Gesellschaft, in der Handwerksberufe gerade auch mit Blick auf ihre große gesellschaftliche Relevanz als das wahrgenommen werden, was sie sind: starke Wirtschaftskräfte mit Karrierewegen der Extraklasse.Wir brauchen eine Bildungswende: hin zu einer ideellen und finanziellen Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung“, heißt es dazu von Denk. Seiner Meinung nach kann das auch gesetzlich so verankert werden. Politik muss beide Bildungswege gleichwertig fördern und finanziell ausstatten, damit sie für junge Menschen auch in gleicher Weise attraktiv sind und sich wieder mehr von ihnen für die berufliche Bildung entscheiden.

Lesen Sie diesen Artikel ab Seite 14 in der aktuellen Ausgabe 9/2024 (ab 06.09.)!


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