Zugegeben, ich fühle mich geschmeichelt, dass mir die Ehre zuteil wird, die Reihe „Damen der Branche“ mit einem Beitrag eröffnen zu dürfen. Auch wenn die Damen in der SHK-Branche nicht so sehr im Rampenlicht stehen, so sind es doch erstaunlich viele, wie ich auf der letzten V-F-E-Veranstaltung zur weiblichen Zukunft feststellen durfte.Ich persönlich bin durch einen typisch weiblichen Karrierebruch in die SHK-Branche -gekommen: Nach meinem Jus-Studium an der JKU in Linz als alleinerziehende Mutter musste ich ernüchtert feststellen, dass Recht reichlich wenig mit Gerechtigkeit zu tun hat und so wechselte ich ins Bankgeschäft nach Wien und beschäftigte mich mit Kreditvergaben und Bilanzanalysen. Durch geregelte Dienstzeiten und seltene Überstunden ließ sich der Job mit einem Schulkind gut vereinbaren. Nach einigen Jahren wechselte ich abermals die Branche und nahm eine Stelle in der staatsnahen Energiebranche an. Dass diese stark von Männern dominiert war, brauche ich wohl nicht näher zu erwähnen. Ungleiche Bezahlung zwischen Mann und Frau wurde am Ende des vorigen Jahrhunderts – also vor ca. 20 Jahren – noch achselzuckend zur Kenntnis genommen: O-Ton: „Dann hätten Sie sich bei Ihrem Eintritt halt besser verkaufen müssen.“ Überstunden bis spät in die Nacht (mein Sohn besuchte inzwischen ein Internat) waren eine Selbstverständlichkeit und wurden„all in“ entlohnt ...
Es gelang mir, als eine von wenigen Frauen die Hierarchieleiter zu erklimmen. Mir wurde die Leitung der Controllingabteilung übertragen und ich versuchte statt Zahlenfriedhöfen lesbare Berichte für das Management zu erstellen – eine harte, aber lehrreiche Zeit. Das erworbene Wissen war mir dann sehr hilfreich, als ich in die Geschäftsführung eines Tochterunternehmens berufen wurde – als einzige weibliche Geschäftsführerin zu der Zeit im Konzern. Meine Karriere dort endete jedoch abrupt, als ich mein zweites Kind bekam. Meine Vorgesetzten (alle männlich und Väter) fanden, dass Mutterschaft und Führungsfunktion nicht vereinbar sind. Also wurde ich gekündigt, als ich nach einem halben Jahr Teilzeitkarenz meine Aufgaben wieder voll übernehmen wollte. Die Gerichte entschieden ob dieser Ungeheuerlichkeit zwar zu meinen Gunsten, aber eine vertrauensvolle Zusammenarbeit war danach nicht mehr zu erwarten. Nach diesem Abenteuer stand für mich fest, in Zukunft selbständig arbeiten zu wollen. Da wurde das Angebot an mich herangetragen, die Vertretung der VÖK zu übernehmen. Ich hatte zwar keine Vorstellung, was ein Interessenvertreter genau tut, fand es aber sehr viel spannender, in der Rechtsgestaltung aktiv zu werden als in der Rechtsinterpretation. Inzwischen mache ich den Job seit fast 15 Jahren und es wird von Jahr zu Jahr interessanter, spannender und komplexer. Trotz sehr unterschiedlicher Interessen stellt der Verein das Gemeinsame in den Mittelpunkt – ein durchaus anspruchsvoller Balanceakt des Machbaren, als Ergebnis kontroversieller Diskussionen.
Was sich gewandelt hat, sind die Gesprächspartner: In der Verwaltung und Politik haben viel mehr Frauen in leitenden Funktionen Einzug gehalten. Ich arbeite sehr gerne mit Frauen zusammen: Bei gegensätzlichen Standpunkten findet eine Diskussion mit Frauen in der Regel auf der Sachebene statt, mit dem klaren Ziel, eine Lösung zu finden, mit der beide Partner leben können. Bei Diskussionen mit und unter Männern tritt die Sachebene manchmal in den Hintergrund und es geht mehr ums Recht-Haben und Sich-Durchsetzen – erst recht, wenn „frau“ es wagt, eine andere Meinung zu haben. Vielleicht ist das aber auch nur eine Stilfrage. Von Führungskräften erwartet man sich, dass sie sich durchsetzen können, und Frauen machen das in der Regel nicht mit Lautstärke, sondern Beharrlichkeit. Schwieriger ist die zweite Voraussetzung für Führungsfunktionen: Oft gehört es in Unternehmen zum guten Ton, Unmengen an nächtlichen Überstunden zu leisten und dabei den Chef zu unterhalten – da steigen praktizierende Eltern aus, und meist sind es dann die Mütter, die den Kindern ihre Zeit widmen. Zeit ist Mangelware für Eltern und die gehört optimal geplant, aber eben nicht nur für berufliche Events und das Pflegen von Seilschaften. Ich habe das Glück, dass ich mir meine Zeit im Wesentlichen selbst einteilen kann und meine Arbeit auch oft nachts im Homeoffice erledige. Dadurch kann ich ausreichend Zeit mit meinen Kinder und inzwischen auch Enkelkindern verbringen, meinen sportlichen Aktivitäten nachgehen und mich um unseren Melker Ruderverein kümmern. Die SHK-Branche ist ein völlig unprätentiöse Branche. Die Akteure sind gewohnt, mit Augenmaß zu agieren und solide, wirtschaftliche Lösungen anzubieten. Kurzfristige Hypes werden abgewartet und Neuem nähert man sich mit Interesse, aber auch mit Bedacht. Ich habe hier genau meinen Platz gefunden, wo ich all mein Wissen und meine Stärken einsetzen kann. Frauen sind hier längst keine Exoten mehr, sondern bringen sich vermehrt in vielen unterschiedlichen Funktionen ein. Dafür erfahren sie die gebührende Wertschätzung von den Herren der Branche – danke dafür!
DR. Elisabeth Berger, VÖK