Während meines Studiums „Umwelt-und Bioressourcen-Management“ an der Universität für Bodenkultur in Wien und in Neuseeland wurde mir klar, wie wichtig es ist, meine Stimme für eine klimaneutrale und gerechtere Welt einzusetzen. Das konnte ich nach meinem Abschluss hervorragend in unserem seit über 150 Jahre bestehenden Familienbetrieb umsetzen. Hier galt seit jeher: Sinnvolles Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Als Teil dieses nachhaltigen Wertesystems wollte ich die Möglichkeit nutzen, als Unternehmerin eine andere Art des Wirtschaftens zu gestalten – und ich meine nicht ein bisschen anders, ich meine radikal anders. Mein Team und ich wollen in unserem täglichen Tun mit Hilfe von konkreten Projekten zeigen, was bereits jetzt alles möglich ist. Jeden Tag sehen wir bei uns selbst und bei unseren Kunden, dass eine ökologische Transformation keinen Verlust, wirtschaftlichen Nachteil oder gar eine Bedrohung darstellt – im Gegenteil, ich sehe unendlich viele Gelegenheiten, unseren Status quo zu verbessern – hin zu einer lebenswerten Zukunft.
Die Branche und die Frauen
Ob es genug Frauen in der Branche gibt, kann ich nicht beurteilen. Ich denke, entscheidend ist, dass man seine Aufgaben mit Begeisterung und Leidenschaft ausführt, denn nur so kann man Großartiges vollbringen. Doch es wäre wünschenswert, dass sich mehr Frauen für technische Berufe und Führungsrollen entscheiden, da sie neue Herangehensweisen mitbringen würden. Weibliche Attribute wie Empathie und das erhöhte Generationsdenken würden einen Ausgleich zum männlich dominierten Denken schaffen. Spannend finde ich auch, dass Frauen vermehrt über ihre Ängste und Gefühle sprechen, was meiner Meinung nach viel mehr Stärke bedarf, als so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Verletzlichkeit ist ein Vorläufer von Mut und keine Schwäche.
Familie und Karriere – geht sich das aus?
Ich bin vor neun Monaten Mama geworden, ich kann also gerade aus erster Hand berichten, welches Abenteuer es ist, Familie und Karriere zu vereinen. Und klar, in vielerlei Hinsicht erfordert ein eigener Betrieb viel mehr Zeit und Aufmerksamkeit als ein Angestelltenjob. Aber zugleich bietet die Selbstständigkeit auch ein hohes Maß an Freiheit, schließlich kann man selbst entscheiden, wann und wie man arbeitet. Als selbstständige Geschäftsführerin war es aber auch nie eine Option, eine ein- oder gar zweijährige Karenz anzutreten, das übernimmt in meinem Fall mein Partner. Trotz Emanzipation und halbe-halbe, ist es aber gerade im ersten Jahr sehr wichtig, dass die Mama präsent ist, da es einfach Dinge gibt, die der Partner nicht übernehmen kann. Und ganz ehrlich, ich habe diese Doppelrolle unterschätzt und gerate an so manchen Tagen an mein Limit – aber die Unterschiedlichkeiten meiner Aufgaben erfüllen mich sehr und ich bin dabei sehr glücklich und nur darum geht es doch im Leben. Außerdem sehe ich gerade in dieser riesigen Challenge auch die große Chance als Unternehmerin, den Übergang von traditionellen Entscheidungsstrukturen zu „New Work“-Modellen mit kompetenz- und projektbasierten Hierarchien zu gestalten. Denn nur dank der in den letzten Jahren aufgebauten hoch eigenverantwortlichen Team-Struktur, in der Entscheidungsfindung und die Entwicklung von Ideen abseits von Hierarchien ablaufen müssen, ist es mir möglich, Kind und Karriere gut zu bewältigen.
Haustechnik – eine Zukunftsbranche?
Gerade in meinem Betätigungsfeld mit all den technologischen Errungenschaften, vor allem im Bereich der erneuerbarer Energien, sehe ich großes Potenzial, gemeinsam mit meinen Mitarbeitern und Kunden unsere Zukunft mitzugestalten und in Sachen Energie- und Ressourceneinsparung einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.
Diesen Beitrag finden Sie auch auf der Seite 10 der aktuellen Ausgabe 3/2021!