Mich haben schon als Kind Autos, Baustellen und Eisenbahnen mehr fasziniert als Puppen. Also Lego-Starterset statt Barbie-Haus. Ich bevorzugte auf jeden Fall immer schon das Bauen – ob Häuser oder Maschinen war noch offen.
Karrierestart auf der Großbaustelle
Ich wollte eigentlich für mein Doktorat an der ETH-Zürich bleiben, da kam ein großer Auftrag in Warschau herein. Das amerikanische Hochhaus-Projekt mit österreichischen Ausführenden mitten in Warschau war organisatorisch und technisch komplex.
Mit viel Arbeitseinsatz und Kommunikation haben wir es im Team nach einigen Komplikationen dann doch noch zeitgerecht abgeschlossen. Meine Karriere begann also mit dreiundzwanzig auf einer Großbaustelle in Polen. Nach meinem MBA am INSEAD in Frankreich wollte ich dann aber unbedingt auch noch in ein anderes Unternehmen. Ich ging für ein Jahr zu Siemens nach New York. Das war für meine Entscheidung in unseren Betrieb einzusteigen sehr wichtig. Ich habe mich dann bewusst für den eigenen Betrieb entschieden und bereue diesen Schritt bis heute nicht.
Gibt es genug Frauen in der Branche?
Es gibt leider noch immer zu wenig Frauen in unserer Branche. Wir müssen in Österreich erst an einen Punkt kommen, wo für Führungspositionen genauso oft Frauen in der Poleposition stehen wie Männer. Ich fürchte, hier liegt noch ein weiter Weg vor uns. Um das Interesse für technische Berufe zu fördern, müsste man bereits an den Schulen mit begeisterungsfähigen und begeisternden PädagogInnen für einen spannenden Unterricht in den MINT-Fächern sorgen. Die Liebe zur Technik kann auch bereits im Kindergarten geweckt werden; wir müssen nur das Umfeld dafür schaffen. Und weil ich die Situation in Polen gut kenne: In unserem Tätigkeitsbereich der Haustechnik – Heizung, Lüftung, Sanitär –, arbeiten dort in der Technik fast 50 Prozent Frauen. Unser technischer Bereich wird in Polen als Umweltfach bezeichnet und gehört nicht wie bei uns zum Maschinenbau, die Inhalte sind aber nahezu ident. Umwelttechnik lockt anscheinend einfach mehr Studentinnen an.
Tradierte Rollenbilder vs Karriere
Frauen kämpfen nach wie vor gegen Vorurteile und tradierte Rollenbilder an – Österreich wird dabei von international erfahrenen Managerinnen als besonders Männer dominiert und verhaftet im alten Denken empfunden. Das kann ich nachvollziehen, man bohrt schon dicke Bretter. Hinzu kommt: manchmal stehen sich Frauen bei der Berufswahl und Karriereplanung auch selbst im Weg. Während Frauen mitunter darauf warten, dass eine Führungskraft ihr Engagement sieht, pushen sich männliche Kollegen mit einem taktischen Karriereplan selbst nach vorne. Frauen zeigen immer noch viel zu selten auf, was sie können.
Wichtig: Soziale Kompetenz und Kommunikation
Frauen punkten oft mit ausgezeichneten Kommunikationsfähigkeiten, gutem Krisenmanagement und hoher sozialer Kompetenz. Diese Fähigkeiten sind auch auf Baustellen wichtig. Wenn komplexe Bauvorhaben scheitern, dann oft an der fehlenden Abstimmung und Kommunikation. Wenn jedes Gewerk nur das eigene unmittelbare Bedürfnis und Interesse verfolgt, wird eine Baustelle teuer und verzögert sich. Umso wichtiger ist, dass wir Menschen in diesen Prozess involvieren, die hinter den unmittelbaren Vorteil zurücktreten und das große Ganze sehen können.
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