Seit der Premiere von „Raxinox“ vor über fünf Jahren wurden in Österreich und weiteren Ländern solche Installationen realisiert. Ein Blick auf die verschiedenen Objekte zeigt, wann und unter welchen Voraussetzungen eine durchgehende Edelstahl-Installation tatsächlich Vorteile bietet.
Gestartet als Innovation für Health Care
In Hygienebereichen von Spitälern, Senioren- und Pflegeheimen dominiert aus gutem Grund der Werkstoff Edelstahl. Die Beständigkeit und optische Sauberkeit nichtrostenden Stahls unterstützt den Hygieneerhalt in Gesundheitseinrichtungen. Daher fordern in der Regel auch die Bauherren solcher Spezialobjekte, die Trinkwasserverteilung aus Edelstahl zu installieren. „In vielen Fällen scheiterte es allerdings an der Wirtschaftlichkeit, Edelstahlrohre auch bis zur Zapfstelle zu verlegen. Nicht allein wegen der Materialkosten, sondern insbesondere aufgrund des hohen Montageaufwands“, berichtet Christian Rüsche, Geschäftsführer von Viega Österreich. „Der enge Austausch unserer Fachleute für Heath Care-Anwendungen mit den Verantwortlichen der Gesundheitseinrichtungen war letztlich ein wesentlicher Treiber für die Produktentwicklung von ‚Raxinox‘, des ersten Pressverbindungssystems mit einem biegsamen Edelstahlrohr weltweit“, erläutert Rüsche. Das Rohr besteht aus einem hochwertigen, thermisch beständigen Kunststoffmantel und einem dünnwandigen, längsgeschweißten Edelstahlrohr. Damit verbindet „Raxinox“ die hygienischen Vorteile von Edelstahl im Kontakt mit Trinkwasser mit den Vorzügen einer flexiblen Rohrleitung in puncto Verarbeitung. Ein breites Sortiment an Pressverbindern aus Edelstahl komplettiert das Rohrleitungssystem. Damit ist eine durchgehende Rohrleitungsinstallation aus Edelstahl wirtschaftlich möglich. Denn der Montageaufwand von „Raxinox“ in der Stockwerksverteilung ist identisch zu der Verlegung konventioneller Mehrschichtverbundrohre. Seit der Markteinführung in 2016 hat sich gezeigt, dass diese Innovation nicht nur im Health Care-Bereich eine breite Anwendung findet, sondern auch im Objektbau. Die Gründe, warum Bauherren auf die durchgehende Rohrleitungsinstallation aus Edelstahl vom Hausanschluss bis zur Zapfstelle setzen, sind dabei vielschichtig.
KAGes-Vorgaben: hohe Durchströmung, niedrige Lebenszykluskosten
Die Steiermärkische Landeskrankengesellschaft (KAGes) veröffentlichte 2018 eine neue „Technische Richtlinie für die Planung, den Bau und den Betrieb zur Wasserversorgung und -aufbereitung“, um die Trinkwasserhygiene in ihren Landeskrankenhäusern und Landespflegezentren abzusichern. Dazu gehört auch die Vorgabe, für Trinkwasserrohrleitungen Edelstahl einzusetzen – gerade für Stockwerksleitungen. Denn die Erfahrung zeigte, dass die in Spitälern häufig notwendigen thermischen Desinfektionsmaßnahmen bei einfachen Kunststoffrohren zu Lasten der Lebensdauer gehen. Zusätzlich wurden hohe Fließgeschwindigkeiten angestrebt, weil die Wasserdynamik ein wichtiges Element im Wirkkreis der Trinkwassergüte spielt. Exakt passend zu den 2018 aktualisierten KAGes-Vorgaben wurden im gleichen Jahr im Neubau der „Station H1“ am Standort Graz durchgehend die Edelstahl-Pressverbindungssysteme von Viega installiert. Die Hauptverteilung besteht aus dem Edelstahlrohrsystem „Sanpress Inox“ und die Stockwerksverteilung wurde aus dem Edelstahlverbundrohr „Raxinox“ in der Abmessung 20 ausgeführt. Speziell die niedrigen Widerstandsbeiwerte (Zeta-Werte) der „Raxinox“-Verbinder machten eine schlanke Dimensionierung möglich. „Je geringer das Wasservolumen im Rohrleitungsnetz ist, umso schneller erfolgt der Wasserwechsel im bestimmungsgemäßen Betrieb“, schildert Jörg Wiesbauer, Seminarleiter bei Viega Österreich den Hintergrund, warum druckverlustoptimierte Rohrleitungssysteme für die Trinkwasserhygiene so wichtig sind. Ein konstruktiver Grund für die geringen Zeta-Werte der „Raxinox“-Pressverbinder ist unter anderem die Abdichtung auf einem Stützkörper und damit der Verzicht auf einen O-Ring. So verengt der Verbinder den Rohrleitungsquerschnitt kaum.
Fertighaushersteller: einfache Montage mit vorhandenem Werkzeug
Als Referenz für das Neubauprojekt in Graz diente unter anderem eine Tagesklinik in Bad Säckingen am Hochrhein, die 2016 erbaut wurde. Auch hier machte der Bauherr, das Zentrum für Psychiatrie Reichenau (ZfP), die Vorgabe, für die Trinkwasser-Installation durchgehend Edelstahlrohre einzusetzen. Allerdings stand dieses Bauvorhaben zusätzlich unter einem besonderen Vorzeichen, das sich auch auf die Installationstechnik auswirkte: Die Tagesklinik wurde aus Holzmodulen vorgefertigt, da ein eventueller Standortwechsel einzuplanen war. Daher musste sowohl die Montage als auch eine mögliche Demontage der Trinkwasserverteilung äußerst flexibel sein. Außerdem sah der Bauzeitenplan vor, dass nur vier Wochen nach Anlieferung der Holzmodule die neue Klinik bezugsfertig sein sollte. Die Holzmodule fertigte SchwörerHaus. Für den Spezialisten von Fertigbau-Konzepten aus Hohenstein-Oberstetten (Deutschland) war das von Hand zu biegende Edelstahlrohr „Raxinox“ die ideale Lösung. Die flexible Verlegung und das schnelle Ablängen der Rohre mit der dazu passenden Schere boten entscheidende Zeitvorteile. An den Schnittstellen der Holzmodule wurden die „Raxinox“-Rohre mit den dazugehörigen Edelstahl-Verbindern verpresst. Dazu konnten die Installateure von SchwörerHaus die vorhandenen und vertrauten Werkezeuge einsetzen, denn die Pressverbindungstechnik von „Raxinox“ ist identisch mit der des weitverbreiteten Kunststoff-Rohrleitungssystems „Raxofix“ von Viega.
Wohnungs- und Objektbau: Lieferfähigkeit und Wirtschaftlichkeit überzeugt Bauherren
Die einfache und damit wirtschaftliche Installation von Edelstahlrohren bis zur Zapfstelle hat aber über die hygienisch besonders sensible Trinkwasserverteilung in Gesundheitseinrichtungen hinaus längst auch den Wohnungs- und Objektbau erreicht. Denn die hygienischen Eigenschaften von Edelstahl im Kontakt mit Trinkwasser zahlen sich hier genauso aus. Exemplarisch dafür steht das Quartier „Europacity Riverside“, das 2018 in Berlin erbaut wurde. Auf einem rund 85.000 Quadratmeter große Areal entstanden Geschäfts- und Büroflächen, Restaurants, Hotels sowie 860 Mietwohnungen. Die wirtschaftliche Installation von „Raxinox“ mit der hohen Verfügbarkeit aller Installationskomponenten überzeugte den Bauherrn, durchgängig den Werkstoff Edelstahl für die Trinkwasserverteilung zu verwenden. Bei diesem Großprojekt spielte die Lieferfähigkeit von Viega für das Rohrleitungssystem „Raxinox“ eine ganz entscheidende Rolle. Denn für das gesamte Quartier war eine Bauzeit von nur 18 Monaten vom ersten Spatenstich bis zur Übergabe einzuhalten. Allein bei den Gewerken Sanitär und Heizung arbeiteten bis zu 50 Installateure gleichzeitig und wurden auf der Baustelle von verschiedenen Großhändlern Just-in-time mit den vielen Tausend benötigten Installationsbauteilen beliefert. Ein ähnliches Beispiel für die vollständige Trinkwasser-Installation aus Edelstahl im Wohnungsbau ist die Umnutzung eines alten Verwaltungsgebäudes zu dem modernen „Stadtquartier Volksgartenstraße 15“ in Linz. Das Bauprojekt startete 2017 und begann mit einer vollständigen Entkernung. Die verbliebene Bausubstanz gab die knappen Bauräume und verzweigten Rohrleitungswege für die Trinkwasser-Installation vor. Dennoch sollte auch die Stockwerkverteilung in Edelstahl ausgeführt werden – nicht zuletzt, um sich gegen Schwankungen in der Wasserbeschaffenheit des Versorgers abzusichern. Dank des zu diesem Zeitpunkt bereits bewährten „Raxinox“-Rohrleitungssystems von Viega konnte der Installateur die Forderungen des Bauherrn wirtschaftlich und vor allem hygienisch vorbildlich erfüllen.
Trinkwassergüte ist Gesamtkonzept
Aktuell stellen viele TGA-Planer und Installateure die Frage, ob die Installation von Trinkwasserrohren aus Edelstahl vom Hausanschluss bis zur Zapfstelle hygienisch sinnvoll oder doch eher kostentreibend ist. Die Antwort liefert die Analyse der vielen unterschiedlichen Bauprojekte, in denen dieses Konzept mit dem Edelstahlverbundrohr von Viega umgesetzt wurde. Christian Rüsche zieht folgende Bilanz: „Durch unser flexibles Edelstahl-Rohrleitungssystem ‚Raxinox‘ entstehen im Vergleich zu konventionellen Mehrschichtverbundrohren keine Mehrkosten durch die Montage. Und auch die Materialkosten sind nicht zuletzt durch die Einsparung von Formteilen und durch die von Hand biegbaren Rohre kein Argument mehr. Von daher ist die Wirtschaftlichkeit absolut gegeben“, so der Geschäftsführer von Viega Österreich. Doch er ergänzt zugleich: „Die Trinkwassergüte hängt von vielen Faktoren ab. Ein geeignetes Rohrleitungsleitungssystem ist dabei immer Teil eines umfassenden Konzepts, das zur Absicherung der Trinkwassergüte erforderlich ist. Ganz entscheidend ist die Planung einer hydraulisch abgestimmten und mit herstellerspezifischen Zeta-Werten berechneten Trinkwasserverteilung. Deshalb ist unser Selbstverständnis bei Viega, die vorhandene Expertise von Planern und Installateuren durch Spezialwissen, Softwaretools, Services und nicht zuletzt durch innovative Produkte wie ‚Raxinox‘ zu unterstützten.“ Jörg Wiesbauer unterstreicht die große Bedeutung einer ganzheitlichen Trinkwasserkompetenz durch ein Beispiel: „In den meisten Gesundheitseinrichtungen, unter anderem auch in dem KAGes-Neubau in Graz, werden zusätzlich automatische Viega-Spülsysteme installiert, um bei Nutzungsunterbrechungen den bestimmungsgemäßen Betrieb zu simulieren. Hier gibt es sehr unterschiedliche Lösungen, die exakt auf die Nutzung und die Trinkwasserverteilung anzupassen sind.“
Fazit
Eine durchgehend mit Edelstahlrohr ausgeführte Trinkwasser-Installation ist ein sinnvoller Qualitätsbeitrag, der sich auch wirtschaftlich auszahlt. Insgesamt hängt die Trinkwasserhygiene jedoch davon ab, ob die Mechanismen des Wirkkreises der Trinkwassergüte eingehalten werden. Die Grundlage wird dafür bei der Planung gelegt. Hier ein durchflussoptimiertes Rohrleitungssystem vorzusehen ist ein entscheidender Vorteil.
Mehr Informationen unter viega.at/Trinkwasser und viega.at/Raxinox
Diesen Beitrag finden sie auch auf den Seiten 50-51 der aktuellenAusgabe 1-2/2021!