Der Österreichische Fachverband für Raumlufttechnik, ÖFR, ist ein Netzwerk für Professionisten aus der Branche, allen voran für Betreiber von Lüftungsanlagen und solche, die es werden wollen. Die betreiberorientierte Ausrichtung des ÖFR macht den Verein einzigartig in der Interessenvertretung. Durch die ordentlichen Mitglieder, welche sämtliche Teildisziplinen der RLT-Branche vertreten, ist es dem Verein möglich, eine ausgewogene und zweckdienliche Informationsgrundlage für die eigentlichen Nutzer von Lüftungsanlagen zu schaffen. Nicht die Professionisten aus der RLT-Branche, also Dienstleister und Hersteller, werden etwas an der unzufriedenstellenden Marktsituation ändern, sondern ihre Kunden, die Betreiber. Denn sie sind die Leidtragenden von Fehlinformationen hinsichtlich Betrieb, Instandhaltung und Obliegenheitspflichten. Remus Marasoiu, Präsident des ÖFR, im Interview über KontrolloIierte Wohnraumlüftung.
Herr Marasoiu, welchen Stellenwert hat Kontrollierte Wohnraumlüftung Ihrer Erfahrung nach in Österreich?
Remus Marasoiu: Wenn es um die Sinn- und Zweckmäßigkeit von Kontrollierten Wohnraumlüftungsanlagen – in weiterer Folge kurz KWL-Anlagen – geht, scheiden sich die Geister. Für die einen ist es ein unerlässlicher Teil der technischen Gebäudeausrüstung und gehört heutzutage zur Grundausstattung im Wohnbereich einfach dazu. Für die anderen ist es eine überflüssige Installation, welche hohe Instandhaltungskosten und Hygienerisiken mit sich bringt.
Und wie lautet Ihre Definition betreffend Kontrollierter Wohnraumlüftung?
Marasoiu: Vom neutralen Standpunkt aus betrachtet, bietet eine KWL-Anlage sehr viel Mehrwert und ist gerade im Neubau – aufgrund der sehr energieschonenden, dichten Bauweise – unerlässlich. Entscheidend ist die Planungs- und Montagequalität, also ob man die Vorteile einer Wohnraumlüftung auch tatsächlich genießen kann. Werden in der Planungs- und Montagephase Versäumnisse begangen, wandelt sich das technische Gewerk „Wohnraumlüftung“ ganz schnell von einem Komfort-Produkt zu einem Trauerspiel.
Können Sie typische Szenarien eines solchen „Lüftungs-Trauerspiels“ nennen?
Marasoiu: Von der falschen Lagerung der Luftleitungen in der Montagephase über für die Instandhaltung und Reinigung unzugänglichen Bereiche bis hin zur fehlenden Einregulierung der Anlage gibt es eine Vielzahl an Aspekten, die man berücksichtigen MUSS, um einen zweckdienlichen, hygienischen und vor allem langfristig sicheren Betrieb gewährleisten zu können.
Lassen sich derartige Kardinalfehler bei der Planung bzw. Montage nachträglich wieder korrigieren?
Marasoiu: Viele Fehler in der Planungs- und Montagephase sind nicht bzw. nur mit einem sehr stark erhöhten Aufwand zu korrigieren. Doch wer kommt dann für die entstehenden Kosten auf? Was die ausführenden Dienstleister oftmals ignorieren, ist die Tatsache, dass Planung und Montage in der Regel gemäß dem anerkannten Stand der Technik (z. B. ÖNORM H6038) vom Auftraggeber ausgeschrieben und beauftragt und vom Auftragnehmer – also von den Dienstleistern – angeboten und bestätigt werden.
Lesen Sie das ungekürzte Interview auf Seite 46 der aktuellen Ausgabe 6/2023 oder am KioskAustria!