Obwohl Österreich im EU-Schnitt bei der Primärenergieerzeugung mit einem PV-Anteil von 1,9 % nicht allzu schlecht abschneidet (EU-27 Durchschnitt von 2,1 %), ist unbestreitbar, dass das Potenzial von Solarenergie in Österreich noch viel zu wenig genutzt wird. Laut PV Austria werden in Österreich erst 4,73 % der Stromnachfrage durch Strom aus PV-Anlagen abgedeckt. Um die Klimaziele zu erreichen, aber auch um unabhängiger von fossilen, importierten Energieträgern zu sein, sollte der Anteil von Sonnenstrom bis 2030 zumindest bei 15 % liegen. Schaut man sich die Verteilung nach Bundesländern und die für Solaranlagen benutzbaren Dächer an, ist dieses Ziel erreichbar, es erfordert allerdings neue, innovative Lösungen – und auch die Politik ist gefordert.
Bundesländervergleich: Niederösterreich klare Nummer eins
Die kleinräumige Struktur Österreichs und der hohe Anteil an Einfamilienhäusern bieten ideale Bedingungen für den großflächigen Einsatz von Photovoltaik. Vergleicht man die Bundesländer, unter Berücksichtigung ihrer Größe, so ist der PV-Ausbau in Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg und im Burgenland am weitesten fortgeschritten. In Salzburg, Kärnten und Tirol gibt es besonderen Aufholbedarf.
Den höchsten Einfamilienhausanteil hat das Burgenland mit 68,5 %. Darauf folgt das flächenmäßig größte Bundesland Niederösterreich mit 52,2 %. Auf Platz eins in Sachen Sonnenstrom liegt Niederösterreich bei einer installierten PV-Leistung von 628 MWp, knapp gefolgt von Oberösterreich mit 611 MWp*. Die Gemeinde mit dem höchsten Anteil an PV-Anlagen liegt dafür in Oberösterreich: In St. Stefan-Afiesl (Bezirk Rohrbach) verfügt jeder dritte Haushalt über eine PV-Anlage.
Abgesehen davon, dass Niederösterreich den höchsten Anteil an Haushalten in Österreich hat (ca. 18,4 %), sind laut Nikolas Jonas, Geschäftsführer der Solarplattform Otovo, auch die verhältnismäßig einfachen Behördengänge mitunter ein Grund für die PV-Stärke des Bundeslandes: „Tagtäglich sprechen wir mit Endkund:innen in allen Bundesländern. Obwohl die Prozesse laufend weiterentwickelt werden, merkt man im Austausch immer noch, dass die Hürden zu groß sind. Desto einfacher die bürokratischen Prozesse, desto eher steigen Verbraucher:innen auf Photovoltaik um – das zeigt sich besonders in Niederösterreich, wo die Behördengänge am einfachsten gestaltet sind.“
„Österreichs Dächer werden immer noch nicht als das dezentrale Energiekraftwerk erkannt, das sie sein könnten. Wenn wir die Klimaziele sowie die Unabhängigkeit von importierten Energieträgern auch nur annähernd erreichen wollen, muss der PV-Markt stärker mitgedacht und angekurbelt werden“, ergänzt Jonas.
Feuer am Dach und in der Staatskasse
Die Urgenz der Situation Österreichs wird umso klarer, wenn man die EU-Ziele und damit einhergehende Strafzahlungen unter die Lupe nimmt. Bis 2030 müssen die Treibhausgase (außerhalb des Emissionshandels) in Österreich im Vergleich zu 2005 laut EU-Regelung um 48 % reduziert werden. 2021 belief sich der gemessene Rückgang jedoch erst auf 13 Prozent – die restlichen 25 %, also knapp das Doppelte, müssen somit noch bis 2030 eingespart werden. Bei Nichterreichen drohen Strafzahlungen in Millionenhöhe. Nach aktuellem Ausblick wird das Ziel in Österreich wohl erst 2050 erreicht werden.
„Der Ausbau von Photovoltaik allein ist selbstverständlich nicht ausreichend, um die Klimaziele zu erreichen, doch ist er ein essentieller Teil des Maßnahmenpakets. Wir können es uns schlicht und einfach nicht mehr leisten, Photovoltaik zu vernachlässigen“, kommentiert Jonas die Klimaziele. „Mit Otovo wollen wir ein Teil der Lösung sein, indem wir Endverbraucher:innen den einfachsten Weg bieten, eine PV-Anlage auf ihr Dach zu bringen. So reduzieren wir bestehende Barrieren und sorgen für mehr Energieunabhängigkeit der Privatpersonen.“