Ursprünglich war geplant, zusammen mit einem Geschäftspartner den Vertrieb des biegbaren Edelstahlwell rohrsystems CSST für den BOA-Konzern in Österreich zu übernehmen, wozu 2011 die BOAGAZ gegründet wurde.
Herr DI Zimmermann, vor welchen Entscheidungen standen Sie damals?
DI RAINER ZIMMERMANN: Aufgrund strategischer Entscheidungen im Konzern erhielten wir kurze Zeit später die Chance, das System direkt vom Hersteller der Rohre zu beziehen. Diese Chance nutzten wir und so kam es 2014 zur Umfirmierung in BOAGAZ mit Ausweitung des Vertriebs auf Europa. Rückblickend war dies die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Wir schafften es, das System in allen wichtigen Gasländern Europas zu platzieren und der Branche ein wirklich innovatives System zur Verfügung stellen zu können. Aufgrund des wachsenden Erfolgs folgten 2016 die Gründung einer Tochtergesellschaft in Frankreich sowie 2017 in Deutschland. Außerdem konnten wir 2017 mit TERRAGAZ einen sehr kompetenten Vertriebspartner für ganz Osteuropa dazugewinnen.
Worauf führen Sie den internationalen Erfolg zurück?
ZIMMERMANN: Mit dem BOAGAZSystem fokussieren wir uns auf ein Nischenprodukt mit eindeutigem USP und Nut zervorteilen. Unsere gesamte Firmenstruktur ist auf den Bereich Gas und Gasinstallationstechnik ausgerichtet. Eine Ausweitung unseres Sortiments wird also immer nur um das Kernprodukt herum erfolgen oder im Bereich der flexiblen Elemente für den SHK-Bereich.
Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen in Europa?
ZIMMERMANN: In unserem Bereich gelten wir mittlerweile europaweit als der Spezialist und Ansprechpartner für flexible Edelstahlwellrohre für Gasinstallationen. Zudem ist unser System ausschließlich über den Fachgroßhandel erhältlich. Besonders zeichnet uns aus, dass wir in jedem Vertriebsland mit Eigenpersonal oder starken Ver triebspartnern, die im jeweiligen Land ansässig sind, vertreten sind. Das ist hinsichtlich regionaler und kultureller Unterschiede ein wesentlicher Erfolgsfaktor und garantiert uns die Nähe zum Kunden. Wir sind generell sehr dezentral strukturiert und dynamisch unterwegs. So konnten wir uns zum Beispiel letztes Jahr sehr rasch mit einem zweiten Warenlager in Straßburg an die stark gestiegene Nachfrage in Frankreich anpassen, um Warenverfügbarkeit zu garantieren.
Warum nahmen Sie heuer zum ersten Mal an dem neuen Messeformat EXPO der Frauenthal Gruppe teil?
ZIMMERMANN: Aus unserer Sicht war die Organisation der Veranstaltung hervorragend und sehr gut besucht. Wir hatten viele qualitativ hochwertige Gespräche mit Interessenten und bestehen den Kunden. Dieses Mal gingen wir besonders auf die jetzt endlich mögliche Verlegung unter dem Estrich ein. Hier bieten wir den Installationsbetrieben enorme Effizienzgewinne.
Wie wird sich Gas als Energieträger in Zukunft entwickeln?
ZIMMERMANN: Aus meiner Sicht hat Gas die nächsten Jahre bzw. Jahrzehnte definitiv als zentraler primärer Energieträger noch länger Bedeutung. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist schwierig und nicht innerhalb kurzer Zeit umsetzbar. Es wird defintiv einen Umstieg auf Green Energy geben, doch dieser wird nur stufenweise erfolgen können. Gas an sich weist mit Abstand einen der saubersten Verbrennungsprozesse gegenüber anderen Brennstoffen – insbe sondere Öl – auf. Man sollte auch nicht vergessen, dass wir eine sehr gute Gasinfrastruktur haben, die noch immer weiter ausgebaut wird. Die Zuwachsrate ist hier natürlich prozentuell geringer, aber absolut gesehen gibt es immer wieder neue Siedlungen, die erschlossen werden. Diese Infrastruktur könnte dann natürlich zukünftig auch für andere Medien genutzt werden. Bisher zeigt die Energiepolitik der EU jedoch, dass Gas erhalten bleibt – zumindest über den nächsten überschaubaren Zeitraum.