Dass Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft eng miteinander verflochten sind, ist jetzt so etwas Neues nicht. Dass auch das Bauwesen und somit ebenfalls die Gebäude- und Installationstechnik damit verwoben sind, kann somit auch keine große Überraschung darstellen.
Weit hergeholt könnten manche behaupten – schlüssig mag es sich für andere darstellen ... Aber (Quer-)Verbindungen zu schaffen, ist ja auch nicht zuletzt das Wesen der Installations-Branche (hier im haustechnischen und nicht künstlerischen Sinne gemeint). Wollen wir also mal sehen, ob ich diesen Brückenschlag schaffe – und wo, wenn nicht in Venedig, könnte ein solcher besser gelingen?!
Erste Eindrücke
„(Re)plumbing the System“, also den Titel dieses Artikels, habe ich mir zugegebenermaßen gleich aus dem ersten, nämlich dem holländischen Pavillon stibitzt bzw. für meine Zwecke adaptiert. In diesem ersten von mir besuchten Pavillon ging es einerseits um Kritik am bestehenden (Wirtschafts-)System und andererseits um die Wiederverwertung der wertvollen Ressource Wasser – eben unter dem Titel „Plumbing the System“. Das detailreiche Kunstwerk von Karlun Kingma, Thomas Bollen und Martijn van der Linden mit dem Titel „The Waterworks of Money“ zeigt die Architektur unseres Finanzsystems und dessen soziale wie ökonomische Auswirkungen. Kapitalismuskritik deluxe, aber zumindest vom Titel ein gelungener Brückenschlag zu unserer Branche. Ob sich das System zu einem faireren wenden lässt, in dem nicht einige wenige vom Finanzfluss profitieren, sondern sich das Kapital gleichmäßiger auf die (Welt-)Bevölkerung verteilt, lasse ich an dieser Stelle einmal offen; die Idee, das Ganze zu visualisieren, ist jedoch ebenso sinn- wie eindrucksvoll, möchte ich meinen, und hilft dabei, einen Überblick über ein schier unüberblickbares Konstrukt zu bekommen – unser Finanzsystem. Dies war aber eben nur die eine Hälfte des in diesem Pavillon Gezeigten. Die zweite Installation beschäftigte sich mit dem Thema Wasseraufbereitung – und dies mit Hilfe einer Regenwassernutzung am Dach von (Privat-)Häusern, quasi umsetzbar von jedermann. „Plumbing the System“ im Sinne von „Plumbing the Future“ also – nicht der letzte intensive Aufruf zum Nachdenken im Zuge dieser Veranstaltung.
Gleich gegenüber im finnischen Pavillon kam ich dann der Installationsbranche noch ein wenig näher. Kuratiert von Arja Renell präsentierte dort „The Dry Collective“ – eine Gruppe bestehend aus sechs finnischen Designern – ihre Version einer wasserlosen Toilette. Ähnlich wie bei den in unseren Breiten bekannten „Öklos“, werden hier die Ausscheidungen mit Holzspänen vermischt und schließlich in Dünger umgewandelt. Kreislaufwirtschaft der etwas anderen Art. Generell fand man das Thema der Ressourcenschonung oft, was gleichzeitig wohl auch ein starkes Zeichen für die Relevanz dieser Thematik ist. Der deutsche Pavillon etwa präsentierte unter dem Titel „Wegen Umbau geöffnet“ einen „Handlungsansatz für eine Baukultur jenseits der vorherrschenden Ausbeutung von Ressourcen und Menschen“. Soll heißen: Hier wurde von einer Gruppe Künstler – in diesem konkreten Falle von (Bau-)Arbeitern – der im Zuge der Biennale 2022 von Künstlerin Maria Eichhorn erdachte Inhalt neu strukturiert und grundsaniert; ökologisch und diskriminierungsfreier Sanitärraum inklusive!