Bei einem „Roundtable“-Gespräch haben wir mit Vera Immitzer, -Geschäftsführerin des PVA; Gerhard Rimpler, Geschäftsführer myPV; Roger Hackstock, Geschäftsführer Austria Solar, und Alexander Friedrich, Geschäftsführer 3F Solar, über die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten von Photovoltaik und Solarthermie gesprochen.
Was wird die Zukunft beiden Technologien bringen?
Roger Hackstock: Solarwärme ist eine etablierte Technologie, sie hat eine Reise gemacht von kleinen Anlagen für Warmwasser über Heizungsunterstützung bis zu großen Anlagen im Megawatt-Bereich. Wir haben heute die meisten Aufträge für Großanlagen in Gewerbe- und Industriebetrieben oder auch bei der Fernwärme. Der Kleinanlagenmarkt ist seit zehn Jahren rückläufig. Das ist auch der erstarkten Konkurrenz durch die Photovoltaik geschuldet, deren Technik in den letzten Jahren günstiger wurde und so auch im Bereich Warmwasser vermehrt in Einfamilienhäusern installiert wurde. Unser Ziel ist es, dass das solare Heizen in Großobjekten zum Baustandard wird, da es fast keine Mehrkosten verursacht. Auch Kombinationen von Strom und Wärme, also die technologische Verschmelzung von PV und Solarthermie, halte ich für möglich.
Vera Immitzer: Bei der Photovoltaik hat sich in den letzten zehn Jahren viel getan, es wird sich aber auch in den nächsten zehn Jahren hier noch viel tun müssen. Auch die neue Regierung hat das Ziel „100 Prozent erneuerbaren Strom bis 2030“ bestätigt –
wir müssen jetzt die PV-Leistung verzehnfachen. D. h., jeder Schraubenzieher müsste glühen, hätte Hans Kronberger (ehemaliger Präsident des PVA) gesagt. Wir werden eine Art „PV-Verpflichtung“ eingehen müssen, also jedes Gebäude, das neu errichtet oder saniert wird, muss eine PV-Anlage haben (3 kW für ein Einfamilienhaus). Wir dürfen aber auch größere Anlagen nicht vergessen. Und auch die bestehende Infrastruktur, wie z. B. Parkplätze, muss genutzt werden. Wichtig dabei: Raumordnungen und Bauordnungen sind anzupassen. Die „Energiegemeinschaft“ muss endlich auch in Österreich zum Thema werden.
Wie zufrieden sind Sie mit staatlichen Förderungen?
Hackstock: „Bei den Großanlagen ist die Förderkulisse sehr gut. Die Klimafonds-Förderung gewährt bis zu 50 Prozent Investitionszuschuss. Bei den großen Megawattanlagen über 10.000 m2 gibt es allerdings gar nichts, da wünschen wir uns von der Regierung ein Impulsförderprogramm.
Gab es in Österreich so wie in Deutschland auch eine Überförderung?
Hackstock: Die Diskussion der Überförderung betrifft den Ökostrom, PV und Wind, also immer nur die Stromseite; bei der Wärme gab es niemals eine Überförderung.
Rimpler: Ich sehe durchaus eine Überförderung der Solarthermie, z. B. in Oberösterreich: Da wird Solarthermie seit 30 Jahren gefördert. Durch den Preisverfall in der PV, der in der Solarthermie nicht stattgefunden hat, kommt es nun zu der paradoxen Situation, dass, wenn beide Technologien im unmittelbaren Wettbewerb stehen, die Solarthermie nach wie vor eine wesentlich höhere Förderung braucht, um wettbewerbsfähig sein zu können. Deshalb finde ich, dass die Solarthermie überfördert ist, weil es ja gar nicht notwendig wäre, sie zu fördern, da es eine entsprechend günstigere Alternative gibt.
Hackstock: Die Solarthermie als üerfördert zu sehen, ist eine Umkehrung der Tatsachen: Die PV erhält fast die zehnfache Förderung der Solarthermie . Bei der Solarthermie bekommt man bei der Investition 20 Prozent, bei der PV erhält man über 13 Jahre lang die komplette Investition plus Rendite gefördert – davon können wir nur träumen.
Immitzer: Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. PV-Kleinanlagen erhalten wie die Solarthermie einen einmaligen Zuschuss. Nur die Großanlagen erhalten einen kostendeckenden Einspeisetarif. Für PV-Wärmeanlagen gibt es gar keine Unterstützung.
Alexander Friedrich: Wir haben eine Unzahl an verschiedenen Förderungen, die meiner Meinung nach gar nicht so sinnvoll sind. Meine Herangehensweise wäre es eher, die flächendeckende Mehrwertsteuer für all jene Endverbraucher zu erlassen, die ein erneuerbares Energiesystem installieren. Das bedeutet weniger Verwaltungsaufwand, ist aber ein großer Anreiz für den Neukunden. Die Erneuerbare-Energie-Bewegung ist immer noch von den Bürgern selbst getrieben. Sie wollen aus ideologischen Gründen eine solche Anlage – das ist ein sehr emotionales Thema.
Immitzer: Förderungen sind in gewissen Bereichen nach wie vor notwendig; wir versuchen aber verstärkt, andere Wege zu gehen. Es müssen einfach die Rahmenbedingungen für eine neue Entwicklung geschaffen werden. Also wie Herr Friedrich schon gesagt hat: Mehrwertsteuer weg, aber auch Abschreibdauer ändern und vor allem auch die Bauordnung anpassen – dann wären Förderungen Nebensache.
Hackstock: Das gilt auch für die Solarthermie. Die Bewilligungsverfahren sind unendlich – ein richtiger Staatsakt.
Herr Friedrich, Sie vertreiben ein Produkt, das beide Technologien verbindet. Wie sieht das aus?
Friedrich: Der Hybridkollektor verbindet die zwei Welten Photovoltaik und Solarthermie im Kollektor selbst. Die Gesamtleistung wird somit pro Quadratmeter maximiert, die benötigte Fläche somit reduziert und auch Montagematerial und Montagezeit eingespart. Da Gebäude bzw. deren Nutzer immer Strom & Wärme benötigen, erfüllt der Hybridkollektor diese Anforderungen optimal. Beides wird in Zukunft weiterhin von Relevanz sein, wenn die Ziele für die Umstellung im Energiesystem erreicht werden sollen. Es muss sogar in beiden Bereichen massive Steigerungen geben, damit die Energiebereitstellung der fossilen Energieträger ausgeglichen werden kann. PV und Solarthermie haben ihre Berechtigung bzw. optimale Anwendungsfälle, und wir benötigen jede solare Energieproduktion, die wir bekommen können.
Rimpler: Es gibt viele Schnittmengen. Wir sind alle überzeugte Klimaschützer, uns sind die Themen CO2 und Nachhaltigkeit wichtig. Man müsste insgesamt übergreifender denken, da wären auch die Innung, die Kammer und die Berufsschulen gefordert.
Lesen Sie den vollständigen Artikel ab Seite 38 der aktuellen Ausgabe 1-2/2020.