Warum unter anderem die Produktion nachhaltiger Arbeitskleidung ebenso notwendig wie herausfordernd ist, beantwortet Bernd Feketeföldi, kaufmännischer Geschäftsführer bei MEWA Österreich:
Was sind die wichtigsten Kriterien, um eine Arbeitskleidung als „nachhaltig“ bezeichnen zu können?
Bernd Feketeföldi: Nachhaltigkeit umfasst viel mehr als die Kleidung selbst und ihre Fertigung. Dazu gehören alle Prozesse rund um die Textilien wie Lieferketten, der CO2-Fußabdruck oder Wasser- und Energieverbrauch bei den Vorprodukten. Insgesamt geht es darum, ob die Kleidung ressourcenschonend und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde und auch, wie lange sie getragen werden kann. Je länger die Lebenszyklen einer Kleidung oder je größer die Möglichkeit ihrer Zweit- oder Drittverwendung, umso nachhaltiger. Diese Langlebigkeit ist nur mit hochwertigen Materialien zu erreichen.
Welche Lebenszeit kann von Berufskleidung erwartet werden?
Feketeföldi: Die Lebenszeit von Bekleidungsteilen hängt natürlich sehr davon ab, wie stark sie beansprucht werden. Eine MEWA-Latzhose ist beispielsweise etwa drei Jahre im Einsatz, eine Bundjacke hält rund fünf Jahre. Das ist im Vergleich zu einem privat gekauften Kleidungsteil schon enorm viel mehr. Mit unseren Kunden vereinbaren wir bei Vertragsabschluss, dass in definiertem Umfang Reparaturarbeiten vorgenommen werden. Das ist branchenbedingt unterschiedlich.
Außerdem werden bei unseren Kollektionen stark verschleißende Teile schon vorproduziert, um sie später austauschen zu können. Und von ausgemusterten Kleidungsstücken werden noch funktionstüchtige Teile wiederverwertet. All das trägt auch zu einem nachhaltigen Konzept bei.
Worin bestehen die Herausforderungen bei der Produktion nachhaltiger Arbeitskleidung?
Feketeföldi: Die große Herausforderung im Textilservice ist die Qualität der Recyclingmaterialien. Dabei geht es zum einen um die Festigkeit, die wir im Berufsbekleidungsbereich dringend benötigen. Zum anderen ist für uns auch das Färbeverhalten relevant. Farbiges oder in irgendeiner Form verunreinigtes Plastik muss entfärbt und neu eingefärbt werden. Bei Modeartikeln besteht hinsichtlich des Farbtons eine größere Toleranz, Arbeitskleidung im Corporate Design kann sich keine Farbschwankungen erlauben. In den vergangenen Jahren ist die Qualität des recycelten Polyesters jedoch deutlich besser geworden. Zugleich wurden Technologien weiterentwickelt und die Bereitschaft, in den Recycling-Bereich zu investieren, hat allgemein zugenommen – auch in unserem Netzwerk. Dadurch hatten wir jetzt die Chance, mit ‚Peak‘ unsere erste nachhaltige Kollektion zu produzieren.
Was zeichnet die erste nachhaltige Kollektion von MEWA aus?
Feketeföldi: „Peak“ ist eine Berufskleidung mit herausragenden Funktionseigenschaften in der Optik eines modischen Outdoor-Outfits. Wir haben eine besonders ergonomische Passform durch die vielen elastischen Bereiche und einen besonderen Komfort durch ein Hybridsystem mit wärmenden, kühlenden und gepolsterten Zonen. Das alles wird zu rund 75 Prozent aus recycelten Materialien gefertigt. Die eingesetzten Polyestergewebe und -garne bis hin zu den Etiketten und Anfassbändern sind allesamt aus recycelten PET-Wasserflaschen hergestellt. Hinzu kommt umweltfreundliche Bio-Baumwolle.
Eine besondere Herausforderung waren die elastischen Bereiche. Hierfür werden gestrickte Partien benötigt. Diese auf „recycelt“ umzustellen, war völlig neu für uns. Es hat mehr als ein Jahr gedauert, bis wir damit produktionsfähig waren, und soweit ich weiß, sind wir im Bereich Leasing derzeit die einzigen, die elastische Gestricke mit Recyclingfasern abdecken. Dass diese Kollektion nachhaltig ist und außerdem den Wasch- und Trockenverfahren im Leasingprozess standhält, ist die eigentliche Besonderheit.
Diesen Beitrag finden Sie ungekürzt auch auf Seite 58 der aktuellen Ausgabe 12/2021!